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Die Brut

Titel: Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Idee, oder hat man Ihnen das vorgegeben?«
    »Das Format habe ich gemeinsam mit dem Produzenten entwickelt.«
    »Attila de Winter«, warf Sebastian ein, »er war der andere Taufpate.«
    Sein Vater nickte, als sei ihm jetzt noch mehr klar.
    »Macht der Kleine Mittagsschlaf?«, fragte Frau Waldenfels plötzlich. »Ich habe ihn ja noch gar nicht richtig halten dürfen.«
    »Später, Mutter«, sagte Sebastian. »Er ist mit der Kinderfrau oben im Zimmer.«
    »Kein Wunder, dass er jetzt müde ist, nach dem –«, Tessas Stiefmutter stockte einen Moment, »– Zinnober. Aus dem wird später mal ein Sänger.«
    Sie schaute die Waldenfels an. »Das Organ muss er von Ihrem Sohn haben. Wissen Sie, ich bin ja erst nach dem Tod von Theresias leiblicher Mutter in die Familie gekommen, aber nach allem, was ich gehört habe, war Theresia überhaupt kein Schreihals, nicht wahr, Volker?«
    Tessas Vater fuhr in die Höhe, als er seinen Namen hörte. Tessa konnte nicht sagen, ob er den Gesprächen wirklich zugehört hatte. Er hatte hier und dort ein wenig genickt, war immer mehr über seinem Teller zusammengesunken.
    »Was meinst du, Karin?« Er lächelte verlegen in die Runde. Tessa hätte ihm am liebsten eine Tarnkappe geschenkt.
    »Wissen Sie, mein Mann hat es ja leider mit dem Herzen, deshalb wird er in letzter Zeit manchmal etwas müde. Nicht wahr, Volker?«
    Tessas Stiefmutter tätschelte ihrem Vater in einer Weise die Hand, dass Tessa sie am liebsten geschlagen hätte.
    »Papa, möchtest du dich vielleicht einen Augenblick hinlegen?«
    Ihr Vater schaute auf, erschrocken. Noch bevor ihre Stiefmutter den Mund öffnete, wusste Tessa, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
    »Aber Volker, du wirst dich doch jetzt nicht hinlegen, nicht an diesem Tag! Komm, nimm noch ein Stück von der Nusstorte, die magst du doch immer so gern.«
    Tessa spürte, wie Sebastian sie fester im Rücken streichelte.
    »Danke, es geht mir gut.« Ihr Vater lächelte sie an. »Ich nehme gern noch ein Stück von der Nusstorte. Die ist wirklich ganz hervorragend.«
    In diesem Moment kam Feli an den Tisch. Sie hatte tatsächlich den schwarz-blauen Bikeranzug an. Sie stellte sich zwischen ihren Vater und ihre Stiefmutter und legte die Arme um beide.
    »Na, da ist ja die ganze dreckige Verwandtschaft beisammen«, sagte sie gut gelaunt. »Paps, du hast da was.« Sie griff ihrem Vater ans Revers und wischte den restlichen Buttercremefleck mit ihrem Finger weg.
    »Felicitas, bitte«, zischte die Stiefmutter.
    Tessa brauchte ihrer Schwester nicht in die Augen zu schauen, um zu wissen, dass sie sich vor nicht allzu langer Zeit zwei ordentliche Linien gegönnt hatte.
    »Sebastian hat erzählt, dass Sie Sängerin sind«, sagte Frau Waldenfels.
    »Ehrlich? Das ist aber nett von ihm.« Feli strahlte Sebastian so unverschämt an, dass Tessa nicht sicher war, ob sie es ernst meinte oder ihn verarschte.
    »Das ist ein origineller Anzug, den Sie da tragen«, machte Frau Waldenfels weiter.
    Tessa sah ihre Stiefmutter erröten.
    Feli lachte. »Ich habe Tessa ja angeboten, dass ich ein rosa Chiffonkleid anziehe, aber sie hat gemeint, da wär’s ihr lieber, wenn ich in meinen alten Motorradklamotten komme.« Sie lachte noch lauter. Auch Frau Waldenfels verzog das Gesicht zu einem Lächeln.
    »Haben Sie eigentlich noch weitere Kinder?«, versuchte Tessas Stiefmutter abzulenken.
    »Nein, Sebastian ist unser Einziger.« Frau Waldenfels legte eine ihrer dezent manikürten Hände auf Sebastians.
    »Schwesterchen, was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte –« Feli kam langsam um den Tisch geschlendert, »– wo hast du eigentlich diese wahnsinnig abgefahrenen Schuhe her?«
    »Ich habe sie mir zum Kleid machen lassen, wieso?« Tessa begriff nicht, worauf ihre Schwester hinauswollte. Feli war neben ihr angekommen und in die Knie gegangen.
    »Komm, Schwesterchen, zeig uns deine schönen Schuhe.«
    »Feli, lass das.« Tessa gab ihrer Schwester eine leichte Kopfnuss.
    »Nein, sie hat Recht.« Sebastian sprang auf. Bevor Tessa sich wehren konnte, hatte er sie von ihrem Stuhl auf beide Arme gehoben und drehte sich mit ihr einmal im Kreis.
    An einigen Nachbartischen wurde applaudiert. Feli hatte eine Hand an den Mund gelegt und spielte Nachdenken.
    »Das sind nicht zufällig Mamas Hochzeitsschuhe?«
    Sebastian hatte Tessa wieder am Boden abgesetzt. Er schnaufte ein wenig.
    »Quatsch«, stieß Tessa hervor. Auch sie war außer Atem. Die Kapelle, die sie engagiert hatten, spielte einen

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