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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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unseres Papstes Gregor IX. an einem Inquisitor verübte. Und dass jener Legat zudem den deutschen König im Auftrag des Stellvertreters Christi auf Erden zu einem Aufstand gegen den Vater anstacheln sollte. Und dies, obwohl der Papst vor noch nicht einmal zwei Jahren schwor, den Sohn niemals gegen den Vater zu unterstützen …« Erneut schüttelte ihn das unterdrückte Lachen.
    »Der Papst wird alles abstreiten.«
    »Natürlich. Aber dennoch wird er sich, was seine Ausfälle gegen Friedrich anbelangt, in der kommenden Zeit sehr zurückhalten. Sein Ansehen dürfte unter dieser Geschichte nachhaltig leiden. Und was die deutschen Fürsten betrifft, auch wenn sie noch so wenig von der Inquisition halten: Einen König, der mit einem abtrünnigen Legaten paktiert, der zudem einen Inquisitor umgebracht hat, werden auch sie nicht unterstützen.«
    »Wohl kaum, wenigstens nicht viele von ihnen.«
    »Jedenfalls müsst Ihr Euch beeilen. Findet endlich den Mann und bringt ihn zu Friedrich.«
    »Etwa acht Wochen werde ich benötigen«, entgegnete Roger. »Je nachdem, wie die Wege sind und wo der Kaiser sich gerade aufhält …«
    »Was wollt Ihr mit der Frau machen, wenn Ihr unseren Mann gefunden habt? Mit in den Süden nehmen könnt Ihr sie schlecht. Oder liegt Euch so viel an ihr?«
    »Nein.« Roger besann sich. »Ich werde ihr Geld geben. Damit hat sie bessere Möglichkeiten, an den Atlantik und über den Kanal nach England zu kommen.«
    »Wie Ihr meint … Jedenfalls sollte sie nicht hier in der Gegend bleiben und etwas von dem ausplaudern, was sie beobachtet hat.«

    *

    Im Inneren des Schuppens zog sich Donata hastig von der Bretterwand zurück. Sie beeilte sich, so schnell es ihr der verletzte Fuß erlaubte, zur Leiter zu gelangen und auf den Heuboden hinaufzusteigen. Roger sollte nicht bemerken, dass sie ihn belauscht hatte. Doch es dauerte lange, bis er in den Schuppen kam, und er blieb eine ganze Weile am Rand des Heus sitzen, ehe er sich wieder neben ihr niederlegte. Irgendwann fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
    Als sie erwachte, schien bleiches Morgenlicht durch die Dachluke. Roger hockte ein Stück entfernt von ihr. Er hatte sein Bündel auseinander geknüpft und überprüfte den Inhalt. Eine Tätigkeit, die er alle paar Tage vornahm. Sein Gesicht war von der Schminke befreit. Es wirkte müde und verschlossen. Donata richtete sich auf und strich sich das trockene Gras aus den Haaren und vom Mantel.
    Roger warf ihr einen raschen Blick zu, beschäftigte sich jedoch sofort wieder mit einigen Tonfläschchen, die vor ihm auf dem Bretterboden standen. »Ich habe in der Nacht mit dem anderen Kundschafter gesprochen. Er meint, der Zeuge, den wir suchen, könnte möglicherweise auf einem Gut in der Eifel, in der Nähe von Adenau, leben …«
    Donata schlang die Arme um ihre Knie und umklammerte ihre Handgelenke. »Das ist nicht allzu weit entfernt. Wir könnten in wenigen Tagen dort sein. Und danach bleibt uns noch ausreichend Zeit, ihn nach Köln zu bringen, ehe der Prozess gegen die Beginen beginnt. Vorausgesetzt, es ist der Mann, den wir suchen, und vorausgesetzt, er ist bereit, mit uns zu kommen …«
    »Wie ich Euch schon sagte, Geld vermag die meisten Menschen umzustimmen. Und wenn es das Geld nicht vermag, dann die Aussicht auf einen Titel oder auch die Angst vor einer Strafe.« Roger fuhr mit dem Fingernagel an dem Wachsmantel entlang, der den Pfropfen einer kleinen tönernen Flasche umschloss, so als wollte er sich vergewissern, dass kein Tropfen aus dem Gefäß nach außen dringen konnte.
    »Und wenn der Zeuge seine Aussage gegen Enzio gemacht hat, steht es Euch frei, ihn mit in den Süden zu nehmen, und Euer Kaiser mag mit ihm tun, was er will.« Donata bemühte sich, ihrer Stimme einen gleichmütigen Klang zu geben und ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Wie wir es vereinbart haben«, Roger nickte und schob das Fläschchen zurück in das Bündel.
    »Ja, genau so …«
    Er stand abrupt auf. »Ich hole uns drüben im Haus etwas zu essen. Wascht Euch schon einmal die Schminke vom Gesicht, damit wir so bald wie möglich weiterkommen.« Er deutete auf eine hölzerne Schüssel und ein Tuch neben ihm auf dem Bretterboden.
    Nachdem Donata sich eilig mit dem kalten Wasser das Gesicht gesäubert hatte, hängte sie ihr Bündel um und verließ den Schuppen. Die Sonne war mittlerweile über die niedrigen Hausdächer gestiegen. Ein silbriger Rand umgab sie. Der Morgen war eisig und klar. Rasch schaute sich Donata um. Vor einem

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