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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Frau und kranken Kindern besteht, in schreckliche Armut geraten. Er wohnt schon lange hier in der Stadt, arbeitet auch irgendwas, irgendwo ist er Schreiber gewesen, aber auf einmal wird ihm jetzt sein Lohn vorenthalten! Da habe ich nun Sie ausersehen ... Das heißt, ich dachte, ich weiß nicht, ich bin so durcheinander ... Sehen Sie, ich wollte Sie bitten, Alexej Fjodorowitsch, mein bester Alexej Fjodorowitsch, zu ihm zu gehen, ihm unter einem Vorwand einen Besuch zu machen, ich meine diesem Stabskapitän, o Gott, wie konfus ich bin, und in taktvoller, behutsamer Weise, so wie nur Sie das können.« Bei diesen Worten errötete Aljoscha plötzlich. » ... ihm dies als Unterstützung zu überreichen, hier diese zweihundert Rubel. Er wird sie sicher annehmen ... Das heißt, Sie müßten ihn überreden, sie anzunehmen ... Oder wird er sie nicht annehmen, was meinen Sie? Sehen Sie, das soll ja keine Bezahlung dafür sein, daß er die Sache auf sich beruhen läßt und nicht klagt – ich glaube, er wollte eine Klage anstrengen –, sondern einfach ein Ausdruck der Teilnahme und des Wunsches, ihm zu helfen, von mir, der Braut Dmitri Fjodorowitschs, nicht von diesem selbst ... Kurz, Sie werden schon damit zurechtkommen ... Ich würde selbst hinfahren, aber, Sie verstehen das viel besser als ich. Er wohnt in der Osjornajastraße, im Haus der Kleinbürgerin Kalmykowa ... Ich bitte Sie inständig, Alexej Fjodorowitsch, tun Sie mir diesen Gefallen! Und jetzt ... jetzt bin ich etwas müde. Auf Wiedersehen!«
    Sie drehte sich plötzlich um und verschwand so schnell hinter der Portiere, daß Aljoscha keine Zeit fand, auch nur ein Wort zu sagen – und er hätte doch so gern etwas gesagt. Er hätte sie gern um Verzeihung gebeten, sich selbst angeklagt, überhaupt etwas gesagt; denn sein Herz war übervoll, und er wollte um keinen Preis weggehen, ohne noch mit ihr gesprochen zu haben.
    Doch Frau Chochlakowa nahm ihn bei der Hand und führte ihn selbst hinaus. Im Vorzimmer blieb sie wieder mit ihm stehen, wie se es vorher getan hatte.
    »Sie ist stolz und ringt mit sich selbst, aber sie ist eine gute, prächtige, hochherzige Frau!« rief Frau Chochlakowa fast flüsternd. »Oh, wie ich sie mag, besonders manchmal, und wie ich mich über alles jetzt von neuem freue! Lieber Alexej Fjodorowitsch, Sie wissen ja eines noch nicht: Wir alle, ich, ihre beiden Tanten, kurz wir alle, sogar Lise, haben schon einen Monat lang keinen anderen Wunsch und kein anderes Gebet, als daß sie sich von ihrem Liebling Dmitri Fjodorowitsch trennen möchte, der nichts von ihr wissen will und sie gar nicht liebt. Daß sie Iwan Fjodorowitsch heiraten möchte, einen gebildeten, vortrefflichen jungen Mann, der sie über alles in der Welt liebt. Wir haben hier schon eine richtige Verschwörung angezettelt, und ich reise vielleicht nur deshalb nicht ab ... »
    »Aber sie hat doch geweint? Sie fühlt sich wieder beleidigt!« rief Aljoscha.
    »Glauben Sie nicht den Tränen einer Frau, Alexej Fjodorowitsch! Ich bin in solchen Fällen immer gegen die Frauen und für die Männer.«
    »Aber Mama, Sie richten ihn ja völlig zugrunde!« ließ sich Lisas helles Stimmchen durch den Türspalt vernehmen.
    »Nein, ich bin an allem schuld! Ich habe mich schrecklich vergangen!« wiederholte Aljoscha in einem Anfall von Scham, untröstlich über sein dreistes Auftreten von vorhin, verbarg er vor Scham das Gesicht in den Händen.
    »Im Gegenteil, Sie haben gehandelt wie ein Engel. Ich bin bereit, Ihnen das tausend- und aber tausendmal zu wiederholen.«
    »Mama, warum hat er denn gehandelt wie ein Engel?« wurde Lisas Stimme wieder vernehmbar.
    »Als ich das alles mit ansah«, fuhr Aljoscha fort, als hätte er Lisas Frage gar nicht gehört, »bildete sich bei mir, ich weiß nicht warum, die Vorstellung, daß sie Iwan liebt, und da sagte ich diese Dummheit ... Was wird nun werden?«
    »Mit wem denn, mit wem wird etwas werden?« rief Lisa. »Mama, Sie wollen mich wohl umbringen? Ich frage Sie immerzu, und Sie antworten mir nicht.«
    In diesem Augenblick kam das Stubenmädchen herein.
    »Katerina Iwanowna geht es nicht gut. Sie weint ... Sie hat einen hysterischen Anfall und schlägt um sich.«
    »Was soll denn das heißen?« rief Lisa mit erregter Stimme. »Mama, ich bin es, die einen hysterischen Anfall bekommen wird, nicht sie!«
    »Lise, um Gottes willen, schrei nicht so, töte mich nicht! Du bist noch in einem Alter, in dem du nicht alles wissen mußt, was die Erwachsenen wissen.

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