Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
Ein Verstand von der Art Moriartys würde nie an Zauberei glauben.
    »Sie war schlau genug, um die Wahrheit zu erkennen«, antwortete er nach einer Pause. »Um sich mir anzuschließen, statt niedergetreten zu werden. Und nun erzählen Sie mir von den Fußspuren!«
    Ich blickte ihn verständnislos an. »Den Fußspuren?«
    »Ich sehe sie in meiner Erinnerung. Eine doppelte Reihe von Fußstapfen, deutlich wahrnehmbar im schwärzlichen Grund des Pfades. Sie führen beide fort. Zurück führt keine.« Die präzise Artikulation konnte nicht über seine Angst oder Verwirrung hinwegtäuschen.
    »Aber sicher«, sagte ich und zog das Holmes -Buch heraus. Die Fußspuren kamen ganz am Ende der Erzählung vor.
    »Sie haben mich ermordet!«, sagte er mit schriller werdender Stimme. »Sie warfen mich in die tosenden Sturzwellen und die schäumende Gischt!«
    »Ganz und gar nicht.« Ich sprach mit Ruhe, versuchte, ihn aus dem Wahnsinn zurückzuziehen. Ich schlug eine davorliegende Seite der Erzählung auf, wo Holmes seinen Revolver auf den Tisch legt. Raunen rief mir zu und warnte mich davor, wie leicht ich Hubert in den Wahnsinn folgen konnte, aber ich musste es versuchen. Ich konnte das hier immer noch beenden. Ein einziger Schuss aus diesem Revolver …
    In dem Moment, als ich die Magie des Buches berührte, versteifte Hubert sich. Ich sah Erkenntnis in seinen Augen. Lena trat mir das Buch aus den Händen. Die Automaten stiegen von ihren Hebebühnen herunter und umringten mich.
    Hubert kam näher und musterte mich durch eine schwarz umrandete Brille, die viel zu groß für sein ausgemergeltes Gesicht war. Ein Riss in seiner Unterlippe hatte einen Blutstreifen auf seinen Zähnen hinterlassen.
    »Wissen Sie, wer Sie sind?«, fragte ich.
    Er lächelte. Seine Zungenspitze tupfte das frische, aus seiner Lippe quellende Blut ab. »Wissen Sie es denn, Isaac Vainio? Wissen Sie, wer Sie sind? Sind Sie sicher , dass die Pförtner sich nie an ihrem Verstand zu schaffen gemacht haben?«
    »Ich weiß, was Gutenberg Ihnen angetan hat. Wie er Ihnen Ihre Zauberei gestohlen hat, Ihre Erinnerungen an die Pförtner ausgelöscht hat.« Ich deutete auf die Schrift auf seinem Körper. »Sie haben versucht, sich selbst neu zu schreiben?«
    »Gutenberg hat es zuerst getan!«, fauchte er. »Hat seinen verfluchten Zauberspruch geradewegs durch meine Haut geätzt! Er hat seine Magie in meinen Schädel gemeißelt!« Er gab ein Geräusch von sich, das halb Lachen, halb trockener Husten war. » Er hat mich umgebracht, Isaac. Ich trenne mich Faden für Faden auf, jede Faser angespannt, bis sie zerreißt.«
    »Warum haben Sie die Bücher aus dem Archiv gestohlen?«, fragte ich ihn.
    »Das Archiv …« Er blickte auf den Boden, als versuchte er, sich zu erinnern. »Magische Schlösser binden die Bücher ein. Alles läuft darauf hinaus, Türen zu verschließen. Die Magie einzusperren. Gefängnisse zu erschaffen. Wir mussten den Schlüssel finden. Bücher, Automaten, Menschen – es spielt keine Rolle. Wir mussten einen Weg finden, sie alle zu befreien.«
    »Wen zu befreien? Andere Pförtner? Oder meinen Sie die Automaten? Ich weiß Bescheid über die Leute, die Gutenberg in diesen Körpern eingesperrt hat. Johann Fust und die anderen.«
    »Fust!« Sein Gesicht färbte sich rot, und die Linien von Mund und Augen zogen sich vor Wut zusammen. Er fing an, auf Deutsch zu schimpfen. »Johann Fust hat mich um mein Lebenswerk betrogen! Er trachtete danach, mein Vermächtnis zu stehlen. Er stahl Peter …« Er beruhigte sich ein wenig. »Peter war ein geschickter Schreiber und Handwerker, und Fust korrumpierte ihn mit der eigenen Tochter, als er sie Peter als Geschenk gab, auf dass er sich gegen mich kehrte!«
    Er wischte sich Sabber vom Kinn, während seine Worte manischer wurden. »Wir haben die Libriomantik erfunden! Wir kennen die Gefahren, die Bedrohungen, sowohl die echten wie auch die Trugbilder. Wir kennen die Lügen.«
    »Sie haben Ray Walker ermordet. Sie haben ihn und andere gefoltert.«
    »Das habe ich nicht. Das haben wir nicht!« Er nahm das Silberkreuz schützend in beide Hände. »Ich konnte sie nicht aufhalten. Hätte ich sie zurückgehalten, hätte sich ihre Wut gegen mich gerichtet. Ich musste mich verstecken. Ich musste wissen, was die Pförtner wussten. Ich brauchte die Bücher.«
    Es waren die anderen Figuren in seinem Kopf; Mörder und Wahnsinnige, zu stark, als dass er sie hätte kontrollieren können. »Ich weiß von Ihrem Bruder«, sagte ich

Weitere Kostenlose Bücher