Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
Rauschen.
»Mulligan, hier Brad. Es ist Parks. Ich wiederhole: Es ist Parks.«
»Bist du sicher?«
»Zu achtzig Prozent.«
»Setz dich mit Jones in Verbindung. Es darf nicht den geringsten Zweifel geben.«
Maria lächelt. Ihr Puls ist wieder normal. Sie hat die beiden Geländewagen des FBI zu beiden Seiten des Parkplatzes erkannt. Mulligan sitzt in dem rechts von ihr, Alonso links. Wieder ein Rauschen. Mulligan fragt: »Jones, hier Außenposten, hörst du mich?«
Maria geht zwischen den Fahrzeugen hindurch, ohne auch nur einen Blick auf ihren alten Buick zu werfen.
»Zum Kuckuck, Jones, was treibst du?«
Erneutes Rauschen. Kintchs Stimme. Er hat das Stationszimmer erreicht und Jones gefunden.
»Hier Brad. Jones liegt am Boden.«
»Tot?«
»Niedergeschlagen. Die Zielperson hat ihr Kleid und ihren Kittel an sich genommen.«
»Verstanden. An alle, Außenposten umstellt Zielperson. Chen und Kintch, ihr gebt uns aus der zweiten Reihe Feuerschutz.«
Kintchs Stimme: »Wir haben ein Problem, Chef.«
»Welches?«
»Jones’ Ohrhörer ist verschwunden.«
»Verdammter Mist …«
»Was tun wir jetzt?«
»Wenn sie Jones nicht umgebracht hat, heißt das, dass sie noch für uns arbeiten will. Willst du uns das damit sagen, Maria?«
6
Maria geht weiter über den Parkplatz. Mulligans großer schwarzer Geländewagen kommt langsam auf sie zu. Hinter ihr startet Alonso den seinen.
»Ich weiß, dass du mich hörst, Maria. Du musst entscheiden. Sag mir, was wir tun sollen.«
Maria gibt keine Antwort. Sie geht einfach weiter. Sie sucht nach einem günstigen Winkel. Sie wird rasch handeln müssen.
»Maria, wir sind hier, um dich nach Hause zu bringen, aber wir werden nicht zögern, notfalls von der Waffe Gebrauch zu machen. Das hängt ausschließlich von dir ab.«
Sie hält inne. Rechts von ihr steht ein Mustang und ein alter Cadillac, links ragt eine mannshohe Mauer auf. Der schräg geparkte Cadillac berührt fast das Heck des Mustangs. Sie bleibt stehen. Die Geländewagen sind in stumpfem Winkel zueinander zum Stillstand gekommen. Maria wendet ihnen den Rücken zu. Sie hört, wie sich die Türen öffnen. Stiefelsohlen knirschen. Mulligan und Alonso kommen auf sie zu. Sie hört weitere Schritte und dreht sich um.
Sie verzieht das Gesicht. Kintch und Chen haben hinter den Geländewagen Stellung bezogen. Sie lächelt Mulligan zu, der mit gezogener Waffe näher kommt. Er fragt sich im Stillen, ob sie eine kugelsichere Weste trägt.
»Zeig mir deine Hände, Maria.«
Alonso und Mulligan sind einige Schritte von ihr entfernt stehen geblieben, sodass sie sich in ihrem Schussfeld befindet. Hinter den Geländewagen haben Kintch und Chen sie aus der Öffnung zwischen den Wagentüren ins Visier genommen. Sie haben inzwischen gemerkt, dass sie keine kugelsichere Weste trägt – dafür hat sie zu rasch hintereinander zu viele Bewegungen gemacht. Bei der ersten Kugel, die ein lebenswichtiges Organ trifft, ist das Spiel aus. Maria denkt an Holly. Sie sieht die Kleine vor sich, wie sie auf dem Doppelbett schläft. Sie weiß, dass sie die Partie verloren hat. Mulligan wendet sich an sie: »Du kennst die Spielregeln, Maria. Lass den Mantel los, knie dich hin und leg langsam die rechte Hand hinter den Nacken.«
»Du warst schon immer ein verdammter Perversling, Mully. Ich frage mich, was deine Frau dazu sagen würde. Wie geht es ihr überhaupt? Weiß sie, dass du jetzt auch schon Kolleginnen festnimmst?«
»Jenny ist im vorigen Jahr an Krebs gestorben. Erinnerst du dich nicht?«
Marias Blick wird trüb. Ihre Stimme bricht.
»Ach, entschuldige, Mully. Ich … ich habe nichts davon gewusst.«
»Natürlich hast du es gewusst, Maria. Jenny war deine beste Freundin. Du warst auch bei der Beerdigung und hast mich sogar in die Arme genommen, und ich hab wie ein kleiner Junge an deiner Schulter geheult.«
»Du weißt, dass das nicht stimmt, Mully. Sag bitte, dass das nicht stimmt.«
Maria hat sich mit dem Rücken an den Cadillac gelehnt.
Ihr Kinn zittert. Tränen laufen ihr hinter den Brillengläsern über die Wangen.
»Maria, von Crossman wissen wir, was in Rio passiert ist. Wir wissen, dass es dir nicht gut geht und du Hilfe brauchst. Hör jetzt also auf.«
»Es ist zu spät, Mully.«
»Nein, Maria. Erst hinterher ist es zu spät. Ich muss jetzt deine Hände sehen. Bitte. Um Jennys willen.«
»Mull?«
»Ja?«
»Ich habe eine Waffe.«
»In Ordnung, Maria. Unter dem Mantel?«
»Ja.«
Mulligan wendet sich an seine Kollegen:
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