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Die Brut

Titel: Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Puzzle spielen«, sagte Tessas Stiefmutter laut. »Komm doch mal auf Omas Schoß, dann spielt Oma Puzzle mit dir.« Sie beugte sich nach vorn, um das Kind vom Teppich zu pflücken, es sträubte sich, gab aber nach. Nur den Schuh ließ es sich nicht wegnehmen.
    Tessas Stiefmutter hob das bunte Steckspiel auf, das Katharina mitgebracht hatte, und schüttelte die Plastiksterne, -monde und -tiere aus den Vertiefungen in ihren Schoß.
    »Guck mal, das ist eine Katze. Ja.
Katze
. Weißt du schon, was eine Katze ist?
Miez miez

    Das Kind starrte seine Stiefoma mit offenem Mund an. Diese nutzte die Gelegenheit, ihm den Schuh zu entwenden. Es schmollte nur kurz, dann packte es den Plastikstern und knallte ihn in die sichelförmige Vertiefung des Mondes.
    »Fein kannst du das! Ganz fein!«, lobte Frau Waldenfels.
    »Schau mal genau«, sagte Tessas Stiefmutter. »Wo musst du den Stern reinmachen? Da passt er doch gar nicht hin.«
    Unbeirrt hämmerte das Kind mit dem Stern auf die Mondvertiefung ein.
    »Nein! Schau mal. Da musst du den Stern reinmachen.
Da
.« Tessas Stiefmutter ergriff seine Hand und bewegte sie zu der Stelle, wo die sternförmige Vertiefung war.
    Das Kind begann zu schreien. Tessa fuhr in die Höhe und entriss ihrer Stiefmutter das Kind, das ihr bereits beide Arme entgegenstreckte.
    »Aber ich wollte ihm doch nur zeigen, wie es richtig geht«, verteidigte diese sich.
    Tessa sah, wie Frau Waldenfels Sebastian einen schmunzelnden Blick zuwarf. Ihr Sohn erwiderte den Blick, obwohl ihm Feli gerade etwas ins Ohr flüsterte.
    »Ist schon okay, Karin«, sagte Tessa, und es klang beinahe freundlich. Das Schreien war so plötzlich verstummt, als wolle das Kind die Erwachsenen animieren, zu seinem Sound
Reise nach Jerusalem
zu spielen. Doch außer Tessa war bislang nur Attila aufgestanden. Und auch er sah nicht so aus, als ob er spielen wollte. Mit Daumen und Zeigefinger kniff er das Kind leicht in die Wange.
    »Ein toller Kerl bist du. Aus dir wird mal was.« Er legte die Hand auf Tessas Schulter. »Kann ich noch einen Moment mit dir sprechen, ich muss bald wieder los.«
    »Klar, sollen wir hoch in mein Zimmer?«
    »Lass uns einfach in die Küche gehen.«
    Tessa beugte sich zu Sebastian hinunter. »Bist du so lieb und nimmst ihn einen Moment?«, fragte sie lächelnd. »Danke.« Das Kind begann wieder zu schreien, kaum dass es auf Sebastians Schoß gelandet war.
    »Ja, Recht hast du, dass du böse bist auf Papa. Aber Papa verspricht dir hoch und heilig, dass er dich in Zukunft nie wieder so lange alleine lassen wird«, hörte Tessa ihn sagen, »großes Indianer-Ehrenwort.«
    »Ja?«, fragte sie, als Attila und sie neben dem Luxusherd standen.
    Attila schaute sie an. Und in seinen Augen funkelte etwas, das nichts mit Weihnachten zu tun hatte. »Wenn du willst, bist du ab Frühjahr wieder auf Sendung.«
    Lange Zeit war sie unfähig, etwas zu sagen. Der Himmel riss auf. Strahlen. Sehr helle Strahlen. Das größte Auge Gottes, in das sie jemals geblickt hatte.
    »
Auf der Couch
wird weitergehen?«, fragte sie, als sie endlich wieder sprechen konnte.
    Attila griff nach dem langen Messer, mit dem ihre Stief- oder Schwiegermutter vorhin den Stollen aufgeschnitten hatte, und ließ die Klinge über die Marmorplatte schleifen.
    »Wir denken über ein neues Format nach.«
    Sie schaute ihn an. »Ein neues Format? Aber wieso denn das?
Auf der Couch
war perfekt.«
    »Es ist zu viel passiert,« sagte er, ohne den Gedanken weiterzuführen.
    »Wie soll das neue Format ausschauen?« Es kam Tessa so vor, als ob sich in ihrem Herz ein Expander verkeilt hätte, der es sprengen wollte.
    Endlich legte Attila das Messer beiseite und schaute sie an. »Wusstest du, dass in Deutschland jedes Jahr fast zweitausend Menschen verschwinden? Alte Leute, Kinder, Ehefrauen. – Das ist ein Thema mit riesigem Potential.«
    »Ich soll eine Vermisstenshow moderieren?« Tessa merkte, dass sie zu laut gesprochen hatte, die Gespräche im Wohnbereich waren kurz verstummt.
    »Wer, wenn nicht du«, sagte Attila ruhig.
    Sie stützte die Stirn auf, schloss die Augen.
    Ein neues Format. Erna aus Erlangen. Jutta aus Jüterbog. Patrick aus Paderborn. Von den liebenden Angehörigen verzweifelt gesucht. Bordsteintragödien. Hervorgestammelt von Menschen, die keine Ahnung hatten, wie man einer Kamera Geschichten erzählte. Das vorletzte Untergeschoss im Fernsehgebäude.
    »Ich weiß nicht, ob ich so etwas kann«, sagte Tessa. Ihre Stimme klang heiser.
    »Aber ich

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