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Die Buchmalerin

Die Buchmalerin

Titel: Die Buchmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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Bewegung und schaute besorgt zwischen ihm und dem Abt hin und her. Eine nervöse Röte bedeckte seine Wangen.
    »Wollt Ihr meine Großtante ohne geistlichen Beistand lassen? Gerade der Sünder bedarf des Arztes, wie auch die Schrift sagt.«
    »Das Seelenheil der Äbtissin liegt mir natürlich am Herzen. Und ich versichere Euch, dass ich ihr als Priester und Beichtvater zur Seite stehe.«
    »Nichts lag mir ferner, als dies anzuzweifeln.« Abt Hugo überlegte rasch, während er hoffte, dass sein Gesicht nichts anderes als Kümmernis und aufrichtige Sorge spiegelte. Wenn er auf einer Unterredung mit seiner Großtante bestand, würde der Kardinal irgendeine Möglichkeit finden, dies zu vereiteln. Er musste einen anderen Weg auftun, um in das Kloster zu gelangen. Einen Weg, auf dem er möglicherweise auch Donata unbemerkt dorthin bringen konnte.
    »Wenn Ihr der Äbtissin die Tröstungen des verwandtschaftlichen Gesprächs im Augenblick nicht zugestehen wollt – gegen den Trost der Messe, die in Gegenwart der Nonnen in der Klosterkirche abgehalten wird, habt Ihr doch sicher nichts einzuwenden. Es wäre mir eine große Beruhigung, meiner Großtante auf diese Weise nahe sein, für sie beten und ihr den Leib und das Blut unseres Herrn reichen zu können.«
    »Der Feier des Messopfers beizuwohnen mahnt den Sünder und bestärkt ihn gleichzeitig darin, auf den rechten Weg zurückzukehren.« Enzio breitete seine Hände übereinander. Seine Züge gaben nichts preis von den Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen mochten. »Der Äbtissin wird es eine Hilfe sein, wenn Ihr die Messe lest … Da mir das Seelenheil Eurer Verwandten, wie ich schon sagte, ein wirkliches Anliegen ist, möchte ich den Gottesdienst gern zusammen mit Euch feiern.«
    »Es wäre mir eine Freude«, der Abt neigte zustimmend den Kopf.
    »Ja, dies wird die Äbtissin sicherlich stärken.« Heinrich von Müllenark entspannte sich. »Ich möchte Euch wirklich versichern, Abt Hugo, wie sehr ich hoffe, dass diese Sache für Eure Verwandte zu einem guten Ende kommt.«
    Der Abt umfasste den Stiel seines Kelches. Als sei ihm dieser Gedanke eben erst gekommen, redete er langsam weiter: »Wie ich gehört habe, ist wegen der Beginen viel Unfrieden in der Stadt entstanden. Es gab einen Aufruhr, Familien bekämpften sich … Was haltet Ihr davon, dass an der Messfeier in der Abteikirche auch die Bewohner der Stadt teilnehmen? Damit Frieden und Versöhnung unter ihnen entstehen kann …« Er lehnte sich zurück und schaute den Kardinal ruhig an.
    Kaum merklich zogen sich Enzios Brauen zusammen. Sofort aber hatte er sich wieder in der Gewalt. »Ich bin mir nicht sicher …«
    Der Abt zwang sich weiter zur Gelassenheit. Wenn Enzio ihm diesen Spielzug durchkreuzte, würde er eine andere Möglichkeit finden.
    Unvermittelt beugte sich jedoch Heinrich von Müllenark vor. »Gewiss würde die Bürgerschaft den Vorschlag des Abtes sehr schätzen. Und auch ich, als der Hirte der Stadt, würde das Messopfer gern gemeinsam mit Euch und dem Abt feiern.« Ein ungewöhnlicher Nachdruck lag in seiner Stimme.
    Sollte er in dem Erzbischof einen unverhofften Verbündeten gefunden haben? Wenn der Kardinal abgereist ist, muss er sehen, wie er mit den Bürgern der Stadt wieder zurechtkommt, schoss es dem Abt durch den Kopf. In der Gesprächspause, die sich nun dehnte, nahm er wahr, dass Enzio versonnen vor sich hin schaute. Von irgendwoher aus dem Gebäude waren Stimmen zu hören. Doch sie erschienen Hugo sehr weit entfernt von dem kleinen Raum, in dem sie saßen und den der Rauch der Öllampe mit einem schweren Duft erfüllte.
    Schließlich wandte sich Enzio dem Erzbischof zu. »Wenn auch Ihr der Fürsprecher seid, soll der Gottesdienst den Bewohnern der Stadt offen stehen. Zwei Bittstellern kann ich mich nicht verschließen.« Er schenkte Heinrich von Müllenark ein Lächeln. »Jedenfalls, da wir es nun einmal beschlossen haben, sollten wir mit den Tröstungen der Messfeier nicht allzu lange warten. Ich schlage vor, dass wir den Gottesdienst morgen abhalten, am Abend.«
    »So sei es«, bekräftigte der Erzbischof.
    »Ich danke Euch«, schloss sich Abt Hugo ihm an. Während er sich einen Schluck von dem Wein gestattete, dachte er, dass er einen kleinen Sieg errungen hatte. Nun musste er sehen, wie er diesen nutzte, und vor allem musste er darauf achten, dass er ihm nicht wieder aus der Hand genommen wurde.

    *

    Donata lag auf dem Strohsack und blickte in die Dunkelheit. Als sie ein Klopfen an

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