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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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ihm auf der Mauer auf und ab marschierten.
    »Warum sitzt du hier?« fragte ich.
    »Weil es mir gefällt«, antwortete Jonathan.
    »Weil mir das Tal in der Dämmerung gefällt. Und die laue Luft gefällt mir auch. Und die rosa Heckenrosen, die nach Sommer duften.«
    »Mir geht es ebenso«, sagte ich.
    »Und Blumen gefallen mir und Gras und Bäume und Wiesen und Wälder und hübsche kleine Seen«, sagte Jonathan.
    »Und ich liebe es, wenn die Sonne aufgeht und wenn sie untergeht und wenn der Mond scheint und die Sterne leuchten und noch so allerlei anderes, was mir jetzt nicht einfällt.«
    »Das mag ich auch alles sehr gern«, sagte ich.
    »Das mögen alle Menschen gern«, sagte Jonathan. »Und wenn sie nicht mehr verlangen, kannst du mir dann erklären, warum sie all das nicht ungestört und in Frieden haben dürfen, ohne daß so ein Tengil auftaucht und ihnen alles verdirbt?«
    Darauf wußte ich keine Antwort, und da sagte Jonathan:
    »Komm, wir gehen jetzt lieber rein!«
    Natürlich konnten wir nicht gleich loslaufen. Erst mußten wir wissen, wie es bei Matthias aussah und wo sich der dicke Dodik befand. Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Matthias war nicht mehr zu erkennen, nur noch das Licht seiner Laterne.
    »Er hält sie hoch, kein Dodik da«, sagte Jonathan. »Los, komm!«
    Aber gerade als wir losliefen, sank das Licht der Laterne blitzschnell nach unten, und wir blieben wie angewurzelt stehen. Wir hörten Pferde herangaloppieren und dann langsamer werden. Und wir hörten, daß jemand mit Matthias sprach. Jonathan puffte mich in den Rücken.
    »Geh hin«, flüsterte er, »geh zu Matthias!«
    Er selber warf sich in ein Heckenrosengebüsch, und ich ging zitternd und ängstlich auf den Lichtschein zu.
    »Ich wollte nur ein bißchen frische Luft schöpfen«, hörte ich Matthias sagen.
    »Es ist ja ein so schöner Abend.«
    »Schöner Abend«, höhnte eine rauhe Stimme. »Nach Sonnenuntergang darf niemand draußen sein; darauf steht Todesstrafe, weißt du das nicht?«
    »Du bist ein ungehorsamer alter Großvater, jawohl«, sagte eine andere Stimme. »Wo ist übrigens der Bengel?«
    »Da kommt er gerade«, sagte Matthias, denn jetzt war ich bei ihm angelangt. Die beiden auf den Pferden erkannte ich sofort. Es waren Veder und Kader.
    »Na, willst du nicht heute abend in die Berge und dir den Mondschein angucken?« fragte Veder.
    »Wie heißt du eigentlich, du kleiner Schlauberger, hab deinen Namen wohl gar nicht zu hören gekriegt.«
    »Ich werde einfach Krümel genannt«, antwortete ich. Das wagte ich zu sagen, denn diesen Namen kannte keiner, Jossi nicht und auch sonst niemand, nur Jonathan, ich und Matthias.
    »Krümel, auch ein Name«, sagte Kader, »Na, Krümel, warum sind wir wohl gekommen, was glaubst du?«
    Ich spürte, wie mir die Knie weich wurden. Um mich in die Katlahöhle zu schleppen, dachte ich. Wahrscheinlich tut es ihnen leid, daß sie mich laufenließen, und jetzt kommen sie, um mich zu holen. Was sollte ich sonst glauben?
    »Ja, siehst du«, sagte Kader, »wir reiten abends umher und kontrollieren, ob die Leute auch tun, was Tengil befohlen hat, ob sie gehorchen. Dein Großvater scheint ein wenig schwer von Begriff zu sein, also erklär du ihm mal, daß es euch schlecht ergehen wird, wenn ihr nach Einbruch der Dunkelheit noch draußen seid.«
    »Und vergiß es nicht«, sagte Veder.
    »Noch mal kommst du uns nicht heil davon, wenn wir dich da finden, wo du nichts zu suchen hast, merk dir das, Krümel! Ob dein Großvater lebt oder stirbt, ist egal. Aber du bist noch jung und willst sicher später mal ein Tengilmann werden, nicht?«
    Ein Tengilmann, nein, lieber tot, dachte ich, sagte es aber nicht. Ich war in solcher Herzensangst um Jonathan, deshalb wagte ich die beiden nicht zu reizen. Sondern antwortete brav:
    »Doch, das möchte ich schon.«
    »Gut«, sagte Veder.
    »Dann darfst du auch morgen früh zur großen Landungsbrücke kommen und Tengil, den Befreier des Heckenrosentals, sehen. Er kommt morgen in seiner goldenen Schaluppe über den Fluß der Uralten Flüsse und legt an der großen Brücke an.«
    Als sie dann endlich losreiten wollten, hielt Kader sein Pferd im letzten Augenblick zurück.
    »Halt mal, Alter«, rief er hinter Matthias her, der gerade ins Haus gehen wollte.
    »Hast du zufällig einen schönen blonden Jüngling gesehen, der Löwenherz heißt?«
    Matthias hielt mich an der Hand, und ich spürte, wie er zitterte, aber er antwortete ganz ruhig:
    »Ich kenne keinen

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