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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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und streckt sie auf dem Teppich aus ... Kurz, er begann mir Andeutungen zu machen und drückte mir einmal beim Gehen auffallend fest die Hand. Und kaum hatte er mir die Hand gedrückt, wurde auf einmal mein Fuß schlimm! Rakitin hatte schon früher manchmal Pjotr Iljitsch bei mir getroffen, und immer stichelte und stichelte er gegen ihn und brummte ihn wegen irgend etwas an. Ich sah mir die beiden an, wenn sie aneinandergerieten, und lachte innerlich. Wie ich nun einmal allein dasaß, das heißt nein, ich lag damals schon, wie ich nun einmal allein dalag, da kam Michail Iwanowitsch, und denken Sie sich, er brachte ein eigenes Gedicht mit, nur ganz kurz, auf meinen kranken Fuß, das heißt, er hatte meinen kranken Fuß in Versen besungen. Warten Sie einmal, wie war es doch?
    Ach, geschwollen ist das liebe Füßchen,
und die Ärzte suchen es zu heilen...
    Oder so ähnlich, ich kann mir Verse absolut nicht merken. Ich habe das Gedicht dort liegen, na, ich werde es Ihnen nachher zeigen, aber es ist reizend, ganz reizend, und wissen Sie, es handelt nicht nur von dem Füßchen, es hat auch einen tieferen Inhalt, mit einer reizenden Idee, nur habe ich sie vergessen, kurz, man hätte es ohne weiteres in ein Album schreiben können. Na, ich lobte es natürlich, und er fühlte sich offenbar durch mein Lob geschmeichelt. Ich war mit dem Loben noch nicht fertig, da trat Pjotr Iljitsch ins Zimmer. Michail Iwanowitschs Gesicht wurde urplötzlich finster wie die Nacht. Ich merkte gleich, daß Pjotr Iljitsch ihm irgendwie in die Quere gekommen war, denn Michail Iwanowitsch hatte wohl gleich im Anschluß an die Verse etwas sagen wollen, das hatte ich schon geahnt, und nun war ihm also Pjotr Iljitsch dazwischengekommen. Ich zeigte das Gedicht sogleich Pjotr Iljitsch, ohne jedoch den Verfasser zu nennen. Aber ich bin überzeugt, daß er ihn sofort erriet, obgleich er es bis auf den heutigen Tag nicht zugibt, aber das tut er absichtlich. Pjotr Iljitsch fing an zu lachen und das Gedicht zu kritisieren. ›Ganz jämmerliche Verse!‹ sagte er. ›Die wird wohl irgendein Seminarist verbrochen haben.‹ Und wissen Sie, das sagte er so zornig! Und Ihr Freund, statt darüber zu lachen, wurde auf einmal ganz wütend ... O Gott, ich dachte sie würden sich prügeln! ›Ich‹, sagte er, ›bin der Verfasser des Gedichts. Ich habe es nur zum Scherz geschrieben, denn ich halte es für unwürdig, Verse zu schreiben. Aber meine Verse sind gut. Ihrem Puschkin will man für sein Lob der Frauenfüßchen ein Denkmal setzen, bei mir ist mit diesem Lob jedoch eine bestimmte Tendenz verbunden. Sie hingegen‹, sagte er, ›sind ein Verteidiger der Leibeigenschaft. Sie besitzen keine Humanität, Sie haben keinerlei aufgeklärte Gefühle, Sie sind von der neuzeitlichen Entwicklung unberührt geblieben, Sie sind Beamter und nehmen Bestechungen an!‹ Da fing ich an zu schreien und flehte die beiden an. Doch Pjotr Iljitsch, wissen Sie, ist durchaus nicht auf den Mund gefallen, er schlug sofort einen feinen Ton an, sah ihn spöttisch an, hörte zu und entschuldigte sich. ›Ich habe nicht gewußt‹, sagte er, ›daß Sie der Verfasser sind. Hätte ich es gewußt, dann hätte ich nicht so geredet, sondern das Gedicht gelobt. Die Dichter sind alle so reizbar ...‹ Kurz, lauter solche Spöttereien, unter dem feinsten Tonfall versteckt. Er hat mir nachher selbst gestanden, daß alles nur Spott war, und ich hatte gedacht, er hätte im Ernst gesprochen! So lag ich nun da, wie ich jetzt vor Ihren Augen daliege, und dachte: ›Schickt es sich oder schickt es sich nicht, daß ich Michail Iwanowitsch zur Strafe dafür die Tür weise, daß er in meinem Haus meinen Gast unanständig angeschrien hat?‹ So lag ich da, hielt die Augen geschlossen und dachte: ›Schickt es sich, oder schickt es sich nicht?‹ Ich konnte zu keiner Entscheidung kommen und quälte mich und quälte mich, und das Herz klopfte mir: Soll ich schreien oder nicht? Eine Stimme in mir sagte: ›Schrei!‹ Und eine andere sagte: ›Schrei nicht!‹ Aber kaum hatte diese andere Stimme das gesagt, da schrie ich auf und fiel in Ohnmacht. Na, natürlich war große Aufregung. Ich erhob mich und sagte zu Michail Iwanowitsch: ›Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, daß ich Sie nicht mehr in meinem Haus zu empfangen wünsche.‹ Ja, so habe ich ihn vor die Tür gesetzt ... Ach, Alexej Fjodorowitsch! Ich weiß selbst, daß ich häßlich gehandelt habe, es war alles nur Verstellung, ich war gar nicht böse

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