Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
Vom Netzwerk:
ursprünglich wegen eines zufälligen Geschäftes mit Gruschenka in Verbindung getreten war, schließlich zu seiner eigenen großen Überraschung sinnlos in sie verliebte und geradezu den Verstand darüber verlor, da lachte der alte Samsonow, damals schon ein Todeskandidat, gewaltig. Es ist bemerkenswert, daß Gruschenka während der ganzen Zeit ihrer Bekanntschaft ihrem Alten gegenüber vollkommen aufrichtig war, und zwar anscheinend von Herzen; offenbar war er der einzige Mensch auf der Welt, vor dem sie sich so benahm.
    Als auf einmal auch Dmitri Fjodorowitsch mit seiner Liebe auf den Plan trat, hörte der Alte auf zu lachen. Vielmehr gab er Gruschenka in ernstem Ton folgenden Rat: »Wenn du glaubst, einen von beiden wählen zu müssen, Vater oder Sohn, so wähle den Alten! Aber nur unter der Bedingung, daß der alte Schuft dich unter allen Umständen heiratet und dir vorher wenigstens ein einigermaßen beträchtliches Kapital verschreibt. Doch mit dem Hauptmann gib dich nicht ab, dabei kommt nichts heraus!« Dies waren die Worte des alten Lüstlings, der damals schon seinen nahen Tod ahnte und wirklich fünf Monate danach starb.
    Ich bemerke noch nebenbei, daß bei uns in der Stadt damals zwar viele von der absurden Nebenbuhlerschaft zwischen den beiden Karamasows um Gruschenka wußten, daß aber kaum jemand etwas von den wahren Beziehungen Gruschenkas zu dem Alten und dem Sohn wußte. Selbst Gruschenkas Dienerinnen sagten später, nachdem die Katastrophe hereingebrochen war, von der noch die Rede sein wird, vor Gericht aus, Agrafena Alexandrowna habe Dmitri Fjodorowitsch nur aus Angst empfangen, weil er gedroht habe, sie zu töten. Dienerinnen hatte sie zwei: eine alte, kranke und beinahe taube Köchin, die noch aus ihrem Elternhaus stammte, und deren Enkelin, ein junges, munteres Ding von etwa zwanzig Jahren, das Stubenmädchen. Ansonsten lebte Gruschenka sehr sparsam, und auch ihre Einrichtung war nur dürftig. Sie hatte in dem Seitengebäude drei Zimmer, die von der Wirtin nach der Mode der zwanziger Jahre mit alten Mahagonimöbeln ausgestattet waren.
    Als Rakitin und Aljoscha bei ihr eintraten, herrschte draußen schon Dämmerung, aber die Zimmer waren noch nicht erleuchtet. Gruschenka lag in ihrem Salon auf einem großen, plumpen, harten Sofa mit einer Rücklehne aus imitiertem Mahagoniholz, das mit stark abgewetztem und zerlöchertem Leder bezogen war. Unter dem Kopf hatte sie zwei weiße Federkissen aus ihrem Bett. Sie lag ausgestreckt auf dem Rücken, ohne sich zu bewegen, beide Hände hinter den Kopf gelegt. Als ob sie Besuch erwartete, trug sie ein schwarzes Seidenkleid und auf dem Kopf ein leichtes Spitzenhäubchen, das ihr sehr gut stand; um die Schultern hatte sie ein Spitzentuch geworfen, das von einer massiv goldenen Brosche zusammengehalten wurde. Sie erwartete wirklich jemand und schien ungeduldig und erregt mit dem etwas blassen Gesicht und den brennenden Lippen und Augen; mit der Spitze des rechten Fußes klopfte sie ungeduldig gegen die Seitenlehne des Sofas.
    Kaum erschienen Rakitin und Aljoscha, entstand ein kleiner Tumult. Vom Vorzimmer aus war zu hören, wie Gruschenka vom Sofa aufsprang und erschrocken rief : »Wer ist da?«
    Aber das Mädchen, das die Besucher empfangen hatte, teilte ihrer Herrin sogleich mit: »Er ist es nicht, es sind andere.«
    »Was mag sie nur haben?« murmelte Rakitin, während er Aljoscha an der Hand in den Salon führte.
    Gruschenka stand neben dem Sofa und schien immer noch erschrocken. Eine dicke Flechte ihres dunkelblonden Haares löste sich plötzlich und fiel ihr auf die rechte Schulter; doch sie beachtete es nicht und brachte es nicht in Ordnung, bevor sie die Gäste angesehen und erkannt hatte.
    »Ach, du bist es, Rakitka! Wie du mich erschreckt hast! Mit wem kommst du da? Wen hast du da bei dir? Herrgott, sieh mal einer an, wen er da mitgebracht hat!« rief sie, als sie Aljoscha erkannte.
    »Laß doch Licht bringen!« sagte Rakitin mit der Ungeniertheit eines nahen Bekannten und intimen Freundes, der sogar berechtigt ist, im Haus Anordnungen zu treffen.
    »Licht ... Gewiß, Licht ... Fenja, bring eine Kerze! Na, hast du es endlich möglich gemacht, ihn herzubringen!« rief sie wieder, mit einem Kopfnicken auf Aljoscha deutend; dann wandte sie sich zum Spiegel und begann mit beiden Händen rasch ihr Haar zu ordnen.
    Sie schien mit irgend etwas unzufrieden zu sein.
    »Bin ich ungelegen gekommen?« fragte Rakitin, der sich gleich beleidigt fühlte.
    »Du

Weitere Kostenlose Bücher