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Die Brut

Titel: Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Silbertanne türmten, ließen es kalt: die Bilderbücher und Bauklötze, Plüschtiere und Bälle, Reifen und Kreisel. Nicht einmal das wasserspritzende Spielzeugtelefon von seiner Tante Feli hatte das Kind länger als eine Minute zu interessieren vermocht. Den hellblauen Pullover mit den passenden Handschuhen, den seine Stiefoma – wie sie sagte:
eben noch schnell –
gestrickt hatte, hatte es keines Blickes gewürdigt.
    »Wenn man ihn so anschaut, will man gar nicht glauben, was er in den letzten Monaten alles durchgemacht hat«, sagte diese gerade. »So ein goldiges Kind. Es ist unglaublich, was sie in dem Alter noch alles wegstecken.«
    Tessas Stiefmutter hielt dem Kind einen Zimtstern hin, es schnupperte ein wenig in ihre Richtung, klatschte eine Hand auf seinen lebkuchenbraunen Mund und wandte sich wieder den Stilettos zu.
    »Wir wissen doch gar nicht, ob diese bemitleidenswerte Frau Victor tatsächlich schlecht behandelt hat«, gab Frau Waldenfels zu bedenken. Ihr Blick wanderte immer wieder zwischen dem Kind und Sebastian hin und her.
    »Natürlich wissen wir das«, entgegnete Tessas Stiefmutter. Zur Feier des Tages hatte sie eine schwarze Pumphose und ein Wolloberteil mit silbernen Pailletten angezogen. »Wie soll so eine Verrückte imstande sein, sich gut um ein Kind zu kümmern?!«
    »Sie haben doch selbst festgestellt, dass Victors Gemüt offenbar keinen Schaden genommen hat.« Abwesend richtete Frau Waldenfels die goldene Armbanduhr, die an ihrem Handgelenk verrutscht war.
    »Das ist ganz lecker, guck mal! Mmh …« Tessas Stiefmutter hatte ein Stück Stollen auseinandergebrochen und versuchte, das Kind damit zu locken. Es blieb am Boden sitzen, die Finger um den linken Stilettoabsatz gekrallt.
    »Ich weiß ja nicht, was die mit Victor angestellt hat«, ließ sich eine amüsierte Stimme vernehmen, »aber irgendwie schien er mir früher kein Schuhfetischist gewesen zu sein.«
    »Felicitas!« Tessas Stiefmutter warf ihrer zweiten Stieftochter einen strengen Blick zu. »Nach all dem, was Victor durchgemacht hat, ist es doch natürlich, dass er bei seiner Mutter Schutz sucht.«
    Es gelang Tessa, das Lächeln ihrer Stiefmutter zu erwidern. Sie schlüpfte aus dem Schuh, an dem das Kind immer stärker rüttelte.
    »Klein ist er geblieben. Sehr klein«, sagte da plötzlich Katharina. Alle Blicke richteten sich auf die Kinderfrau, die als Einzige in einem Sessel saß.
    »Ehrlich, findest du?«, fragte Sebastian schnell und strich dem Kind über den Kopf. »Ich finde, er hat sich prima entwickelt.«
    Die Unterlippe des Kindes begann zu beben, schnell bückte sich Tessa und drückte ihm einen Kuss auf die vernarbte Stirn.
    »Seine Augen«, sagte Katharina. »Seine Augen waren blau.«
    Eine Sekunde wurde es so still im Zimmer, dass nur die Heizung tickte. Auch das Kind hörte auf, in den Stiletto hineinzulallen. Mit großen braunen Augen schaute es sich um.
    »Kleinkinder wechseln doch irgendwann die Augenfarbe?«, fragte Sebastian in die schweigende Runde. Und, an seine Mutter gewandt: »Habt ihr mir nicht erzählt, dass ich bei der Geburt auch blaue Augen hatte?«
    »Blau wie Lapislazuli«, antwortete diese.
    »Ich kenne einen Kollegen, der wechselt alle paar Monate die Augenfarbe«, steuerte Attila jetzt bei. »Wie ein Chamäleon. Hat angeblich was mit den Jahreszeiten zu tun.«
    Frau Waldenfels legte eine Hand auf den Schenkel ihres Mannes. »Findest du nicht überhaupt, dass Victor Sebastian noch ähnlicher geworden ist, seitdem wir ihn das letzte Mal gesehen haben? Die Nase. Die Ohren. Genauso hat unser Sebastian damals ausgesehen.«
    Herr Waldenfels verzog das Gesicht zu einem Lächeln. »Nathalie, an diese Dinge erinnerst du dich wohl besser.«
    »Ich freue mich schon so, wenn ihr im Januar zu uns ins Tessin kommt«, wandte sich seine Frau strahlend an Tessa. »Dann lernst du das Haus endlich einmal kennen.« Und zu Sebastian sagte sie: »Ich lasse nächste Woche dein altes Kinderzimmer wieder herrichten. Der Handwerker hat mir versprochen, nach der Tapete zu suchen, die du damals so geliebt hast. Weißt du noch? Die mit den Bällen und Pferden drauf?«
    »Natürlich erinnere ich mich, Mutter«, sagte Sebastian und strich Tessa über den Oberschenkel.
    Das Kind hatte der Diskussion um seine Augenfarbe keine weitere Aufmerksamkeit mehr geschenkt. Voll Hingabe nuckelte es am Absatz des Stilettos.
    Im Zimmer breitete sich Schweigen aus wie ein Ölteppich auf dem nächtlichen Mittelmeer.
    »Willst du mit Oma

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