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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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den Pferderücken schwingen konnte. »In einer zerstörten Kapelle. Ihr habt dem päpstlichen Legaten, dem Kardinal von Trient, eine Botschaft des Königs übermittelt. Und Ihr und der Diener des päpstlichen Legaten wart Zeuge, wie der Kardinal Gisbert, den Inquisitor, erstach. Plötzlich und ohne irgendeine Vorwarnung, sodass der Dominikaner keine Möglichkeit hatte, sich zu verteidigen …«
    Odilo schwieg, aber seine Miene hatte sich verdüstert. Mittlerweile hatte er seinen Fuß wieder auf dem Boden abgesetzt. Die Stute schnaubte und schlug mit dem Kopf, ohne dass er es zu bemerken schien.
    »Könnt Ihr es wirklich gutheißen, dass sich Euer König mit einem Mann zusammentut, der einen derartigen Mord begeht?«
    »Ach, kommt schon«, entgegnete Odilo heftig. Unvermittelt hatte er die Anrede gewechselt. »Als ob Gisbert nicht auch viele Unschuldige auf dem Gewissen gehabt hätte. Denen ist zwar vor einem Inquisitionsgericht der Prozess gemacht worden. Aber die Art, wie sie umkamen, war mindestens ebenso grausam.«
    »Und was ist mit den Kölner Beginen und dem Begarden, die der Kardinal dieses Mordes anklagen wird? Ich nehme an, die Nachricht darüber hat sich bis in Eure Gegend verbreitet … Sind sie nicht auch unschuldig? Und was ist mit der Frau, die umkam, weil Enzio den Pöbel zu seinen eigenen Zwecken gegen die Beginen aufstachelte?«
    Odilo trat vor, fasste Roger am Mantel und zog ihn zu sich. Roger ließ es geschehen, dass er ihn festhielt und durchdringend anstarrte, achtete aber auf den Dolch, den der Mann in der Hand hielt. Schließlich ließ Odilo ihn wieder los und stieß ihn von sich weg.
    »Scheinbar wisst Ihr einiges über Dinge, die mich betreffen. Wer seid Ihr?«
    »Ein Kundschafter Friedrichs«, entgegnete Roger ruhig.
    »Also war Heinrichs Angst doch berechtigt, dass der Kaiser, sein Vater, jeden seiner Schritte überwachen lassen würde«, Odilo lachte freudlos auf. »Wart Ihr in jener Nacht auch in der Kapelle?«
    »Nein, jemand anderes hat den Mord beobachtet. Eine Frau, die ihn jedoch nicht bezeugen kann. Ich kam erst am nächsten Morgen dorthin und sah, wie der Diener des Kardinals Gisberts Leichnam in einem zugefrorenen Teich verschwinden ließ.«
    »So, und nachdem Ihr über all das so genau Bescheid wisst, was wollt Ihr nun von mir?«
    »Ihr wisst so gut wie ich, dass Wissen allein bei solchen Dingen nichts nutzt«, erwiderte Roger langsam. »Was zählt, das sind der Rang und die Glaubwürdigkeit eines Zeugen. Ich möchte, dass Ihr bei dem Prozess, den Enzio in Köln gegen die Beginen und den Begarden führen wird, gegen ihn aussagt. Dass Ihr dort bezeugt, der Kardinal ist Gisberts Mörder.«
    »Habt Ihr nicht gesagt, Ihr seid ein Mann des Staufers? Seit wann interessieren Friedrich derartige Dinge?«
    »Ihm ist an der Gerechtigkeit gelegen.« Die Worte bewegten sich schwerfällig in Rogers Mund, als ob ihm Kiesel auf der Zunge lägen.
    »Ich bin Heinrichs Mann!« Odilos Stimme klang fest.
    »Heinrich hat sein Königtum von Friedrich erhalten. Ohne den Vater wäre er nichts. Wenn Ihr dem Kaiser diesen Dienst erweist, wird er Euch belohnen. Mit Land, Geld oder einem höheren Rang, was immer Ihr wollt. Falls es zu einem Aufstand gegen ihn kommt und Heinrich besiegt wird, werdet auch Ihr es zu büßen haben.«
    »Ich sagte es Euch bereits – ich gehöre zu Heinrichs Leuten.«
    Roger forschte in Odilos Miene. Scham, Zorn und Aufrichtigkeit stritten darin. Ein ehrlicher Mann, der seinem Herrn nicht die Treue brechen wollte und der doch dessen Tun nicht gutheißen konnte. Er musste es anders versuchen.
    »Es spricht für Euch, für Eure ehrenhafte Gesinnung, dass Ihr weiter zum König stehen wollt. Aber, tut Ihr das auch wirklich? Schadet Ihr ihm nicht gerade durch Euer Verhalten?«
    »Das tue ich nicht!«, fuhr Odilo zornig auf.
    »Der Kardinal sollte ein Bündnis zwischen dem Papst und dem deutschen König vermitteln. Er hintergeht Gregor und bringt einen Inquisitor um, den der Papst schätzt und der Enzio hätte gefährlich werden können.« Roger schwieg einen Moment, um seine Worte wirken zu lassen.
    »Was immer man von Gregor in Glaubensdingen halten und ob man die Inquisition schätzen mag oder nicht – der Papst ist ein starker Mann, ein Herrscher. Falls es Enzio gelingt, ihn zu stürzen und zusammen mit den norditalienischen Städten und dem deutschen König Friedrich zu schlagen … Was glaubt Ihr, wird der Kardinal mit Heinrich tun? Ihr seid doch klug genug, um vor Heinrichs

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