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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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anzurufen. Ehrlich gesagt versetzte ihn der Gedanke, sie mitten in der Nacht anzurufen, in Angst und Schrecken. Daher fuhr er so schnell und ohne Rücksicht darauf, dass die Räder in den Schlaglöchern und ausgefahrenen Wagenspuren tanzten, auf die Gefahr hin, dass dabei die Lenkung oder eine Achse zu Bruch ging. Doch das war ihm gleichgültig: Er dachte an seine zehntausend Dollar.
    Als er einige Stunden später sein Fahrzeug auf die befestigte Straße lenkte, die nach San Esteban führte, wusste Walls, dass er seine Fähigkeit nicht nur wiedergewonnen hatte, sie hatten sich überdies verwandelt. Während Fernando auf eine Tankstelle gezeigt hatte, deren staubbedeckte Schilder im Wüstenwind schwankten, hatte Walls in seinen Gedanken gelesen, dass er von dort aus die Männer in Schwarz anrufen wollte. Es war noch ein Dutzend Kilometer bis San Esteban, das würde den Männern Zeit genug
geben, sich auf den Weg zu machen und Walls beim Aussteigen festzunehmen. Auf Fernandos Behauptung hin, er müsse tanken, hatte ein Blick auf die Benzinuhr Walls gezeigt, dass die Nadel zwar ziemlich weit unten stand, der Kraftstoffvorrat aber ohne Weiteres bis San Esteban reichen würde. Das hatte er Fernando auch gesagt und ihm zugleich eine leichte telepathische Schwingung geschickt. Daraufhin hatte sich dessen Blick umwölkt. Er schien einen Augenblick zu überlegen, dann sagte er, er müsse auf jeden Fall an der Tankstelle anhalten, um von dort zu telefonieren. Auf Walls’ Frage, mit wem, hatte Fernando angefangen, aus der Nase zu bluten, und gesagt, er müsse die Männer in Schwarz anrufen, die einen gringo namens Walls suchten. Daraufhin hatte Walls gesagt, er sei niemandem begegnet, auf den die Beschreibung zutreffe, und Fernando hatte genickt und gesagt: »Ich auch nicht.«
    So waren sie bis zum Anwesen von Fernandos Vetter Almeiro weitergefahren, und Walls hatte diesen dazu veranlasst, ihn nach Chihuahua mitzunehmen. Während der Lastwagen voller Hühner davonfuhr, hatte Walls im Rückspiegel Fernando beobachtet, der auf dem Gehweg saß und ins Leere starrte.
    Um die Mitte des Nachmittags hatte Almeiro den Archäologen nahe dem internationalen Flughafen Chihuahua abgesetzt. Bevor er ausstieg, hatte er ihm den Befehl geschickt, alles zu vergessen. Walls war so müde gewesen, dass die Botschaft zu stark war, denn er hatte in Almeiros Gedanken gelesen, dass dieser nicht einmal mehr wusste, wohin er fuhr, noch, wie er hieß. Daraufhin hatte ihm Walls mitgeteilt, er müsse nach Chihuahua fahren, um den dortigen Behörden zu melden, dass er verseuchte Hühner transportiere. Almeiro hatte mit einem sonderbaren Lächeln genickt, sich vor die Stirn geschlagen und ausgerufen: »Ach ja, natürlich!«

    Walls hatte dem Wagen nachgesehen, war dann in die Halle des Flughafens getreten und hatte die eiskalte Luft aus der Klimaanlage tief eingeatmet.
    Die Angestellte am Schalter von AeroLitoral hieß Consuela. Sie hatte schönes brünettes Haar. Auf seine Bitte, mit der ersten erreichbaren Maschine in die Vereinigten Staaten zu fliegen, hatte sie ihm mitgeteilt, auf einem Flug nach Jackson sei noch ein Platz frei. Er hatte ihr eine Botschaft geschickt, die gerade stark genug war, dass sie nicht bluten musste, und einen alten zerknüllten Fünfdollarschein auf die Tresen gelegt. Als ihm Consuela mit verlegenem Lächeln mitgeteilt hatte, sie könne nicht wechseln, hatte er ihr Lächeln erwidert und erklärt, das sei nicht schlimm.

3
    Langsam fährt Maria auf das Haus der alten Akima zu. Große Tabakblätter streifen ihren Wagen. An manchen Stellen stehen die Pflanzen auf den vom Wirbelsturm verwüsteten Feldern am Rand des Feldwegs so dicht, dass man glauben könnte, dort sei seit Jahren kein Fahrzeug durchgefahren. Allem Anschein nach handelt es sich bei der Pflanzung mit ihrem riesigen alten Wohnhaus im Kolonialstil um eine von denen, die zur Zeit des Bürgerkriegs in voller Blüte standen. Die Reihen von Holzbaracken am Ufer des Mississippi zeigen, dass man dort einst Scha ren von Sklaven beschäftigt hatte.
    An einer Stelle, an der die Zufahrt zum Haus vom Weg abgeht, steht auf einem verwaschenen Schild »Ol’ Man River«. Ein Stück weiter verschwindet die Zufahrt in einer Art Tunnel aus Glyzinen, die so dicht wachsen, dass sie das Tageslicht verschlucken. Während Maria hindurchfährt, zieht sie unwillkürlich den Kopf ein. Sie hört, wie
die Zweige über das Dach streifen. Ein widerwärtiger süßlicher Blütengeruch vermischt sich

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