Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
aber versuchen muß ich es. Nämlich Orwar befreien.«
    »Nicht ohne mich«, rief ich. »Noch einmal darfst du mich nicht allein lassen! Wo du hingehst, da gehe ich auch hin.«
    Er sah mich lange an, und dann lächelte er.
    »Ja, wenn du es wirklich willst, dann will ich es auch«, sagte ich. 

11

    Tengils Soldaten waren durch den Speck und das Bier wohl angespornt worden, und unscheinend wollte sich jeder zwanzig Schimmelverdienen. Jedenfalls suchten sie jetzt wie besessen nach Jonathan. In den nächsten Tagen schnüffelten sie von früh bis spät herum, jedes Haus im Tal, jeder Winkel wurde durchstöbert. Jonathan mußte in seinem Schlupf hocken, bis er fast erstickte. Und Veder und Kader ritten umher und verkündeten überall, daß nach meinem Bruder gefahndet wurde. Einmal mischte ich mich unter die Leute, und so hörte ich von »Tengils Feind Jonathan Löwenherz, der unerlaubt die Mauer überstiegen hat und sich noch immer an einem unbekannten Ort im Heckenrosental aufhält«. Sie verlasen auch seinen Steckbrief. Er sei »ein bemerkenswert schöner Jüngling mit blondem Haar und dunkelblauen Augen, schlank von Wuchs«. So hat Jossi ihn wohl beschrieben, dachte ich mir. Und wieder einmal hörte man etwas von Todesstrafe für denjenigen, der Löwenherz schütze, und von einer Belohnung für den, der ihn verrate. Während Veder und Kader dies überall ausposaunten, kamen viele Menschen zum Matthishof, um Jonathan Lebewohl zu sagen und ihm- für all das zu danken, was er für sie getan hatte. Es war wohl weit mehr, als ich wußte.
    »Wir werden dich nie vergessen«, sagten sie mit Tränen in den Augen. Sie hatten Brot mitgebracht und schenkten es ihm, obwohl sie selber kaum etwas zu beißen hatten.
    »Das brauchst du, denn du hast eine schwierige und gefährliche Reise vor dir«, sagten sie, und dann eilten sie fort, um Veder und Kader noch einmal zu hören. Nur zu ihrem Vergnügen. Auch auf den Matthishof kamen Soldaten. Als sie hereinkamen, kauerte ich völlig verängstigt auf einem Stuhl in der Küche und wagte mich nicht zu mucksen. Doch Matthias war dreist.
    »Was schnüffelt ihr hier herum?« fragte er.
    »Sucht ihr immer noch diesen Löwenherz? Ich glaube nicht, daß es diesen Löwenherz überhaupt gibt. Den habt ihr euch nur ausgedacht bloß damit ihr umherziehen und bei den Leuten alles in Unordnung bringen könnt.«
    Und genau das taten sie. Sie fingen in der Kammer an. Dort schleuderten sie zuerst alles Bettzeug auf den Fußboden. Dann durchwühlten sie einen Schrank, der dort stand, und holten sogar heraus, was darin war, und das war wirklich dumm. Glaubten sie tatsächlich, Jonathan sei in einem Schrank versteckt?
    »Wollt ihr nicht auch im Nachttopf nachsehen?« fragte Matthias. Doch da wurden sie wütend. Und dann kamen sie in die Küche. 
    Sie machten sich an den großen Schrank, und ich hockte auf meinem Stuhl und fühlte Haß in mir aufsteigen. Gerade an diesem Abend wollten wir doch das Tal verlassen, Jonathan und ich, und ich dachte, wenn sie ihn jetzt finden, dann weiß ich nicht, was ich tue! Etwas so Grausames durfte einfach nicht geschehen, sie durften Jonathan nicht im allerletzten Augenblick hier finden! Matthias hatte den Schrank mit alten Kleidungsstücken und Schafwolle und allerlei Krempel vollgestopft, um jeden Laut aus dem Schlupf zu dämpfen, und diesen ganzen Plunder warfen sie nun auf die Küchendielen. Und dann! Dann hätte ich am liebsten geschrien, daß das Haus einstürzte, ja, denn einer von ihnen stemmte die Schulter gegen den Schrank, um ihn beiseite zu schieben. Aber es kam kein einziger Schrei aus meiner Kehle. Ich saß wie versteinert auf meinem Stuhl und haßte ihn nur, haßte alles an ihm, seine plumpen Hände und seinen Stiernacken und die Warze, die er auf der Stirn hatte. Ich haßte ihn, weil ich wußte, daß er jetzt gleich die Luke zum Schlupf finden würde, und das bedeutete für Jonathan das Ende. Aber es kam doch ein Schrei. Von Matthias.
    »Es brennt«, schrie er. »Hat Tengil euch etwa befohlen, das Haus anzustecken?«
    Wie es zugegangen war, wußte ich nicht, jedenfalls war es tatsächlich wahr. Es brannte munter in der Schafwolle auf dem Fußboden, und die Soldaten machten sich eilends ans Löschen. Sie trampelten herum und stampften und fluchten und tobten, und zuletzt kippten sie die Wassertonne darüber aus. Und das Feuer verlosch, noch ehe es ganz entflammt war. Matthias schimpfte trotzdem weiter und war furchtbar zornig.
    »Habt ihr denn kein

Weitere Kostenlose Bücher