Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Inanspruchnahme von Magie durchwühlten meinen Bauch, aber ich zwang den Hotdog runter.
»Wie wär’s, wenn wir klein reingehen?«, fragte Lena über dem Knistern von Zellophan. Sie brach ein paar Schokoladenkrümel ab und legte sie für Klecks hin. »Uns reinschleichen wie neulich im MSU-Archiv?«
»Automaten können Magie spüren. Egal was wir machen, sie werden uns kommen sehen.« Lena und Klecks waren Magie, und ich selbst trug einen Zauberfisch im Kopf herum. »Wir könnten versuchen, sie zu überwältigen. Manche der Waffen in diesen Büchern sind dazu fähig, ein ganzes Gebäude auszuradieren.«
»Was ist mit Gutenberg? Wir wissen ja nicht einmal mit Sicherheit, ob Hubert bei ihm ist!«
»Gutenberg ist eine zu große Bedrohung«, widersprach ich. »Hubert wird nicht riskieren, dass ihn jemand findet. Er wird da sein!«
Wir überlegten während der Fahrt weiter und verwarfen einen Plan nach dem andern. Ein schneller, harter Schlag schien die beste Option zu sein. Der Angriff auf das Detroiter Nest dürfte Hubert auf Trab halten; wenn wir schnell genug handelten, konnten wir ihn vielleicht überwältigen, bevor er imstande war zu reagieren.
Lena behielt das Ortungsgerät im Auge und gab mir beim Fahren Anweisungen. Das Gerät kannte keine Straßen, was eine gewisse Herausforderung darstellte, aber Mecosta war ein kleiner Ort. Unser Automat befand sich ein kleines Stück westlich von uns, Richtung Big Rapids.
»Dort!«, sagte sie.
»Bist du sicher?«
»Es ist dein Zauberkasten, und er sagt, wir sind genau auf dem Ding drauf.«
Das hieß, Johannes Gutenberg wurde im ›Mecosta Autoreparatur und -verkauf‹ gefangen gehalten. Das Bürogebäude war eine kleine, klobige Konstruktion aus braunem Backstein und Glas. Die Fenster waren dunkel, eins kaputt und mit Sperrholz zugenagelt. Ein verblichenes Banner kündigte einen alten Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe an.
Hinter dem Büro befand sich ein größeres Gebäude mit vier separaten Garagentoren, vermutlich die Reparaturbuchten. Eine Hand voll Autos war auf einem großen, ansonsten verwaisten Parkplatz geparkt; auf den Windschutzscheiben standen noch die aufgemalten Preise.
Ich fuhr weiter, nur um sicherzugehen, aber das Signal des Ortungsgerätes veränderte sich nicht. Klecks bestätigte das, indem er sich auf seinem Platz herumdrehte und argwöhnische Facettenaugen auf das Autohaus gerichtet hielt.
Eine Meile hinter dem Autohaus fuhr ich von der Straße ab und packte meine Bücher ein. Die Sonnenbrille, die ich bei Huberts Hütte benutzt hatte, war beschädigt; ich löste sie in Herz aus Stein auf und wartete, bis die Magie sie neu geformt hatte. Eine dünne Kohlelinie kennzeichnete die Mitte der Seiten, aber ich machte weiter und zog noch eine zweite, identische Brille heraus, die ich Lena gab.
Als Nächstes bewaffnete ich mich in weitgehend der gleichen Weise wie im Detroiter Nest – Knoblauch, Kruzifix und ein Paar Pistolen. Ich erschuf auch noch ein Schwert mit goldenem, edelsteinbesetztem Heft samt Scheide. »Excalibur Nummer dreiundsiebzig.« Wir hatten mehr als hundert Versionen von Excalibur in unserer Datenbank aufgelistet. »Durchschneidet so ziemlich alles.«
»Nett!«, sagte Lena. »Sonnenbrille, Schwert und Kanonen. Verdammt harter Typ!«
»Verdammt schwer!«, beklagte ich mich. Die Bücher in meiner Jacke waren schon schlimm genug. »Möchtest du noch was anderes haben?«
Sie musterte mich über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg. »Ich denke, du solltest vorläufig vielleicht besser auf weitere Zauberei verzichten. Du zitterst.«
Ich machte mir nicht die Mühe, es abzustreiten.
Sie schob die Brille hoch und inspizierte erst mich, dann Klecks. »Müssen wir Hubert wirklich töten?«
»Er weiß, dass er stirbt. Er hat den Tod in dem Moment gewählt, als er sich der Besessenheit geöffnet hat.« Ich steckte die Bücher in ihre Taschen zurück und streifte das Schwert über die Schulter. »Ich denke, unsere beste Chance ist, mit jemand anderem zu sprechen.«
*
Ich schob meinen Sitz so weit wie möglich nach hinten und versuchte, Lenas belustigtes Lächeln zu ignorieren, als ich mich bemühte, mit meinen diversen Waffen wieder einzusteigen. Das Zittern in meinen Händen gestaltete die Sache nicht einfacher. Schließlich musste ich das Verdeck abnehmen, damit Excaliburs Heft sich nicht ständig darin verfing.
Als Klecks in seinem Käfig war, lenkte ich wieder auf die Straße und zurück. Durch die verzauberte Sonnenbrille
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