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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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Augenblick zum Zaun, als der Flüchtling schon hinaufstieg. Außer sich vor Wut brüllte Grigori los, stürzte zu ihm hin und klammerte sich mit beiden Händen an sein Bein.
    Richtig, seine Ahnung hatte ihn nicht getrogen, er erkannte ihn. Er war es, »der entsetzliche Vatermörder«!
    »Vatermörder! schrie der Alte, daß es weithin zu hören war. Mehr konnte er nicht schreien. Wie vom Blitz getroffen, fiel er plötzlich zu Boden. Mitja sprang wieder in den Garten und beugte sich über ihn. In der Hand hatte Mitja den Messingstößel; er schleuderte ihn mechanisch von sich ins Gras. Der Stößel fiel zwei Schritte neben Grigori nieder, aber nicht ins Gras, sondern auf den Weg, auf die sichtbarste Stelle. Einige Sekunden betrachtete Mitja den Alten: Sein Kopf war ganz voll Blut. Mitja streckte die Hand aus und begann ihn zu betasten. Er erinnerte sich später deutlich, daß ihm in jenem Moment sehr daran gelegen war, »genau zu konstatieren«, ob er dem Alten den Schädel zerschmettert oder ihn nur »betäubt« hatte. Das Blut strömte heftig und übergoß mit heißem Strahl Mitjas zitternde Finger. Er erinnerte sich später auch, daß er sein reines weißes Taschentuch, das er sich extra für den Besuch Frau Chochlakowa eingesteckt hatte, aus der Tasche zog und es dem Alten an den Kopf hielt in dem sinnlosen Bemühen, ihm das Blut von der Stirn und vom Gesicht abzuwischen. Aber auch das Tuch war augenblicklich von Blut durchtränkt.
    ›Herrgott, wozu tue ich das?‹ fragte sich Mitja, plötzlich zur Besinnung kommend. Wenn ich ihm den Schädel eingeschlagen habe, wie soll ich das jetzt feststellen? Und es ist ja jetzt auch ganz gleich! Habe ich ihn totgeschlagen, so habe ich ihn eben totgeschlagen ...‹ »Der Alte ist mir in die Quere gekommen soll er nun daliegen!« sagte er laut, stürzte plötzlich zum Zaun, sprang hinüber in die Seitengasse und lief fort.
    Das blutdurchtränkte Taschentuch hielt er zusammengeballt in der rechten Faust und steckte es im Laufen in die hintere Rocktasche. Er lief Hals über Kopf, und mehrere der wenigen Passanten, die ihm in der Dunkelheit auf den Straßen der Stadt begegneten, erinnerten sich später, in jener Nacht einen wie irr laufenden Menschen gesehen zu haben. Er rannte wieder zum Haus der Frau Morosowa. Gleich nachdem Mitja vorhin gegangen war, hatte Fenja den Hausknecht Nasar Iwanowitsch »um Christi willen« gebeten, »den Hauptmann nicht mehr hereinzulassen, weder heute noch morgen«. Nasar Iwanowitsch hatte es ihr versprochen; unglücklicherweise aber war er plötzlich zur gnädigen Frau gerufen worden und hatte seinem Neffen, einem etwa zwanzigjährigen, erst unlängst vom Lande gekommenen Burschen, aufgetragen, auf dem Hof Wache zu halten; dabei hatte er jedoch vergessen, ihm wegen des Hauptmanns anzuweisen. Als Mitja am Tor ankam, klopfte er. Der Bursche erkannte ihn sofort; Mitja hatte ihm oft Trinkgeld gegeben. Er ließ ihn unverzüglich ein und teilte ihm vergnügt lächelnd im voraus mit, Agrafena Alexandrowna sei jetzt nicht zu Hause.
    »Wo ist sie denn, Prochor?« fragte Mitja und blieb jäh stehen.
    »Sie ist weggefahren, vor ungefähr zwei Stunden, mit Timofej. Nach Mokroje.«
    »Wieso denn das?« schrie Mitja.
    »Das weiß ich nicht. Zu einem Offizier, glaube ich. Jemand hat sie rufen lassen. Von dort ist auch ein Wagen geschickt worden ...«
    Mitja ließ ihn stehen und lief wie wahnsinnig zu Fenja hinein.

5.
Ein plötzlicher Entschluß
     
    Fenja saß mit ihrer Großmutter in der Küche; sie waren gerade dabei, sich schlafen zu legen. Im Vertrauen auf Nasar Iwanowitsch hatten sie wieder nicht von innen abgeschlossen. Mitja kam herein, stürzte sich auf Fenja und packte sie fest an der Kehle.
    »Jetzt sprich, wo ist sie, mit wem ist sie jetzt in Mokroje!« brüllte er wütend.
    Die beiden Frauen kreischten auf.
    »Ich werde es sagen, Täubchen Dmitri Fjodorowitsch! Ich werde gleich alles sagen, nichts werde ich verheimlichen!« schrie die zu Tode erschrockene Fenja hastig. »Sie ist zu einem Offizier nach Mokroje gefahren.«
    »Zu was für einem Offizier?« brüllte Mitja.
    »Zu ihrem früheren Offizier, zu ihrem früheren, zu dem, der sie vor fünf Jahren sitzenließ«, sagte Fenja mit derselben Eilfertigkeit.
    Dmitri Fjodorowitsch nahm die Hände von ihrer Kehle. Leichenblaß, unfähig zu reden, stand er vor ihr; doch war an seinen Augen zu sehen, daß er alles mit einemmal verstanden, alles bis ins letzte erraten hatte. Die arme Fenja war in dieser

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