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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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Bernard. In welche Richtung gehört der? Chemie, nicht wahr?«
    »Ja, er muß ein Gelehrter sein«, antwortete Aljoscha! »Aber ich muß dir gestehen, daß ich über ihn nicht viel zu sagen weiß. Ich habe nur gehört, daß er Gelehrter ist, was für einer, weiß ich nicht.«
    »Na, hol‹ ihn der Teufel, ich weiß es auch nicht«, schimpfte Mitja! »Höchstwahrscheinlich ein Schuft, denn Schufte sind sie alle. Rakitin jedoch wird sich durchschlängeln. Rakitin kriecht durch ein Schlüsselloch, der ist auch so ein Bernard. Ja, ja, diese Bernards! Die haben sich jetzt gewaltig vermehrt!«
    »Was hast du bloß?« fragte Aljoscha eindringlich.
    »Er will über mich und meinen Prozeß einen Artikel schreiben und damit seine Rolle in der Schriftstellerei beginnen; in dieser Absicht kommt er auch zu mir, er hat es mir selbst auseinandergesetzt. Er will mit einer bestimmten Tendenz schreiben. ›Die Umgebung, in der er lebte, hat ihn so verdorben, daß er nichts anderes konnte, als einen Mord begehen‹, und so weiter, er hat es mir genau erklärt. ›Es wird eine Nuance von Sozialismus bekommen‹, sagt er. Na, hol‹ ihn der Teufel mitsamt seiner Nuance! Also meinetwegen mit einer Nuance, ist mir ganz gleich. Unseren Bruder Iwan kann er nicht leiden, er haßt ihn. Und dir ist er auch nicht sehr zugetan. Na, ich jage ihn aber nicht weg, weil er ein gescheiter Mensch ist. Allerdings trägt er die Nase sehr hoch. Ich habe ihm eben gesagt: ›Die Karamasows sind keine Schufte, sondern Philosophen, weil alle echten Russen Philosophen sind. Du aber bist, wenn du auch etwas gelernt hast, trotzdem kein Philosoph, sondern ein Ekel!‹ Er lachte ziemlich boshaft. Da sagte ich zu ihm: ›De Gedankibus non est disputandum.‹ Ein guter Witz, nicht wahr? Wenigstens hatte auch ich mich klassisch ausgedrückt«, schloß Mitja lachend.
    »Warum bist du denn verloren? Du sagtest vorhin so etwas?« unterbrach ihn Aljoscha.
    »Warum ich verloren bin? Hm! Eigentlich ... Genaugenommen, Gott tut mir leid, das ist der Grund!«
    »Was soll das heißen, Gott tut dir leid?«
    »Stell dir das mal vor: In den Nerven, im Kopf, das heißt da im Gehirn, gibt es so eine Art Schwänzchen, die Nerven haben solche Schwänzchen ... Und sobald die zu zittern anfangen ... Das heißt, ich sehe etwas mit meinen Augen, siehst du, so! Da fangen sie an zu zittern, die Schwänzchen ... Und wenn sie anfangen zu zittern, erscheint ein Bild, es erscheint nicht gleich, da ist noch ein Augenblick dazwischen, etwa eine Sekunde, dann erscheint sozusagen ein gewisses Moment, das heißt nicht ein Moment, sondern ein Bild, das heißt ein Gegenstand oder ein Ereignis, na, hol‹ es der Teufel! Und das ist der Grund, weshalb ich eine Anschauung habe und dann denke! Weil da so ein Schwänzchen ist – und gar nicht deswegen, weil ich eine Seele habe, und ein Ebenbild Gottes bin, das sind alles Dummheiten! Das hat mir Michail schon gestern auseinandergesetzt, Bruder, und mir war, als würde ich mit heißem Wasser übergossen. Es ist etwas Großartiges um diese Wissenschaft, Aljoscha! Ein neuer Mensch wird daraus hervorgehen, das verstehe ich ... Trotzdem tut es mir leid um Gott!«
    »Nun, auch das ist gut!« sagte Aljoscha.
    »Daß es mir um Gott leid tut? Die Chemie, Bruder, die Chemie! Es hilft nichts, Euer Ehrwürden, rücken Sie ein bißchen zur Seite: die Chemie kommt! Rakitin hingegen liebt den lieben Gott nicht, nein, er liebt ihn nicht! Das ist bei diesen Leuten der wundeste Punkt! Aber sie verheimlichen das. Sie lügen. Sie verstellen sich. ›Sag mal‹, fragte ich ihn, ›wirst du das bei deiner schriftstellerischen Tätigkeit so vortragen?‹ – ›Na, so offen wird man das wohl nicht dürfen‹, antwortete er und lachte. – ›Aber‹, fragte ich weiter, ›wie steht es unter solchen Umständen mit dem Menschen? Ohne Gott und ohne ein zukünftiges Leben? Dann ist jetzt also alles erlaubt, und man kann alles tun, was man will?‹ – ›Hast du das noch nicht gewußt?‹ sagte er und lachte wieder. ›Ein kluger Mensch‹, sagte er, ›kann alles tun, ein kluger Mensch versteht, seine Krebse zu fangen. Du dagegen hast einen Mord begangen und bist dabei hereingefallen und wirst im Gefängnis verfaulen!‹ Das gab er mir zur Antwort. Ein grundgemeiner Kerl! Früher habe ich solche Subjekte hinausgeschmissen, und jetzt höre ich ihnen zu. Er sagt auch viel Brauchbares. Er schreibt auch klug. Vor einer Woche hat er mir einen Artikel vorgelesen, ich habe mir damals drei

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