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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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hat.
    »Immer mit der Ruhe, Kemper. Reine Routinesache. Wir gehen da rein, sichern uns, holen die Kleine raus, und ich sage Fogharty, wie großartig Sie mir geholfen haben.«
    Maria beißt sich auf die Unterlippe, während der Leutnant ihre Angaben über Funk prüft. Gerade als sie alles auf eine Karte setzen will, melden sich in ihrem Kopf die Gerüche aus dem Superdome. Erneut nimmt sie die Menschenmassen wahr. Der Elf lächelt ihr zu. Er bedient sich ihrer als Relaisstation, um in den Geist des Leutnants einzudringen. Kempers Blick wird trübe. Er lässt sein Funkgerät sinken.
    »Rein und wieder raus, haben Sie gesagt?«
    »Ja, genau so.«
    Die Pupillen des Offiziers weiten sich immer mehr. Rote Äderchen sind im Weiß seiner Augäpfel zu erkennen. Er kämpft gegen die telepathische Aufforderung des Elfen, begreift nicht, was da geschieht. Erneut nimmt er das Funkgerät zur Hand und meldet den Einheiten, die den Superdome umstellt haben, dass eine Regierungsbeauftragte auf dem Weg dorthin ist, um eine vorrangige Lieferung abzuholen. Er gibt ihnen den Befehl, sich zu ihrer Verfügung zu halten. Die Männer des Zweiten Marine Special Operations Battalion bestätigen den Befehl. Kempers Blick wandert ins Ungefähre. Er merkt nicht einmal, dass ihm ein dünner Blutfaden aus der Nase läuft und sich mit dem peitschenden
Regen vermischt. Er nimmt einen in durchsichtigen Kunststoff eingeschweißten Passierschein von seinem Uniformrock ab und hängt ihn an Marias Rückspiegel.
    »Sie haben zwei Stunden. Falls Sie sich bis dahin nicht mit Ihrer Lieferung an der nächsten Sperre gemeldet haben, sind Sie geliefert. Klar?«
    »Klar.«
    Auf ein Zeichen des Leutnants passiert Maria den Kontrollpunkt mit Schrittgeschwindigkeit. Die Läufe der M-16 sind jetzt auf ihre Reifen gerichtet. Ein Blick in den Rückspiegel zeigt ihr Kemper, der reglos im Regen steht, den Blick wie entrückt in die Ferne gerichtet.

8
    Von seinem Platz hinten im Taxi aus sieht Walls zu, wie der Regen über die Scheiben läuft. Der Fahrer, Shelby, ein alter dürrer Schwarzer, ist dem Flüchtlingsstrom über Nebenstraßen ausgewichen. Er ist hier geboren und kennt alle Schleichwege und Abkürzungen weit und breit. Obwohl es keine Straßenschilder gibt und sein Navigationsgerät nicht funktioniert, lenkt er seinen alten Buick zielsicher mit einer Hand über schmale Feldwege. Von Zeit zu Zeit wirft er durch den Rückspiegel einen Blick auf den sonderbaren Fahrgast, der vor zwei Stunden in sein Taxi eingestiegen ist.
    Auf dem Heimweg zu seinem Haus in einem Vorort der Stadt saß er in einem Stau in Jackson fest, als jemand an die Scheibe geklopft hatte. Der Mann mit dem abgewetzten Rucksack, der sich allem Anschein nach mehrere Tage nicht rasiert hatte, schien aus dem Nichts aufgetaucht zu sein. Sonderbarer rötlicher Staub bedeckte seine Kleidung. Wüstenstaub, das war Shelby klar, denn er hatte
seinen letzten Urlaub auf den Straßen von Utah verbracht. Zwei Wochen im Wohnmobil mit seiner Frau Alice. Dieser verfluchte rötliche Staub … Er hatte sein Fenster heruntergekurbelt und dem Mann mitgeteilt, dass er Feierabend habe und auf dem Heimweg sei. Daraufhin hatte ihn dieser mit sonderbarem Blick angesehen. Es waren die Augen eines Menschen, der schon alles erlebt hat. Shelby, der in der Nationalgarde des Staates Mississippi gedient hatte, kannte diesen Blick. Er erinnerte sich ganz besonders an einen Mann von etwa sechzig, der eines Tages ein Dutzend Freizeitsegler aus einem Wirbelsturm gerettet hatte. Es war den Feuerwehrleuten ein Rätsel, wie ein Mann dieses Alters so oft hatte hin und her schwimmen können, bis er erschöpft am Ufer zusammengebrochen war. Shelby hatte sich damals über die Trage gebückt und nach der Hand des Mannes gegriffen. In diesem Augenblick war eine Art elektrischer Entladung durch ihn gefahren, als sauge der andere seine ganze Energie in sich auf. Das hatte nicht nur sein Leben grundlegend verändert, sondern auch seine Wertvorstellungen. Aus diesem Grund hatte Shelby den Unbekannten gefragt, wohin er wolle. Als dieser erklärt hatte, sein Ziel sei Crandall, nahe der Grenze von Alabama, hatte Shelby gelächelt. Alice würde ihn umbringen. Sie hatte ihm in Teig ausgebackene Garnelen gemacht. Unmittelbar bevor der Fremde an die Scheibe geklopft hatte, hatte sie ihn angerufen, um zu sagen, dass sie das Öl aufgesetzt habe. Den Blick in die Ferne gerichtet, hatte der Fremde hinzugefügt, er habe kein Geld. Daraufhin hatte Shelby

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