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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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Kurz, ich war leichtsinnig und machte mich auf den Weg. Aber dort im Weltenraum, im Äther, in diesem ›Wasser über der Feste‹, da ist so eine Kälte, was sage ich, Kälte! Kälte kann man das schon nicht mehr nennen. Kannst du dir das vorstellen – hundertfünfzig Grad unter Null! Es gibt da ein bekanntes Späßchen der Bauernmädchen: Bei dreißig Grad Kälte fordern sie einen Unerfahrenen auf, an einem Beil zu lecken, die Zunge friert sofort an, und der Dumme reißt sich dann unter starkem Bluten die Haut ab. So ist das schon, wenn nur dreißig Grad sind; bei hundertfünfzig Grad braucht man, glaube ich, nur einen Finger an das Beil zu legen, und er ist wie weggeblasen ... Falls es dort ein Beil geben sollte ...«
    »Kann es denn dort ein Beil geben?« unterbrach ihn Iwan Fjodorowitsch zerstreut und angewidert.
    Er sträubte sich mit aller Kraft dagegen, seinen Fiebertraum für Wahrheit zu halten und endgültig ins Delirium zu geraten.
    »Ein Beil?« fragte der Gast erstaunt zurück.
    »Na ja, was wird da aus dem Beil?« schrie Iwan Fjodorowitsch in wütendem, hartnäckigem Eigensinn.
    »Was im Weltenraum aus einem Beil wird? Quelle idée! Wenn es weiter von der Erde weggerät, wird es, glaube ich, um die Erde herumfliegen, ohne selber zu wissen, weshalb, nach Art eines Trabanten. Die Astronomen werden Aufgang und Untergang des Beils berechnen, und Gatzuk wird es in seinen Taufkalender eintragen. Das ist alles.«
    »Du bist dumm, du bist schrecklich dumm!« sagte Iwan störrisch! »Lüg bitte etwas klüger, sonst werde ich nicht mehr zuhören. Du willst mich durch Realismus überrumpeln und mir einreden, daß du existierst. Ich will aber nicht glauben, daß du existierst! Und ich werde es nicht glauben!«
    »Aber ich lüge ja nicht, es ist alles Wahrheit. Leider ist die Wahrheit meist nicht gerade geistreich. Du erwartest, wie ich sehe, von mir etwas Großes und vielleicht auch etwas Schönes. Das ist sehr schade, denn ich gebe nur, was ich kann ...«
    »Philosophier nicht, du Esel!«
    »Was ist daran schon Philosophie, wenn meine ganze rechte Seite gelähmt war, so daß ich ächzte und stöhnte? Ich war bei der ganzen medizinischen Fakultät. Diagnosen stellen können die Herren vortrefflich; alle Momente der Krankheit zählen sie einem an den Fingern auf – bloß zu heilen verstehen sie sie nicht. Da war auch so ein begeisterter junger Student, der sagte: ›Wenn Sie nun auch sterben, so werden Sie doch wenigstens genau wissen, an welcher Krankheit Sie gestorben sind!‹ Und dann ihre Manier, die Kranken zu Spezialisten zu schicken! ›Wir‹, sagen sie, ›stellen nur die Diagnose. Dann müssen Sie zu dem und dem Spezialisten fahren, der wird Sie kurieren.‹ Der Arzt von früher, der alle Krankheiten kurierte, ist heutzutage total verschwunden, sage ich dir; jetzt gibt es nur Spezialisten, und die zeigen sich immer in den Zeitungen an. Wenn dir die Nase weh tut, schicken dich die Ärzte nach Paris. ›Dort‹, sagen sie, ›ist ein europäischer Spezialist, der Nasen kuriert.‹ Du kommst nach Paris, und er untersucht die Nase. ›Ich kann Ihnen‹, sagt er, nur das rechte Nasenloch heilen, linke Nasenlöcher behandle ich nicht, das ist nicht meine Spezialität. Fahren Sie, sobald ich Ihr rechtes Nasenloch geheilt habe, nach Wien, dort wird ein besonderer Spezialist Ihr linkes Nasenloch heilen.‹ Was soll man da machen? Ich nahm meine Zuflucht zu volkstümlichen Mitteln! Ein deutscher Arzt riet mir, mich in der Badestube auf der Schwitzbank mit Honig und Salz einzureiben. Ich ging auch hin, bloß um noch einmal ins Bad zu kommen, und schmierte mich von oben bis unten voll, aber ohne irgendwelchen Nutzen. In meiner Verzweiflung schrieb ich an den Grafen Mattei, einen bekannten Homöopathen in Mailand; der schickte mir ein Buch und Tropfen – wollte Gott, daß sie mir genützt hätten. Und denke dir: Hoffsches Malzextrakt hat mir geholfen! Ich kaufte mir zufällig welches, trank anderthalb Flaschen aus und hätte tanzen können, der Schmerz war weg! Ich beschloß, unter allen Umständen eine Danksagung in den Zeitungen drucken zu lassen, denn das Gefühl der Dankbarkeit war in mir rege geworden. Doch stell dir vor, da passierte eine neue wunderliche Geschichte – bei keiner Redaktion nahm man meine Danksagung an! ›Es wird sich zu reaktionär ausnehmen‹, sagten sie. ›Kein Mensch glaubt mehr daran, le diable n'existe point. Lassen Sie doch die Danksagung anonym drucken.‹ Na, was ist das für eine

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