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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Und dann noch an jenem ersten unvergeßlichen Abend auf dem Reiterhof, als ich vor Freude ganz närrisch war. Aber nichts, nichts kommt dem gleich, als ich Jonathan bei Matthias auf dem Fußboden fand, oh, daß man sich so freuen kann! So, daß einem das Herz im Leibe lacht, oder wo man sich sonst freut. Ich rührte Jonathan nicht an. Ich weckte ihn nicht. Ich stieß kein Jubelgeschrei aus oder tat sonstwas. Ich legte mich nur ganz still neben ihn und schlief ein. Wie lange ich schlief? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich den ganzen Tag. Aber als ich dann aufwachte! Ja, als ich wach geworden war, saß Jonathan neben mir auf dem Fußboden. Er saß nur lächelnd da, und niemand kann so nett aussehen wie Jonathan, wenn er lächelt. Ich hatte befürchtet es sei ihm vielleicht nicht recht, daß ich gekommen war. Hatte geglaubt, er hätte seinen Hilferuf vielleicht schon vergessen. Doch jetzt sah ich ihm an, daß er genauso froh war wie ich. Und nun mußte auch ich lächeln, und wir hockten da und guckten uns nur an und sagten eine Weile lang gar nichts.
    »Du hast um Hilfe gerufen«, sagte ich schließlich, Da lächelte Jonathan nicht mehr.
    »Warum hast du gerufen?« fragte ich. Es mußte etwas sein, woran er nicht einmal denken konnte, ohne daß es ihm weh tat. Er schien mir kaum antworten zu wollen, so leise klang es.
    »Ich habe Katla gesehen«, sagte er. »Ich habe gesehen, was Katla tut.«
    Ich wollte ihn nicht mit Fragen nach Katla quälen, und außerdem gab es ja so viel zu berichten, vor allem von Jossi. Jonathan konnte es kaum glauben. Er wurde ganz blaß und weinte beinahe.
    »Jossi, nein, nein, nicht Jossi«, sagte er, und Tränen traten ihm in die Augen, Doch dann sprang er auf.
    »Das muß Sophia sofort erfahren!«
    »Aber wie denn?« fragte ich.
    »Eine von ihren Tauben ist hier«, sagte er. »Bianca, sie fliegt heute abend zurück.«
    Sophias Taube, also doch! Ich erzählte Jonathan, daß ich allein dieser Taube wegen jetzt bei ihm und nicht in der Katlahöhle war.
    »Bestimmt ist es ein Wunder«, sagte ich, »daß ich unter allen Häusern hier im Heckenrosental gerade auf das stieß, in dem du bist. Aber hätte ich Bianca nicht gesehen, wäre ich weitergeritten.«
    »Danke, daß du draußen gesessen hast, Bianca«, sagte Jonathan. Aber länger konnte er mir nicht zuhören, die Zeit drängte. Er kratzte mit den Nägeln an der Luke, es klang wie Mäusegeraschel. Gleich darauf öffnete sich die Luke, und Matthias schaute herein.
    »Und der kleine Krümel schläft immer noch ...« begann Matthias, aber Jonathan ließ ihn nicht aussprechen.
    »Bitte, hol sofort Bianca«, bat er. »Sie muß losfliegen, sobald es dunkel wird.«
    Er erklärte weshalb und erzählte Matthias von Jossi. Matthias schüttelte nur den Kopf, wie alte Menschen es tun, wenn sie betrübt sind.
    »Jossi! Ich wußte ja, daß es einer aus dem Kirschtal sein muß«, sagte er. »Und seinetwegen sitzt Orwar nun in der Katlahöhle. Mein Gott was gibt es doch für Menschen!«
    Dann schloß er die Luke und ging Bianca holen. Es war ein gutes Versteck, das Jonathan bei Matthias gefunden hatte. Eine kleine geheime Kammer ohne Fenster und Türen. Nur durch die Luke hinter dem Schrank konnte man herein- und hinauskommen. Möbel gab es darin nicht, nur eine Matratze zum Schlafen. Und dann eine alte Stallaterne, die das Dunkel ein wenig erhellte. Im Schein dieser Laterne schrieb Jonathan eine Botschaft an Sophia:
    »Der auf ewig verdammte Name des Verräters lautet Jossi, der Goldhahn. Mach ihn rasch unschädlich. Mein Bruder ist jetzt hier.«
    »Bianca kam deshalb gestern abend hergeflogen, um mitzuteilen, daß du fort warst, um nach mir zu suchen«, sagte Jonathan dann zu mir.
    »Also hat Sophie das Rätsel lösen können, das ich an die Küchenwand geschrieben habe, als sie mit der Suppe kam«, sagte ich.
    »Welches Rätsel?« fragte Jonathan. Ich erzählte ihm, was ich geschrieben hatte.
    »Damit Sophia sich keine Sorgen macht«, sagte ich. Da lachte Jonathan.
    »Keine Sorgen macht, glaubst du das wirklich? Und ich? Was meinst du wohl, wie sorglos ich war, als ich erfuhr, daß du irgendwo in den Bergen von Nangijala bist.«
    Ich muß wohl recht beschämt ausgesehen haben, denn er tröstete mich sofort.
    »Mein mutiger kleiner Krümel, es ist ein Glück und ein Segen, daß du in den Bergen gewesen bist. Und ein noch größeres Glück ist es, daß du jetzt hier bist!«
    Es war das erstemal, daß jemand mich mutig nannte, und ich dachte, wenn

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