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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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Gelegenheit, der junge Mann war durchaus nicht schüchtern.
    »Sehen Sie nur, Sie haben sich unter den Nägeln nicht eingeseift. So, jetzt reiben Sie sich das Gesicht ab, sehen Sie da, an der Schläfe, am Ohr ... Wollen Sie etwa in diesem Hemd fahren? Wohin fahren Sie eigentlich? Sehen Sie nur, am rechten Ärmel ist die ganze Manschette blutig!«
    »Ja, sie ist blutig«, bemerkte Mitja, während er die Manschette betrachtete.
    »Wechseln Sie doch die Wäsche!«
    »Ich habe keine Zeit. Aber wissen Sie was, ich werde ...«, fuhr Mitja mit derselben Zutraulichkeit fort; dabei trocknete er sich bereits Gesicht und Hände ab und zog sich den Rock an. »Ich werde das untere Ende des Ärmels umschlagen, dann wird es unter dem Rock nicht zu sehen sein ... Sehen Sie, so!«
    »Jetzt sagen Sie mir endlich, wie Ihnen das passiert ist! Haben Sie sich mit jemand geschlagen, ja? Vielleicht wieder im Restaurant wie damals? Haben Sie wieder etwas mit dem Stabskapitän gehabt? Haben Sie ihn wieder geprügelt und am Bart gezogen?« fragte Pjotr Iljitsch vorwurfsvoll. »Wen haben Sie denn sonst noch geprügelt ... oder am Ende gar getötet?«
    »Unsinn!« versetzte Mitja.
    »Wieso Unsinn?«
    »Das brauchen Sie nicht zu wissen«, erwiderte Mitja und lächelte plötzlich. »Ich habe eben auf dem Marktplatz eine alte Frau totgedrückt.«
    »Totgedrückt? Eine alte Frau?«
    »Einen alten Mann!« schrie Mitja und lachte Pjotr Iljitsch so laut ins Gesicht, als ob der taub wäre.
    »Hol' Sie der Teufel, einen alten Mann, eine alte Frau ... Haben Sie wirklich jemand totgeschlagen?«
    »Wir haben uns wieder versöhnt. Wir sind aneinandergeraten und haben uns wieder versöhnt. Auf der Stelle. Wir sind als Freunde auseinandergegangen. Ein Dummkopf ... Er hat mir verziehen ... Jetzt hat er mir gewiß verziehen ... Wenn er aufgestanden wäre, hätte er mir gewiß nicht verziehen«, fügte Mitja plötzlich hinzu und zwinkerte dazu mit den Augen. »Ach wissen Sie, hol' ihn der Teufel! Hören Sie mal, Pjotr Iljitsch! Zum Teufel, das brauchen Sie nicht zu wissen! In diesem Augenblick will ich es nicht sagen!« schloß Mitja kurz und entschieden.
    »Ich frage ja nur deswegen, weil es Ihre besondere Vorliebe ist, sich mit jedem anzulegen. So wie damals aus ganz unbedeutendem Anlaß mit diesem Stabskapitän ... Sie haben sich geprügelt und fahren nun zu einem Trinkgelage – da sieht man Ihren ganzen Charakter! Drei Dutzend Flaschen Champagner wozu denn so viel?«
    »Bravo! Geben Sie nun die Pistolen her! Bei Gott, ich habe keine Zeit. Ich würde gern ein bißchen mit dir schwatzen, Täubchen, aber ich habe keine Zeit. Und es ist auch gar nicht nötig! Es ist zu spät, um noch lange zu schwatzen. Halt, wo ist das Geld geblieben, wo habe ich es gelassen?« rief er und begann in den Taschen zu wühlen.
    »Auf den Tisch haben Sie es gelegt ... Sie selbst. Da liegt es ja. Haben Sie das vergessen? Wahrhaftig, Sie achten das Geld nicht höher als Unrat oder Wasser. Da sind Ihre Pistolen. Sonderbar, vorhin haben Sie sie für zehn Rubel als Pfand gegeben, und jetzt haben Sie auf einmal Tausende in Händen. Es sind doch wohl zwei- oder dreitausend?«
    »Seien Sie unbesorgt, dreitausend«, erwiderte Mitja lachend und steckte das Geld in die Hosentasche.
    »So werden Sie es verlieren. Sie besitzen wohl Goldbergwerke wie?«
    »Goldbergwerke? Jawohl, Goldbergwerke!« schrie Mitja aus voller Kehle und brach in schallendes Gelächter aus. »Wollen Sie in die Goldbergwerke, Perchotin? Dann wird Ihnen eine Dame von hier dreitausend Rubel geben, damit Sie nur hinfahren. Mir hat sie sie gegeben – so sehr liebt sie die Goldbergwerke! Kennen Sie Frau Chochlakowa?«
    »Nein, ich bin nicht mit ihr bekannt, aber ich habe von ihr gehört und sie gesehen. Hat die Ihnen wirklich die dreitausend Rubel gegeben? So einfach gegeben?« fragte Pjotr Iljitsch mit ungläubiger Miene.
    »Gehen Sie doch morgen, wenn die Sonne in die Höhe fliegt, wenn der ewig junge Phöbus 54 , Gott lobend und preisend, in die Höhe fliegt, zu Frau Chochlakowa, und fragen Sie sie selbst, ob sie mir dreitausend Rubel gegeben hat oder nicht. Fragen Sie sie doch!«
    »Ich kenne Ihre Beziehungen nicht ... Wenn Sie es so bestimmt sagen, wird sie die Ihnen schon gegeben haben ... Sie aber ... Kaum haben Sie das Geld in die Pfoten bekommen, fahren Sie statt nach Sibirien mit den ganzen dreitausend zu einem Gelage ... Wohin fahren Sie jetzt eigentlich, he?«
    »Nach Mokroje.«
    »Nach Mokroje? Aber es ist doch

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