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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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herbringt, Aljoscha. Also her mit dem Champagner, ich werde selbst mittrinken! Fenja, bring uns Champagner! Die Flasche, die Mitja hiergelassen hat, schnell. So geizig ich sonst bin – ich will euch eine Flasche spendieren! Nicht dir, Rakitka, du bist nur so eine Art Pilz, aber er ist ein Prinz! Und wenn meine Seele auch jetzt von etwas anderem voll ist, will ich doch meinetwegen mit euch mittrinken; ich habe Lust, einmal ausgelassen zu sein!«
    »Was für ein wichtiger Augenblick ist denn jetzt für dich? Was ist das für eine Nachricht, die du erwartest? Darf man danach fragen, oder ist es ein Geheimnis?« mischte sich Rakitin wieder voll Neugier ein; er gab sich die größte Mühe, so zu tun, als beachte er die Seitenhiebe gar nicht, die ihm Gruschenka fortwährend versetzte.
    »Ach was, ein Geheimnis ist es nicht, und du weißt ja auch selbst schon davon«, sagte Gruschenka plötzlich ganz ernst; sie drehte den Kopf zu Rakitin und wandte sich ein wenig von Aljoscha ab, obwohl sie auf seinem Schoß sitzen blieb und den Arm um seinen Hals geschlungen hielt. »Der Offizier kommt, Rakitin! Mein Offizier kommt!«
    »Daß er kommen wird, habe ich gehört. Aber steht das schon so nahe bevor?«
    »Er ist jetzt in Mokroje, und von dort wird er eine Stafette herschicken. So hat er selbst geschrieben, vorhin habe ich einen Brief von ihm erhalten. Nun sitze ich hier und warte auf die Stafette.«
    »Ei sich mal an! Wieso ist er denn in Mokroje?«
    »Es dauert zu lange, das zu erzählen! Und für dich genügt auch das, was ich gesagt habe.«
    »Hm, hm, und Mitenka? O weh, o weh! Weiß er es denn oder nicht?«
    »Wie sollte er es wissen? Gar nichts weiß er! Wenn er es wüßte, würde er mich ermorden. Aber davor fürchte ich mich jetzt gar nicht, ich fürchte mich jetzt nicht vor seinem Messer! Schweig, Rakitka, erinnere mich nicht an Dmitri Fjodorowitsch; er hat mir mein Herz müde und matt gemacht. Ich mag in diesem Augenblick an all diese Dinge nicht denken. Aber an Aljoschetschka hier kann ich denken, den sehe ich mit Vergnügen an. Ja, lächle du nur über mich, mein Täubchen, werde ruhig heiter, lächle über meine Dummheit und über meine Freude! Aber da hat er ja gelächelt, er hat gelächelt! Sieh nur, was für ein freundliches Gesicht er macht! Weißt du, Aljoscha, ich dachte immer, du bist mir wegen der Geschichte von vorgestern böse, wegen des vornehmen Fräuleins. Ich habe mich gemein benommen, das ist richtig. Und trotzdem ist es gut, daß es so gekommen ist. Es war schlecht und doch auch gut«, fügte Gruschenka mit einem nachdenklichen Lächeln hinzu, und für einen flüchtigen Augenblick zeigte sich ein Zug von Grausamkeit in ihrem Lächeln. »Mitja hat mit erzählt, sie hätte geschrien: ›Ausgepeitscht müßte, sie werden!‹ Ich hatte sie aber auch zu sehr gekränkt. Sie hatte mich rufen lassen, wollte mich besiegen, mich mit ihrer Schokolade verführen ... Nein, es war gut, daß es so kam«, sagte sie und lächelte wieder. »Aber da fürchte ich nun immer, daß du mir böse geworden bist ...«
    »Das ist wirklich so«, mischte sich, ernstlich erstaunt, Rakitin wieder in das Gespräch ein. »Sie fürchtet sich tatsächlich vor dir, Aljoscha. Vor dir harmlosem Hühnchen.«
    »Für dich, Rakitka, mag er ein harmloses Hühnchen sein – warum? Weil du kein Gewissen hast, darum! Aber ich, siehst du, ich liebe ihn von Herzen, das ist der Grund! Glaubst du, Aljoscha, daß ich dich von ganzem Herzen liebe?«
    »So etwas Schamloses! Da macht sie dir eine richtige Liebeserklärung!«
    »Warum nicht? Ich liebe ihn ja.«
    »Und der Offizier? Und die wunderschöne Nachricht aus Mokroje?«
    »Das ist eine Sache für sich, etwas ganz anderes.«
    »Da sieht man, wie es in einem Weiberkopf zugeht!«
    »Mach mich nicht zornig, Rakitka! fiel Gruschenka scharf ein. »Das ist wirklich eine Sache für sich. Ich liebe Aljoscha auf eine andere Art und Weise. Allerdings hatte ich mir früher einen hinterlistigen Anschlag auf dich ausgesonnen, Aljoscha – ich bin ja ein gemeines, unberechenbares Geschöpf; doch zu anderen Zeiten sehe ich dich wieder als mein Gewissen an, Aljoscha. Ich denke immer: Wie muß so ein Mensch mich jetzt verachten! Auch vorgestern habe ich das gedacht, als ich von dem Fräulein wieder nach Hause lief. Schon seit langem habe ich mein Augenmerk auf dich gerichtet, Aljoscha! Auch Mitja weiß das, ich habe es ihm gesagt. Und Mitja hat dafür Verständnis. Wahrhaftig, Aljoscha, manchmal sehe ich dich an

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