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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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den Thymianzweig gemalt hatte, und hielt es ihr hin. »Und was ist damit? Als ich Euch zusah, während Ihr den Stift geführt habt, glaubte ich beinahe, ich könnte das Kraut wachsen sehen.«
    Zögernd griff sie danach. Der Schein der Flammen fiel auf das Leder. Er verlieh den Linien des Silberstifts einen rötlichen Goldton. Donata betrachtete die Zeichnung eine Weile. Schließlich jedoch rollte sie das Leder vorsichtig zusammen und schob es in ihr Bündel.

    *

    Während Donata und Roger von dem Brot und dem Fleisch aßen, das sie am Morgen von Frowins Gehöft mitgenommen hatten, brach die Dämmerung an. Sie hoben die übrigen Zweige auf, die sie gesammelt hatten, und entzündeten nun in der Höhle ein Feuer, das niedrig brannte. Danach legten sie sich nieder, Roger zur Wand hin, Donata auf die Seite des Feuers. Sie spürte ihn neben sich und hörte ihn leise atmen. Eine Weile betrachtete sie unter halb geschlossenen Lidern das Muster von Licht und Schatten, das der Widerschein der Flammen auf die gewölbten Wände der Höhle malte.
    Schließlich schlief sie ein. Sie befand sich wieder im steinernen Sockel des Altars, sah, wie der Kardinal im Licht der Fackel sein Messer in Gisberts Leib stieß, und sie stand im dunklen Hof der Basilika, Enzio winkte sie zu sich und griff nach ihr.
    Donata erwachte davon, dass Roger ihren Namen rief. Als sie benommen die Augen öffnete, hatte er sich über sie gebeugt. Seine Hände ruhten auf ihren Schultern. Während sie sich aufrichtete, zog er sich ein wenig zurück.
    Eine Weile saßen sie still beieinander. Schließlich flüsterte sie: »Ich habe von dem Kardinal geträumt. Ich habe Angst vor dem, was kommt. Ich habe mich die vergangenen Jahre immer gefürchtet. Jeden Moment, auch während ich schlief. Könnt Ihr das verstehen?«
    Das Feuer beleuchtete seinen gesenkten Kopf. »Ich habe einige Male die Leichen von Kundschaftern gesehen, die entdeckt worden sind; das, was Friedrichs Gegner mit ihnen gemacht haben …«
    Sie hob die Hand und strich langsam und tastend über sein Gesicht. Als Roger sie küsste, war sie versucht, ihn wegzuschieben. Aber etwas Heißes, Fremdes stieg in ihrem Körper auf. Sie fühlte sich seltsam schwebend, ließ es geschehen und sank zurück auf das Laub. Roger legte sich auf sie. Donata spürte sein Glied hart an ihrem Körper und drängte sich dagegen. Seine Hände glitten unter ihr Gewand, strichen ihre Schenkel hinauf und liebkosten ihr Geschlecht. Sie stöhnte auf. Als er in sie eindrang, fühlte sie einen kurzen, scharfen Schmerz, den ihre Lust jedoch fortspülte. Sie ließ sich von ihr mitreißen, verlor die Gewalt über ihren Körper. Diese Lust, die mehr und mehr wuchs, war beinahe quälend und doch voller Wonne. Irgendwann glaubte sie, sie nicht mehr ertragen zu können. Dennoch presste sie ihren Schoß gegen Roger. Als er noch einmal tief in sie hineinstieß, zog sich ihr Inneres zusammen und dehnte sich aus. Ein tiefblaues Licht erfüllte sie ganz, während es sie gleichzeitig umgab und sie in ihm schwebte.
    Als sie wieder erwachte, saß Roger ein Stück von ihr entfernt auf dem Höhlenboden. Die Reste des Feuers verbreiteten ein schwaches Licht. Er hatte sein Bündel bereits umgehängt.
    »Ich will eine Weile vor der ausgemachten Zeit am Treffpunkt sein«, sagte er ruhig. »Bis zum späten Nachmittag müsste ich wieder hier sein, mit oder ohne Odilo. Falls ich bei Einbruch der Dämmerung nicht zurück bin, dann warte nicht auf mich. Sieh zu, dass du von hier fortkommst. Auch in der Dunkelheit. Du musst versuchen, das Benediktinerkloster Maria Laach zu erreichen, das etwa zwei Tagesmärsche von hier entfernt liegt!«
    »Ja, ich werde es tun …«
    »Diesen Brief hat mir die Äbtissin mitgegeben. Zeige ihn dem Abt des Klosters.«
    Nachdem er ihr ein gefaltetes und gesiegeltes Pergament überreicht hatte, bückte er sich unter dem Höhleneingang hindurch. Sie lauschte auf seine Schritte, die sich im Schnee entfernten.
    Als sie aufstand und vor die Höhle trat, schlug ihr die Kälte entgegen und sie zog zitternd ihren Mantel um sich. Ein graues, diffuses Licht füllte das Tal. Nur im Osten hatte sich der nachtblaue Himmel schon ein wenig aufgehellt. Roger bildete einen beweglichen Schemen vor der Schwärze der Bäume und der grauen Fläche des Schnees. Einmal, als er das Ende des Tales erreicht hatte, blieb er stehen. Sie konnte jedoch nicht erkennen, ob er sich zu ihr umwandte.

    *

    Etwa zwei Stunden nach Sonnenaufgang erreichte Roger das

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