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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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beginnt sich daran zu erinnern, wie das ist. Walls räuspert sich: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, auf uns zu warten?«
    »In dem Fall siedet mich meine Alice bestimmt in heißem Öl …«
    Der alte Shelby stellt den Motor ab. Mit einem Lächeln sieht er Walls nach.

9
    Von ihrer Durchquerung der Stadt New Orleans erinnert sich Maria nur an kurze Szenen, die sie möglichst rasch vergessen will. Zuerst die Verwüstung, die der Wirbelsturm angerichtet hat. Sie hatte sich zwingen müssen, weiterhin auf die Straße zu achten, während sie am Flughafen entlangfuhr: Mehrere Maschinen, unter ihnen mindestens zwei Großraumflugzeuge, waren umgeworfen worden wie
Spielzeug. Sie hatte den zerknitterten Rumpf einer 747 erkannt, die das Unwetter auf die Felder neben der Hauptstartbahn geschleudert hatte. Vor allem aber die Wartungshallen hatten ihre Aufmerksamkeit erregt. Der Wirbelsturm war in sie hineingefahren und hatte ihre Blechdächer kilometerweit im Umkreis verstreut. Es sah aus wie ein riesengroßer Schrottplatz, in dessen Mitte jemand eine Tonne Dynamit hatte hochgehen lassen. Dann war Maria in das Stadtviertel Kenner gefahren. Nie zuvor hatte sie so viele umgeknickte Bäume und zerstörte Häuser gesehen. Manche von ihnen hatte die Macht des Wirbelsturms in winzige Splitter gerissen. Straßen, die aussahen wie Friedhöfe.
    Sie schlängelt sich mit ihrem Wagen durch den Schutt. Überall patrouillieren Soldaten, die wilden Kerle vom 82., das durchgeladene M-16 schussbereit in der Armbeuge. Die meisten Bewohner hatten die hochgelegenen Stadtviertel verlassen, und nur einige kräftige Männer sind geblieben, die versuchen wollen, ihr Eigentum zu schützen.
    Die Straßen waren voller Leichen und Tierkadaver. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis Maria sie bemerkt hatte, als sei ihr Bewusstsein nicht bereit, das wahrzunehmen. An einer Kreuzung haben Marine-Infanteristen Hunde- und Katzenkadaver zu einem hohen Haufen aufgeschichtet und in Brand gesetzt. Sie hatte ihre Klimaanlage sogleich auf Umluft gestellt, um den Geruch nach Benzin und verbrannten Haaren draußenzuhalten. Am Ende der Metairie Road weinte ein alter Mann vor einem Toten, den er mit einer Plane zugedeckt hatte. Ansonsten war das Stadtviertel Kenner vollständig verlassen.
    Während sie mit Schrittgeschwindigkeit über die 10 fuhr, hatte sie einen Blick auf die weiter unten liegenden Stadtviertel geworfen. Ein einziger großer See war alles, was von ihnen zu sehen war. Der Verlauf der Straßenzüge ließ sich lediglich anhand einiger Leitungsmasten und Dächer höherer
Häuser erahnen, deren letztes Stockwerk noch ein wenig aus dem Wasser ragte. Dort patrouillierte die Marine in Schlauchbooten mit Außenbordmotor und leuchtete Fassaden, die noch sichtbar waren, mit Scheinwerfern an. Alles andere hatte Maria gar nicht erst sehen wollen. Sie hatte sich eine Zigarette angesteckt und sich gezwungen, einfach geradeaus vor sich auf die Straße zu schauen.
    Jetzt hat sie die letzte Straßensperre unmittelbar vor dem Superdome erreicht. Ununterbrochene Reihen von Bussen versuchen quälend langsam und in viel zu geringer Zahl, Flüchtlinge hinauszuschaffen. Als Maria ihr Fenster hinunterlässt, wird sie vom Gestank, der zu ihr herüberweht, fast ohnmächtig. Sie hält einem blonden Unteroffizier mit leuchtend blauen Augen, der seine Maschinenpistole umgehängt hat und unablässig Kaugummi kaut, ihren Passierschein hin. Auf die mächtigen Muskeln an seinen nackten Oberarmen scheint er äußerst stolz zu sein. Schweißflecken bedecken seinen Kampfanzug. Er scheint teils furchtsam und teils aufgeregt zu sein. Maria erkennt diese Art Blick sofort, es ist ihre Spezialität.
    Der Mann gibt ihr den Passierschein zurück und lässt eine riesige Kaugummiblase platzen.
    »Sollen Sie die Lieferung abholen?«
    Maria nickt. Der Mann pfeift auf den Fingern. Vier Männer kommen herbei.
    »Ich ordne die vier zu Ihrem Schutz ab. Die Leute sind erste Klasse.«
    »Die brauche ich nicht, ich bin selber groß.«
    »Das war nicht als Vorschlag gemeint.«
    Er weist mit dem Lauf seiner Waffe in Richtung auf den Superdome, von dem unablässig ein aus Geschrei und Schluchzen gemischter Lärm herüberdringt. Es sind Geräusche, wie sie Menschen von sich geben, die kurz davor sind, den Verstand zu verlieren.

    »Hören Sie das? Die sind jetzt seit fünf Tagen da drin. Die Scheißhäuser sind schon am ersten Abend übergelaufen. Seit fünf Tagen fressen die nur noch Gras und beschnuppern sich

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