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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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erkunden. Der Kardinal glaubte, dass der Abt, auch wenn er es natürlich nicht an Ehrerbietung gegenüber dem fernen Herrn der Christenheit fehlen ließ, den Papst nicht sonderlich schätzte.
    Dies kann sehr vorteilhaft für mich sein, wenn ich erst einmal beginne, meinen eigentlichen Plan zu verwirklichen, dachte Enzio. Andererseits hatte der Abt mit großer Achtung von Friedrich von Hohenstaufen gesprochen und erkennen lassen, dass er das unberechenbare Verhalten des deutschen Königs nicht billigte. Aber diese Meinung konnte sich ändern. Durch Geschenke, Drohungen und Versprechen ließen sich die meisten Menschen umstimmen. Der Abt würde keine Ausnahme sein. Ebenso wenig wie die anderen Fürsten …
    Der junge Mönch hielt wieder in seinem Redefluss inne und schaute aufgestört hinüber zu der steinernen Mauer, die das Kloster umgab. Verwundert bemerkte Enzio, dass Léon den schmalen Pfad entlanglief, der durch den Schnee zum Seeufer führte. Der Kardinal hatte den Diener nach Köln geschickt, damit dieser dem Erzbischof der Stadt Enzios Ankunft ankündigte. Nach einem Aufenthalt in Trier und in Aachen wollte er die alte Stadt am Rhein aufsuchen, um dort – im Auftrag des Papstes – Lebenswandel und Geldgeschäfte des Erzbischofs von Müllenark zu überprüfen. Wenn Léon sich nicht an die Weisung hielt, musste dafür ein wichtiger Grund vorliegen.
    Enzio legte dem jungen Mönch die Hand auf die Schulter und sagte: »Du kannst zurück ins Kloster gehen. Ich will dich nicht länger von deinen Pflichten abhalten.«
    »O nein, Herr, das tut Ihr nicht. Es ist mir eine Ehre, Euch zu begleiten …«, erwiderte der Mönch eifrig.
    »Du warst mir ein kundiger Führer. Du hast mir alles erläutert, was ich über das Kloster wissen möchte.«
    Der junge Mönch errötete erneut, verbeugte sich und hastete davon, wobei er fast mit dem Diener zusammengestoßen wäre. Dem Kardinal entging nicht, dass Léons Bewegungen steif und ungelenk waren wie die eines Mannes, der stundenlang im Sattel gesessen hatte. Obwohl die Kälte sein Gesicht gerötet hatte, wirkte es angestrengt und müde.
    »Du hast schlechte Nachrichten?«, fragte Enzio ruhig, als der Diener ihn erreicht hatte.
    »Ja, Herr.« Léon vollführte eine hilflose und zornige Gebärde. »Herr, ich fürchte, es gibt einen Zeugen für Eure Zusammenkunft mit dem Boten. Und für den Tod des Inquisitors …« Er berichtete von den Abdrücken, die er im Schnee auf dem Boden der Kirche entdeckt und die vom Altar weggeführt hatten, von dem Lager im Sockel, dem frischen Brotkanten zwischen dem Laub und dem verängstigten Knaben, auf den er, nur wenige Wegstunden von der Ruine entfernt, in der Einöde gestoßen war und dessen Bündel er untersucht hatte.
    »Nachdem ich die Leiche des Inquisitors in einem Weiher versenkt hatte, bin ich so schnell wie möglich dahin zurückgekehrt, wo ich auf den Jungen getroffen war, und ihm gefolgt. Obwohl der Wind seine Spuren schon teilweise verweht hatte, konnte ich sie finden. Sie führten in die Richtung des Gehöftes, in dem wir die Nacht zuvor verbracht hatten und von dem aus Ihr am Morgen zu diesem Kloster hier aufgebrochen seid. Aber der Knabe hat dort keinen Unterschlupf gesucht und niemand hat ihn in der Nähe des Gehöftes gesehen.«
    Als der Diener geendet hatte, schwieg der Kardinal und sah versonnen über die strahlend helle Fläche des Sees. Der Reiher hatte sich jetzt am Rand eines der Löcher niedergelassen, die die Mönche in das Eis gehackt hatten, um sich mit Fischen zu versorgen. Eben noch schön und geschmeidig in der Luft, wirkte der Vogel nun plump und unbeholfen, so, wie er auf einem Bein balancierte.
    »Könnte der Junge ein Kundschafter des Kaisers sein? Es wäre ungewöhnlich. Aber es würde dem Staufer entsprechen, zu ungewöhnlichen Mitteln zu greifen …«
    »Herr, ich glaube nicht. Ich bin mir sicher, dass der Junge nicht damit gerechnet hat, am Bach auf mich zu stoßen.«
    »Nein, eines Stümpers würde sich der Staufer nicht bedienen«, sagte Enzio langsam. »Wen auch immer uns Friedrich hinterher schickt – und er schickt uns jemanden hinterher, denn er ahnt oder weiß etwas von Gregors Plänen –, ist in seiner Kunst gut bewandert. Schließlich ist es uns noch nicht gelungen, denjenigen ausfindig zu machen.«
    Er schwieg, lachte dann trocken auf. »Auch wenn es beruhigend ist, dass der Knabe wohl kaum zu Friedrichs Leuten gehört … Es ist ein guter Witz … Wir bestellen Gisbert und den Boten des

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