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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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hast mich erschreckt, Rakitka, weiter nichts«, erwiderte Gruschenka und wandte sich dann lächelnd an Aljoscha. »Fürchte dich nicht vor mir, Aljoscha, mein Täubchen. Ich freue mich furchtbar, daß du gekommen bist, du mein unerwarteter Gast. Aber du hast mich erschreckt, Rakitka! Ich dachte nämlich, Mitja wäre es: Siehst du, ich habe ihn vorhin belogen und ihm das Ehrenwort abgenommen, daß er mir glaubt. Ich habe ihm gesagt, ich bin den ganzen Abend bei Kusma Kusmitsch, meinem Alten, um mit ihm bis in die Nacht hinein Geld zu zählen. Ich gehe ja jede Woche einen ganzen Abend zu ihm, um mit ihm die Bilanz zu machen. Wir schließen uns dann ein, er klappert mit der Rechenmaschine, und ich trage die Zahlen ins Buch ein – ich bin der einzige Mensch, dem er Vertrauen schenkt. Mitja hat mir geglaubt, daß ich heute dort bin, doch ich habe mich hier zu Hause eingeschlossen – ich sitze hier und warte auf eine Nachricht. Wieso hat euch Fenja nur hereingelassen! Fenja, Fenja! Lauf ans Tor, mach auf und sieh dich um, ob nicht der Hauptmann da irgendwo ist. Vielleicht hat er sich versteckt und lauert, ich habe eine Todesangst!«
    »Es ist niemand da, Agrafena Alexandrowna. Ich habe mich eben überall umgesehen. Ich gehe auch alle Augenblicke und sehe durchs Schlüsselloch, ich zittere selber vor Angst.«
    »Sind auch die Fensterläden geschlossen, Fenja? Auch die Vorhänge müßten zugezogen sein – siehst du, so!« Sie zog selbst die schweren Vorhänge zu. »Sonst kommt er herein, wenn er Licht sieht. Vor deinem Bruder Mitja habe ich heute Angst, Aljoscha.«
    Gruschenka sprach laut; sie war beunruhigt, aber doch auch irgendwie verzückt.
    »Warum fürchtest du dich gerade heute so vor Mitenka?« erkundigte sich Rakitin. »Ich meine, du bist doch sonst nicht ängstlich ihm gegenüber? Er tanzt ja nach deiner Pfeife.«
    »Ich sage dir doch, ich erwarte eine Nachricht, eine wunderschöne Nachricht, so daß ich Mitenka jetzt überhaupt nicht gebrauchen kann. Und ich ahne auch, er hat es mir nicht geglaubt, daß ich für den ganzen Abend zu Kusma Kusmitsch gegangen bin. Wahrscheinlich sitzt er jetzt in einem Garten in der Nähe von Fjodor Pawlowitschs Grundstück und lauert mir auf. Na, wenn er sich dort festgesetzt hat, kann er nicht hierherkommen, um so besser! Mitja hat mich ja selbst zu Kusma Kusmitsch begleitet; ich habe ihm gesagt, ich würde bis Mitternacht da bleiben und er solle unter allen Umständen um Mitternacht kommen, um mich nach Hause zu bringen. Ich habe aber nur etwa zehn Minuten bei dem Alten gesessen und bin dann wieder hierher zurückgekehrt. Ach, ich hatte solche Angst und bin so gelaufen, um ihm nur ja nicht zu begegnen.«
    »Und wozu hast du dich so herausgeputzt? Sich mal an, was hast du für ein allerliebstes Häubchen auf dem Kopf?«
    »Sei doch nicht so neugierig, Rakitin! Ich sage dir ja, ich erwarte eine gewisse Nachricht. Wenn die Nachricht eintrifft, springe ich auf und fliege davon und bin für euch hier verschwunden. Ich habe mich schöngemacht, um fix und fertig zu sein.«
    »Wohin wirst du denn fliegen?«
    »Zuviel wissen macht alt.«
    »Sieh mal an, du bist ja ganz närrisch vor Freude! So habe ich dich noch nie gesehen. Du hast Toilette gemacht wie zu einem Ball«, sagte Rakitin, sie von oben bis unten betrachtend.
    »Du verstehst ja besonders viel von Bällen!«
    »Du etwa?«
    »Ich habe wenigstens mal einen Ball mit angesehen. Vor zwei Jahren richtete Kusma Kusmitsch einem seiner Söhne die Hochzeit aus, da habe ich von der Galerie aus zugesehen. Aber es gehört sich nicht, daß ich mich mit dir unterhalte, Rakitka, wenn so ein Prinz daneben steht. Das ist wenigstens mal ein Gast! Aljoscha, Täubchen, ich sehe dich an und kann es gar nicht glauben! Herrgott, daß du zu mir gekommen bist! Die Wahrheit zu sagen, ich habe das nicht erwartet. Und auch früher habe ich es nie für möglich gehalten, daß du zu mir kommen würdest. Dein Besuch fällt zwar nicht auf den günstigsten Moment, aber ich freue mich doch gewaltig! Setz dich auf das Sofa, bitte hierher, so. Wahrhaftig, ich kann es noch gar nicht fassen! Ach, Rakitka, du hättest ihn gestern oder vorgestern herbringen sollen! Na, ich freue mich auch so. Vielleicht ist es auch besser, daß er heute gekommen ist, gerade in so einem Augenblick, und nicht vorgestern ...«
    Sie setzte sich übermütig zu Aljoscha auf das Sofa, dicht neben ihn, und sah ihn mit unverhohlener Freude an. Sie freute sich wirklich; sie log nicht, wenn sie

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