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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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Zeilen aufgeschrieben. Warte mal, da sind sie.«
    Mitja zog eilig ein Zettelchen aus der Westentasche und las: »›Um diese Streitfrage zu entscheiden, muß man vor allem seine Persönlichkeit in Gegensatz zu seiner Realität stellen.‹ Verstehst du das?«
    »Nein, das verstehe ich nicht«, erwiderte Aljoscha.
    Mit lebhaftem Interesse betrachtete er Mitja und hörte ihm zu.
    »Ich auch nicht. Es ist dunkel und unklar, aber klug. ›Alle schreiben jetzt so‹, sagt er, ›weil die Mitwelt das verlangt.‹ Sie fürchten sich vor der Mitwelt. Auch Verse schreibt er, der Schuft. Er hat Frau Chochlakowas Füßchen besungen, hahaha!«
    »Davon habe ich gehört«, sagte Aljoscha.
    »Hast du davon gehört? Aber hast du auch die Verse gehört?«
    »Nein.«
    »Ich habe sie, da sind sie, ich werde sie dir vorlesen. Du weißt noch nicht alles, ich habe es dir noch nicht erzählt, es ist eine ganze Geschichte. Der Gauner! Vor drei Wochen wollte er mich verspotten. ›Du bist wegen dieser dreitausend Rubel wie ein Dummkopf hereingefallen!‹ sagte er. ›Ich werde hundertfünfzigtausend Rubel einheimsen. Ich werde eine Witwe heiraten und mir in Petersburg ein Steinhaus kaufen!‹ Und er erzählte mir, daß er der verwitweten Frau Chochlakowa den Hof mache. Sie sei von jung auf nicht sehr klug gewesen, habe jedoch nun mit vierzig völlig den Verstand verloren. ›Sie ist sehr gefühlvoll‹, sagte er, ›unter Ausnutzung dieser Schwäche werde ich sie herumkriegen. Ich werde sie heiraten, mit ihr nach Petersburg ziehen und dort eine Zeitung herausgeben.‹ Und dabei trat ihm vor widerwärtiger Begehrlichkeit der Speichel auf die Lippen, vor Begehrlichkeit nicht nach Frau Chochlakowa, sondern nach den hundertfünfzigtausend Rubeln. Und er versicherte mir täglich, denn er kommt täglich zu mir, sie werde sich ergeben. Er strahlte nur so vor Freude. Und nun hat sie ihm auf einmal das Haus verboten! Perchotin, Pjotr Iljitsch Perchotin hat den Sieg errungen, ein famoser Bursche! Küssen möchte ich diese Närrin dafür, daß sie diesen Rakitin rausgeschmissen hat! Vorher also war er einmal bei mir und hatte dieses Gedicht verfaßt. ›Zum erstenmal‹, sagte er, ›beschmutze ich meine Hände mit dem Schreiben von Versen; aber ich tue es, um eine Dame zu bezaubern – also zu einem nützlichen Zweck. Wenn ich der Närrin ihr Kapital abgenommen habe, kann ich damit ja dem Gemeinwohl nützen! Das Gemeinwohl dient diesen Leuten zur Rechtfertigung jeder Schändlichkeit!‹ ›Und trotzdem habe ich etwas Besseres geschrieben als dein Puschkin, denn ich habe es verstanden, auch in ein scherzhaftes Gedicht einen weltlichen Schmerz einzuflechten.‹ Was er da von Puschkin sagt, verstehe ich; aber was schadet es, wenn der tatsächlich ein befähigter Dichter war und doch nur Füßchen besungen hat? Wie stolz war Rakitin auf seine Verschen! Eine Eitelkeit besitzen diese Leute! ›Auf die Heilung des kranken Füßchens einer von mir hochverehrten Dame‹, das ist die Überschrift, die er sich ausgedacht hat, der dreiste Kerl!
     
    Ach, das liebe Füßchen ist geschwollen,
    und die dienstbeflißnen Ärzte wollen
    nun mit Binden und dergleichen Dingen
    diesem lieben Füßchen Heilung bringen.
     
    Puschkin pries die Füße holder Schönen
    einst begeistert in erhabnen Tönen,
    doch wenngleich das Füßchen ich bedaure,
    mehr ich dennoch um das Köpfchen traure.
     
    Schon begann das Köpfchen zu begreifen,
    welche Wünsche mir im Busen reifen.
    Und verständnisvoll zu lächeln schienen –
    oh, nicht Täuschung war's! – die teuren Mienen.
     
    Ach, des Köpfchens einziger Gedanke
    ist das Füßchen jetzt, das liebe, kranke!
    Möge Heilung ihm der Himmel schenken, 
    und das Köpfchen möge mein gedenken.
     
    Ein gemeiner Kerl ist er, ein grundgemeiner Kerl, aber es ist bei ihm doch ziemlich humoristisch herausgekommen! Und er hat wirklich etwas Weltschmerz eingeflochten. Doch wie wütend er war, als sie ihn ›rausschmiß! Er knirschte geradezu mit den Zähnen!«
    »Er hat sich bereits gerächt«, sagte Aljoscha! »Er hat über Frau Chochlakowa einen Zeitungsartikel geschrieben.«
    Und Aljoscha erzählte ihm kurz von dem Artikel in der Zeitung »Gerüchte«.
    »Das ist er gewesen, das ist er gewesen!« stimmte ihm Mitja, mit finsterer Miene zu! »Diese Artikel kenne ich ... Das heißt, ich weiß, wie viele Gemeinheiten schon geschrieben worden sind, über Gruscha zum Beispiel. Und auch über die andere, über Katja ... Hm!«
    Er ging

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