Die Buchmagier: Roman (German Edition)
je nachdem, was Hubert angestellt hatte, um ihn außer Gefecht zu setzen, mochte er verwundbar sein …
»Wir versuchen Ihnen doch zu helfen! «, protestierte ich. Ein Kleinbus hupte, und die Fahrerin zeigte mir den Stinkefinger, als ich vor ihr einscherte und aufs Gas drückte.
»Ihre Pförtner machen sich mehr Sorgen darüber, wie sie diejenigen von uns aufhalten, die entkommen sind. Und wie sie unsere Anwesenheit vor den Sterblichen verbergen können.«
»Das reicht!«, blaffte Lena und führte das Telefon ans Gesicht. »Hier ist ein Gegenangebot, Granach. Isaac und ich werden diesen Angriff beenden. Wenn es so weit ist, werden wir Zugriff auf alles haben, was Charles Hubert erschaffen hat: die Automaten, die Magie, die er einsetzte, um Ihre Leute zu kontrollieren, sogar Gutenberg selbst. Sie werden uns also Nidhi lebendig und unversehrt zurückgeben, oder ich werde diese Waffen benutzen, um Sie auszulöschen. Verstehen wir uns?«
Ich hörte Rufen und noch mehr Schüsse, aber Granach antwortete nicht sofort. Sie war wütend, aber sie war auch gerissen. Ich vermutete, dass sie die Chancen kalkulierte, indem sie alles bewertete, was sie über Lena Greenwood wusste. Ich ertappte mich dabei, dass ich die Luft anhielt, und zwang mich auszuatmen.
»Einverstanden«, sagte Granach widerwillig. »Aber falls die Automaten das Herz unseres Nests erreichen, dann werde ich Ihre Geliebte tot sehen, ehe sie mich vernichten.«
Lena legte auf und reichte mir das Handy.
»Du hast nicht geblufft, oder?«
»Nee.«
»Toll.« Ich beugte mich vor und knipste den Scheibenwischer zweimal an, was einen weiteren Zauber aktivierte. Echte Unsichtbarkeit wäre selbstmörderisch gewesen, deshalb hatte de Leon sich stattdessen für einen Zauber entschieden, der andere anregte, zu vergessen, was sie gesehen hatten. Ich würde heute Abend jede Menge Fahrer wütend machen, aber sobald ich außer Sicht war, dürften sie vergessen, dass ihnen der Triumph je begegnet war.
Und was noch wichtiger war: Sollten wir an irgendwelchen Polizeiautos vorbeikommen, würden auch deren Insassen schnell vergessen, wen sie verfolgten und warum.
Ich beschleunigte auf über hundert Meilen pro Stunde. Während ich mir alle Mühe gab, uns unfallfrei den Weg durch den Verkehr zu bahnen, suchte der dafür nicht nötige Rest meines Verstands verzweifelt nach einer Möglichkeit, wie wir uns mit Charles Hubert anlegen und es überleben konnten.
*
Die Nadel stand auf leer, als wir Mecosta erreichten. Ich hielt an einer Tankstelle am Ortsrand an und befüllte den Tank, während Lena ins Innere eilte. Es war schwierig, einen Plan zu schmieden, ohne genau zu wissen, worauf wir uns einließen. Vielleicht war Hubert dem Wahnsinn bereits erlegen, und wir würden ihn bewusstlos oder tot in irgendeiner Hütte im Wald vorfinden. Aber das bezweifelte ich. Wahrscheinlicher war es, dass diese Hütte sowohl von Automaten als auch Vampiren bewacht wurde.
Gegen ein oder zwei Vampire konnten wir uns behaupten, aber so leicht würde Hubert es uns nicht machen. Die Figuren in seinem Kopf mochten ja wahnsinnig sein, aber sie waren auch brillant, und Hubert selbst blickte auf jahrelange militärische Erfahrung zurück.
Ich blickte durchs Fenster auf die Bücher, die hinterm Fahrersitz steckten. Ich hatte ein Exemplar von Gutenbergs Biografie behalten; wenn sie bei Hubert funktionierte, dürfte sie auch bei mir funktionieren. Von Gutenberg besessen, könnte ich die Automaten lange genug verlangsamen oder verwirren, dass Lena an Hubert herankam.
Zu welchem Zeitpunkt er immer noch das Silberkreuz gegen sie einsetzen konnte. Scheiße! Na schön, wie wäre es dann, wenn ich Moly oder irgendeine andere magiehemmende Substanz nähme, um sie vor der Wirkung des Kreuzes zu beschützen? Allerdings war Herr Pfütze neulich in Detroit gegen den Einfluss meines Liebesmagneten immun gewesen. Huberts Magie war viel zu stark.
Als Lena wieder herauskam, trug sie einen aufgewärmten Hotdog, eine Literflasche Mountain Dew und eine Hand voll glasierter Schokoladentörtchen. Sie reichte mir den Hotdog und behielt den Rest. »Ich kämpfe besser mit vollem Magen.«
»Wie kannst du überhaupt mit einem derartigen Speiseplan funktionieren?«
»Bäume benutzen auch Glukose zur Energiegewinnung. Alles, was ich nicht verbrenne, zweigt der Baum für sich selbst ab.«
Ich betrachtete misstrauisch den verschrumpelten Hotdog in seinem Bett aus altem Brötchen. Innere Unruhe und die übermäßige
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