Die Buchmalerin
ihm, den norditalienischen Städten und meinem Sohn Heinrich, dem deutschen König, zu vermitteln. Ein Bündnis, das zum Ziel haben wird, mich zu stürzen und meinen Sohn zum Kaiser zu krönen. Es ist mir natürlich daran gelegen, so bald wie möglich zu erfahren, ob sich der deutsche König an diesen Ränken beteiligen wird oder nicht.«
Die blauen Augen des Staufers blickten gelassen. Aber Roger schien es, als ob diese Gelassenheit wie ein Schild etwas verdeckte. Er erinnerte sich an Heinrich, den Sohn des Kaisers, der vor fünfzehn Jahren ein kuhäugiger Knabe gewesen war und verängstigt inmitten der Höflinge gestanden hatte. Kein Spross aus einem alten Geschlecht, der im Stande sein würde, die vielen Hoffnungen, die auf ihm ruhten, zu erfüllen. Schon während der Jahre, in denen der Knabe herangewachsen war, hatte er seinem Namen nicht viel Ehre gemacht. Mittlerweile war er zu einem schwachen König geworden, der dann und wann versuchte, sich gegen seinen Vater aufzulehnen und der sich von den deutschen Fürsten bestimmen ließ. Aber Roger fragte sich, ob es den Kaiser nicht doch schmerzte, dass der eigene Sohn möglicherweise plante, sich mit seinen gefährlichsten Feinden zu verbünden.
»Womit ich jetzt bei dem eigentlichen Grund angelangt bin, weshalb ich dich habe rufen lassen«, Friedrich ergriff wieder das Wort. »Ich habe natürlich meine Leute, die mir vom Hof des deutschen Königs berichten. Aber ich schätze, dass – wenn auch nicht unbedingt mein Sohn – so doch der Kardinal zu schlau ist, sich diesen Kundschaftern gegenüber zu verraten. Nein, ich glaube, dass es zweckmäßig ist, den Kardinal zu verfolgen und zu beobachten, bis er irgendwann unachtsam ist und sich eine Blöße gibt. Deshalb will ich, dass du dem Kardinal folgst, diese Blöße entdeckst und sie zu meinem Nutzen verwendest.« Friedrich lächelte freudlos. »Wie ein Falke, der am Himmel kreist und die Beute entdeckt, sich im rechten Moment auf sie stürzt, sie packt und dem Jäger bringt. Ich hoffe, dass du mir noch einmal Ehre machen wirst.«
Ohne dass der Kaiser dies verlangt hatte, war Roger niedergekniet und hatte ihm geschworen, diesen Auftrag zu erfüllen.
Roger schob die Flasche zurück in sein Bündel und ging am Ufer des gefrorenen Teichs entlang, während sein Blick den Himmel absuchte. Nichts deutete darauf hin, dass während der nächsten Stunden Wolken aufziehen würden. Enzio von Trient, das hatte Roger am Morgen aus Gesprächen von dessen Dienerschaft erlauscht, würde die nächsten Tage in dem Benediktinerkloster Maria Laach verbringen. Das Kloster lag gut zwanzig Wegstunden im Osten. Wenn es Roger gelang, sich nachts an den Sternen zu orientieren, würde er – auch wenn er den Schnee und etwaige Umwege einbezog – am Vormittag des übernächsten Tages dort eintreffen.
*
Enzio, der Kardinal von Trient, wandte den Kopf und schaute vom Ufer des beinahe kreisrunden, zugefrorenen Sees hinüber zum Kloster Maria Laach. Im Schein der Morgensonne lag es mächtig und wehrhaft zwischen den verschneiten Bergen der Eifel. Der prachtvolle Bau der Kirche und die anderen großen, aus Stein errichteten Gebäude vermittelten einen Eindruck vom Reichtum des Klosters.
Der junge Mönch, der vom Abt ausersehen war, dem vornehmen Gast den Klosterbesitz zu zeigen, bemerkte, dass der Kardinal nicht recht bei der Sache war. Ängstlich und unsicher unterbrach er seinen eifrigen, ein wenig holprigen lateinischen Redeschwall.
»Sprich nur weiter«, forderte Enzio ihn liebenswürdig auf. »Ich habe gerade das Ebenmaß der Klosterkirche bewundert.«
»Sie ist sehr schön, nicht wahr?«, meinte der junge Mönch und errötete bis an die Wurzeln der blonden, kurz geschorenen Haare, die seine Tonsur umgaben. »Man sagt, sie sei einer der schönsten Bauten im nördlichen Teil des Reiches.«
»Das trifft zu«, Enzio nickte freundlich.
Der junge Mönch, der die Ehre, die ihm zuteil geworden war, immer noch nicht recht fassen konnte, nahm seinen Vortrag wieder auf. Währenddessen widmete der Kardinal seine Aufmerksamkeit einem Reiher, der mit weit ausgespannten Flügeln über den See flog.
Ein solches Kloster und vor allem Hugo, der Abt, der ihm vorstand, waren Gegebenheiten, die ihm nutzen konnten. Ein noch recht junger Abt, der aus einer alten, weit verzweigten und einflussreichen Adelsfamilie stammte. Am vorigen Abend, beim gemeinsamen Mahl, hatte Enzio sich behutsam vorgetastet und versucht, die Ansichten seines Gastgebers zu
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