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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Karm je gesehen. Ihn gibt es nicht. Elfrida aber behauptet, Karm hätte in der Urzeit im Karmafall gelebt, und deshalb hasse Katla ihn und könne ihn nicht vergessen. Und nur darum stehe sie immer da und glotze hinunter.«
    »Und wer ist dieser Karm? Wie konnte er in so einem höllischen Wasserfall wohnen?« fragte ich.
    »Er war auch so ein Ungeheuer«, sagte Jonathan. »Ein Lindwurm, der ebenso lang ist wie der Fluß breit, sagt Elfrida. Aber das ist nur ein altes Märchen, glaub mir.«
    »Und wenn es nun genausowenig ein Märchen ist wie Katla?« fragte ich. Darauf antwortete Jonathan nicht, sondern sagte:
    »Weißt du, was Elfrida noch erzählt hat, während du im Wald warst und Erdbeeren gepflückt hast? Als sie noch klein war, da hat man den Kindern mit Karm und Katla Angst gemacht. Das Märchen von dem Drachen in der Katlahöhle und dem Lindwurm im Karmafall hat sie als Kind oft und sogar gern gehört, nur weil es so gruselig war. Es sei ein uraltes  Märchen, mit dem man Kindern zu allen Zeiten Angst eingeflößt habe, hat Elfrida gesagt.«
    »Hätte Katla in ihrer Höhle nicht auch ein Märchen bleiben können?« fragte ich.
    »Ja, genau das meinte Elfrida auch«, sagte Jonathan. 

    Mich schauderte, plötzlich schien mir Karmanjaka ein Land voller Ungeheuer zu sein, und ich wollte nicht dorthin. Aber ich mußte, und zwar gleich. Doch zuerst aßen wir von unserem Mundvorrat, hoben aber etwas für Orwar auf. Denn in der Katlahöhle herrschte Hunger, "hatte Jonathan gesagt. Grim und Fjalar tranken von dem Regenwasser, das sich in den Felsspalten gesammelt hatte. Hier oben in den Bergen gab es kein Weideland, aber an der Brücke wuchs ein wenig Gras. Ich hoffte also, daß sie einigermaßen satt waren, als wir aufbrachen. Und dann ritten wir über die Brücke. Nach Karmanjaka, in Tengils Land und das des Ungeheuers. Ich zitterte vor Angst. Und dieser Lindwurm. Zwar glaubte ich nicht im Ernst, daß es ihn gab - aber wenn er nun doch plötzlich aus der Tiefe auftauchte und uns von der Brücke riß, so daß wir im Karmafall umkamen? Und dann diese Katla, vor ihr grauste es mich am meisten. Vielleicht lauerte sie uns schon dort drüben an Tengils Ufer auf, erwartete uns mit ihren grausamen Hauern und ihrem todbringenden Feuer? Welche Angst ich hatte! Wir gelangten über die Brücke, Katla war nicht zu sehen. Sie stand auch nicht auf ihrem Felsen, und ich sagte zu Jonathan:
    »Sie ist nicht da!«
    Aber sie war doch da! Nicht auf dem Felsen, aber ihr grausiger Kopf guckte hinter einem gewaltigen Felsblock hervor. Dort am Pfad, der zu Tengils Burg hinaufführte, sahen wir sie. Und sie sah uns. Und sie stieß ein Gebrüll aus, das Berge zum Einstürzen bringen konnte. Rauchwolken und Feuergarben sprühten aus ihren Nüstern, sie fauchte vor Raserei und zerrte an ihrer Kette, riß und zerrte daran und brüllte aufs neue. Grim und Fjalar bäumten sich auf vor Entsetzen, wir konnten sie kaum halten. Und mein Entsetzen war nicht geringer. Ich bat und bettelte und flehte Jonathan an, nach Nangijala zurückzukehren. Doch er sagte:
    »Wir dürfen Orwar nicht im Stich lassen! Hab keine Angst, Katla kann uns hier nichts tun, wie sehr sie auch an ihrer Kette zerrt und reißt.«
    Trotzdem müßten wir uns beeilen, sagte er, denn Katlas Gebrüll sei ein Warnzeichen, das bis zu Tengils Burg hinauf zu hören sei. Wenn wir uns jetzt nicht davonmachten und in den Bergen versteckten, hätten wir bald einen Schwärm von Tengilsoldaten auf den Fersen. Und wir ritten. Auf schlechten, schmalen, steilen Bergpfaden ritten wir, daß die Funken stoben, im Zickzack zwischen den Felsen umher, um die Verfolger irrezuführen. Jeden Augenblick erwartete ich hinter uns galoppierende Hufe und Rufe der Tengilsoldaten zu hören, die mit Speeren und Pfeilen und Schwertern hinter uns her waren. Doch keiner kam. Es war nicht so leicht jemanden in den zerklüfteten Bergen von Karmanjaka zu verfolgen. Wer gejagt wurde, konnte sich dort leicht verstecken. Als wir schon lange geritten waren, fragte ich Jonathan:
    »Wohin reiten wir denn jetzt?«
    »Zur Katlahöhle, das weißt du doch«, sagte er. »Wir sind bald da. Der Katlaberg liegt dort vor deiner Nase.«
    Ja, so war es. Vor uns lag ein nicht sehr hoher, flacher Berg mit steil abfallenden Wänden. Nur auf unserer Seite waren die Hänge nicht so steil. Dort konnte man mühelos hinaufklettern, falls man es wollte. Und wir mußten es, um den Berg zu überqueren, erklärte mir Jonathan.
    »Der Eingang

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