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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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damit über die Motorhaube, feuerte drauflos und versuchte, meine Schüsse mit Hilfe des Spiegels in Richtung Dach zu lenken. Dann quoll eine Nebelwolke aus der Garage und verfestigte sich zu der Gestalt einer Frau.
    Lena stieß ihr Bokken durch den Neuankömmling, der sich prompt in Asche verwandelte. Einer der Vampire auf dem Dach ließ die Waffe fallen und sprang in die Luft. Mit jetzt klauenbewehrten Füßen packte er einen von Lenas Bokken und entriss ihn ihr.
    »Das ist unvermeidliche Vernichtung!«, rief ich unter neuerlichem Zitieren der Erzählung. »Sicher können Sie mir fünf Minuten widmen, um zu hören, was ich Ihnen mitzuteilen habe!«
    Die Autos wurden langsamer. Über dem Leerlauf der Motoren hörte ich eine gerufene Antwort: »Was ich Ihnen sagen könnte, ist Ihnen bereits alles durch den Sinn gegangen.«
    Das war eine von Moriartys Zeilen an Holmes – er hatte angebissen! Ich schaute hinter dem Auto hervor. »Haben Sie irgendeinen Vorschlag zu machen?«
    »Sie müssen zurückweichen.«
    Zum ersten Mal änderte ich das Skript ab, wobei ich mir alle Mühe gab, Holmes’ Stimme so gut wie möglich beizubehalten. »Ich habe getan, was ich konnte, aber ich kann Sie nicht besiegen. Sie kennen jeden Zug dieses Spiels, und ich bin nicht schlau genug, um Ihnen den Untergang zu bereiten. Ich weiß, dass es Ihnen leidtun würde, wenn Sie sich zum Äußersten genötigt sähen. Treffen wir uns, damit ich Ihnen eine alternative Lösung vorschlagen kann!«
    Stille. Hatten meine Abänderungen Moriartys Zugriff auf Huberts Verstand gebrochen? Ich blickte Lena an und machte meine Waffen klar.
    Und dann begann das Garagentor ganz rechts sich zu öffnen.

Kapitel 20
    Neonlampen flackerten im Inneren. Direkt vor mir lag einer der Automaten auf einem Auto, ausgestreckt wie Frankensteins Monster. Drei andere Automaten lagen wie tot in den Reparaturbuchten zu beiden Seiten, während zwei weitere in den Schatten im Hintergrund standen.
    Reifenstapel säumten die Rückwand. Die Luft roch nach Schmierfett und Öl. Ich kannte diesen Ort. Ich hatte ihn durch ein Buch gesehen, als ich Huberts Verstand berührt hatte.
    Lena stellte sich neben mich, einen einzelnen Bokken auf der Schulter. Ich schob Excalibur in die Scheide und behielt eine Hand in der Tasche am Abzug des Lasers. »Dort drüben!«, flüsterte ich und zeigte auf die hintere Ecke, wo ein kleines Büro zu sein schien.
    Die Tür öffnete sich. Das Büro war dunkel, aber durch die Brille konnte ich magisches Leuchten ausmachen. Und dann trat das, was von Charles Hubert übrig war, heraus.
    Der Soldat aus den Zeitungsfotos war verschwunden, ersetzt durch eine blasse Vogelscheuche von Mann, der aussah, als ob er allenfalls noch hundert Pfund wöge. Eine dreckige grüne Jogginghose hing von knochigen Hüften. Die Brust war unbedeckt; die weiße Haut ließ jede Rippe deutlich hervortreten. Er hatte den Großteil seiner Haare verloren, und sein Kopf sah aus wie ein bemalter Schädel. Seine Narbe bildete eine schillernde rosa Linie entlang der Seite seines Kopfs und Gesichts.
    Sein Gesicht war von verblassten Textzeilen überzogen. Der unregelmäßigen Handschrift nach zu gehen, hatte er sie mit einem schwarzen Filzstift selbst aufgetragen. Ich sah Englisch, Deutsch und auch etwas, das wie Paschtunisch aussah. In einer Hand hielt er ein schweres, mit Rubinen besetztes silbernes Kreuz.
    Lena packte meinen Unterarm und zog. Der Laser brannte sich durch meine Jackentasche und sprengte ein Loch in die Rückwand; der Gestank von geschmolzenem Gummi erfüllte die Luft. Sie drehte mir den Arm um und pflückte mir die Pistole aus der Hand, danach holte sie sich auch die andere. Excalibur streifte sie mir ebenfalls vom Rücken.
    »Lena …«
    Sie nahm die Brille ab und warf sie zu Boden. Im trüben Licht konnte ich gerade so die spitzen Kreuze von Lenas Pupillen erkennen. Der Anblick machte mich krank. Er musste die Kontrolle über sie übernommen haben, schon bevor er überhaupt aus dem Büro herausgekommen war.
    »Die Entwicklung Ihrer oberen Schädelhälfte entspricht nicht ganz meinen Erwartungen«, sagte Hubert, womit er immer noch die Erzählung zitierte. Moriarty hatte ja so eine zivilisierte Art, jemandes Intelligenz zu beleidigen! »Eine gefährliche Gewohnheit, geladene Feuerwaffen in die Taschen seiner Jacke zu stecken.«
    »Wie haben Sie meine Begleiterin überredet, mich zu verraten?«, fragte ich und wurde mit einem Aufglimmen der Verwirrung in Huberts Augen belohnt.

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