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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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mit lautem Lachen die Tür geöffnet. Dies Leuchten in den Augen, aber nicht nur … Als sich der Mann auf die Rückbank gesetzt hatte, hatte Shelby versucht, eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
    »Scheußlicher Tag, was?«
    »Scheußliches Jahr.«

    Shelby hatte gelächelt.
    »Wollen Sie in Crandall Verwandte besuchen?«
    »Ich hole meinen Großvater aus dem Altersheim.«
    »Lake View?«
    »Nein, das andere.«
    Das andere war Parchman, eine Art Sterbeanstalt für Menschen, die kein Geld für eine Krankenversicherung haben. Shelby hatte genickt und war dann aus dem dichten Verkehr ausgeschert, um sich einen Weg quer durch die Felder zu bahnen. Alice hatte seither mehrfach anzurufen versucht. Beim elften Mal hatte er das Mobiltelefon ausgeschaltet.
     
    Walls lehnt den Kopf an die Scheibe. In seinem ganzen Leben war er noch nie so erschöpft gewesen. Als er auf dem Parkplatz des Flughafens wieder zu sich gekommen war, waren die Wirkungen der gewaltigen Entladungen aus seinem Inneren verschwunden. Nur noch ein Geruch nach Verbranntem lag in der Luft, und in seinem Kopf brummte dumpf eine Art Magnetfeld, ungefähr so wie das leichte Vibrieren, das man wahrnimmt, wenn man unter einer Hochspannungsleitung entlanggeht. Er hatte festgestellt, dass die Scheinwerfer des Wagens zerborsten waren und die Motorhaube sich unter dem Anprall der Energiewelle verzogen hatte. Von der Windschutzscheibe waren nur noch Glaskrümel übrig. Sie hatte den Energieüberschuss aufgefangen, als die Entladung durch die Männer in Schwarz gegangen war. Dabei waren ihr Gehirn und die Gesichtshaut bis hinab zu den Schultern verbrannt, wobei ein Geruch nach gebratenem Fleisch und verkohlten Haaren aufgestiegen war. Immer noch drang aus ihren Nasen und Ohren leichter Rauch. Aufmerksam hatte Walls die Züge Prescotts gemustert. Man hätte glauben können, sein Kopf sei geschrumpft und seine Haut mumifiziert. Der Kragen
seines Mantels war zerlaufen, und flüssiges Leder hatte sich in seine Haut gebrannt. Durch die Schwingungen war die Körpertemperatur der Männer binnen Sekunden von den üblichen 37,5 Grad auf den zehnfachen Wert emporgeschnellt, wobei ihre Organe schlagartig geschrumpft waren wie ein Stück gebratene Leber, das man zu lange auf dem Herd hat stehen lassen.
    Walls hatte seinen Rucksack genommen und war bis zur Interstate 20 gegangen, auf der die Autos in einem gewaltigen Stau standen. Er hatte die Gedanken der Menschen in seiner Nähe abgehorcht. Die meisten kamen aus New Orleans, wo sie alles verloren hatten. Andere versuchten, nach Hause zurückzukehren. Sie hatten Angst und waren voll Wut.
    Walls hatte seine Aufmerksamkeit auf die ihm nächststehenden Autos gerichtet. Die friedlichsten Gedanken waren von einem alten Schwarzen am Steuer seines Taxis gekommen. Gerade als er darauf zutreten wollte, hatte er einen eiskalten schwarzen Dunst wahrgenommen, der in sein Gehirn eindrang. Er hatte den Kopf nach links gedreht und versucht, durch den Regenvorhang hindurchzusehen, der die Reihe der Autos peitschte. Eine Limousine näherte sich in der Gegenrichtung, ein Cadillac, der von Osten kam. Drei Männer saßen darin. Killer im Auftrag der Stiftung. Der Mann am Steuer hieß Sarkis. Seit Stunden war er auf der 20 in Richtung Jackson unterwegs. Er war aufs Äußerste aufgebracht, weil er nichts von Prescott gehört hatte. Kalter Hass erfüllte ihn.
    Während das Taxi über Nebenwege davonfuhr, hatte sich Walls an die Kopfstütze gelehnt. Der Cadillac fuhr gerade an Brandon vorüber, und Sarkis versuchte wieder einmal, mit Prescott Verbindung aufzunehmen. Walls hatte auf die Uhr gesehen, deren Zeiger im Dunkeln kaum wahrnehmbar waren. Mitternacht. Wenn Sarkis in weniger als
einer Stunde die Leichen fand und das an die zuständigen Stellen der Stiftung meldete, würde dort Generalalarm ausgelöst.
     
    »Crandall, Endstation.«
    Der Klang von Shelbys Stimme lässt Walls auffahren. Das Taxi steht auf dem Parkplatz vor einem Haus mit fleckigen Mauern. Parchman. Durch die Glastüren sieht Walls einen Nachtportier und einen Pfleger. Er wirft einen Blick auf die Fertigbauten, die um ein kümmerliches Gärtchen herum stehen. Er spürt, wie ihm Tränen in die Augen steigen. Dort leidet sein Großvater seit über zwanzig Jahren, ohne sterben zu können.
    »Ich bin sicher, dass er es verstehen wird.«
    Walls wendet sich Shelby zu, der ihn im Rückspiegel mustert. Ein sonderbares Licht blitzt in den Augen des alten Schwarzen auf. Er ist glücklich. Er

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