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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Auftragsschreiber auf der Gehaltsliste, aber ein Ersuchen einzureichen erfordert einen Haufen Papierkram, den du nicht für möglich halten würdest. Bei der Schnelligkeit der Bürokratie und der Schnelligkeit des Verlagswesens würde, falls ich ein derartiges Spielzeug heute anforderte, das Buch vielleicht in drei Jahren erscheinen. Und dann sind da noch die magischen Kosten, wenn man versucht, die Zeit zu verändern. Ich müsste mich durch die Gleichungen arbeiten, aber so viel Energie könnte den Körper leicht in Asche verwandeln.«
    Ich ließ den Motor aufheulen, zog auf die Überholspur rüber und ließ einen SUV mit Pontonboot im Schlepp hinter uns. Wir würden noch Stunden brauchen, ehe wir die Brücke erreichten, und noch länger, um in East Lansing anzukommen. Was bedeutete, dass Zeit blieb, Lena etwas zu fragen, was mich beschäftigt hatte. »Du kennst Doktor Shah doch schon lange, nicht wahr?«
    »Sie hat mich aufgenommen, als die Pförtner mich gefunden haben. Ich halte ihr den Rücken frei, besonders wenn sie wegen der hässlichen Fälle zu Rate gezogen wird. Erinnerst du dich noch an die große Ölpest im Süden? Wir verbrachten zwei Wochen dort unten, arbeiteten mit einer vertriebenen Familie. Meine Aufgabe war es, die Familie davon abzuhalten, Nidhi zu essen. Eine Meerjungfrau mit ausgewachsener posttraumatischer Störung will man definitiv nicht provozieren.«
    »Dann hast du also viele Pförtner kennengelernt«, sagte ich.
    »Nidhi weiht mich nicht in die Einzelheiten ihrer Fälle ein, aber die meisten ihrer Klienten sehe ich wenigstens zwischen Tür und Angel.«
    »Wieso bist du dann zu mir gekommen?« Ich warf einen Blick auf den Tacho und nahm ein bisschen Gas weg. Stress schien bei mir immer einen Bleifuß auszulösen. »Versteh mich nicht falsch, ich weiß die Rettung in der Bibliothek durchaus zu schätzen. Aber ich bin Titelaufnehmer, seit zwei Jahren weg vom Außendienst.«
    »Du warst der nächste Pförtner, bei dem ich darauf vertrauen konnte, dass –«
    »Quatsch!«, entgegnete ich. »Ich weiß, was du Deb erzählt hast, aber der nächste Pförtner von Dearborn aus gesehen, Ray nicht eingerechnet, wäre Nicola Pallas gewesen. Statt einer Fünf-Stunden-Fahrt bist du acht gefahren, um –«
    »Sechs.«
    Ich ging die Zahlen schnell im Kopf durch und zuckte zusammen, als mir klar wurde, wie schnell sie gefahren sein musste.
    »Sechs Stunden weit weg von den Vampiren, die Shah entführt hatten, um mich zu finden. Entweder wusstest du also, dass die Vampire es als Nächstes auf mich abgesehen hatten –«
    »Wusste ich nicht«, sagte sie. »Es ist möglich, dass sie mir gefolgt sind. Ich habe niemanden gesehen, aber das hat nicht viel zu heißen.«
    Funkler hätten neben dem Highway herrennen und Schritt halten können, bis sie sich zusammengereimt hatten, wo sie hinfuhr, um dann nach Copper River vorauszueilen, wo sie mich ausfindig machten. Ich wusste nicht, was für Aufzeichnungen die Vampire anfertigten, aber es konnte nicht allzu schwierig sein, den einzigen Libriomanten zu finden, der auf der Oberen Halbinsel arbeitete.
    Lena hatte mir das Leben gerettet, und Klecks vertraute ihr, aber irgendetwas ergab immer noch keinen Sinn. »Du hast gesagt, du könntest mir vertrauen. Wieso? Wir kennen uns doch kaum!«
    »Ich … ich habe deine Akte gelesen.«
    »Verstehe.« Ich starrte auf die Straße. »Dann weißt du über die Sache auf Mackinac Island also schon Bescheid.« Bescheid über alles, was ich Doktor Shah erzählt hatte. Die Albträume, der Kummer, der Zusammenbruch, als sie mich neu eingeteilt hatten.
    »Nicht über alles.«
    »Weiß Shah, dass du Zugang zu ihren Akten hattest?«
    Lena schüttelte den Kopf. »Wenn sie es wüsste, wäre sie noch wütender als du jetzt.«
    »Das bezweifle ich.« Wir machten hundertfünfzig Sachen, als wir auf den Highway 2 auffuhren. Ich zwang mich dazu, zu entspannen. »Ist dir in den Sinn gekommen, dass der heimliche Zugriff auf jemandes psychologische Akten womöglich nicht die beste Art ist, Vertrauen aufzubauen?«
    »Es tut mir leid, Isaac. Ich hatte keine Wahl.«
    »Schwachsinn!«
    »Als Mensch hast du leicht reden!«, versetzte sie. »Ich konnte nicht hinter Nidhi herjagen. Ich wollte es, wollte es dringender, als du je verstehen wirst. Aber ich konnte nicht. Nicht allein. Ich brauchte dich.«
    »Weshalb?«
    »Um mich zu beschützen.«
    »Ich?« Ich unterdrückte ein Lachen. »Wovor denn?«
    »Vor dem, was ich bin. Was aus mir werden würde.«

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