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Die Bucht des grünen Mondes

Die Bucht des grünen Mondes

Titel: Die Bucht des grünen Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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Und seit bald anderthalb Jahren begehrte er sie – die Frau, von der er gedacht hatte, sie würde hier untergehen. War sie untergegangen? Wittstock hatte ihr schwer zugesetzt. Doch sie war lebend aus dem Dschungel zurückgekehrt. Daran wären gestandene Männer gescheitert.
    Seit jener Nacht, als er Pedro umgebracht hatte, um sich ungestört über sie hermachen zu können, hatte er viele Frauen in seiner Hängematte gehabt. Wie schon all die Jahre zuvor. Die Bordelle in den Favelas kannten ihn – nicht nur, weil Wittstock ihn gelegentlich aufforderte, dort auf ihn aufzupassen. Aber richtig befriedigt hatte ihn das alles nicht mehr. Sie waren alle gleich, diese halbnackten Mädchen mit den schwarzen glatten Haaren und den großen Augen, die wenig sprachen und falsch lächelten. Kein Vergleich zu dieser züchtigen Dame, die trotz der im Dschungel erworbenen Bräune eine Winterschönheit geblieben war.
    Er bestellte sich das dritte Glas Cachaça. Teufel auch! Wie war sie bloß darauf gekommen, er habe Ruben Wittstock nicht gefunden? Als sie es ihm hingeworfen hatte, aus heiterem Himmel, hatte er geglaubt, der Schlag treffe ihn. Merkwürdig war sie ja vorher schon gewesen, aber seit sie aus dem Dschungel zurückgekehrt war, konnte man sie überhaupt nicht mehr einschätzen. Sie war leichter zu fassen gewesen, als das Geschrei der lästigen Brüllaffen sie noch zusammenzucken ließ.
    Der Hüftschwung einer tanzenden Kreolin, deren Rock den Ansatz ihrer dicken Gesäßbacken sehen ließ, machte ihn gierig. Vielleicht sollte er sie sich endlich aus dem Kopf schlagen und stattdessen der Gouverneursgattin nachsteigen –
das
wäre einfacher. Er lachte in sein wieder fast geleertes Glas. Die schwarzen Kampftänzer bemerkte er erst, als sie längst zwischen den Tischen hindurchstürmten. Er hatte bereits zu viel Zuckerrohrschnaps getrunken, das stand fest. Malva Ferreiras Stimme gellte durch den Raum. Ihre Leibwächter stießen die Leute aus dem Weg. Felipe drängte sich zu Amely hindurch und zog sie an den Schultern hoch. Die Tänzer hatten sich in der Mitte des Raumes Platz geschaffen und sprangen und wirbelten, begleitet vom Klatschen der Menge und der grässlichen Musik schnarrender Berimbaus.
    «Wer sind diese Leute?», rief Amely.
    «Capoeiristas. Es sind ehemalige Sklaven, die rauben, weil sie keine Arbeit und nichts zu essen haben. Wir sollten verschwinden.»
    Er schob sie in Richtung des Ausgangs. «Aber die Ferreiras …», wandte sie ein, was er ignorierte. Draußen wurden sie mit weiteren Wassergüssen empfangen. Den Arm um ihre Mitte, rannte er die nachtdunkle Straße entlang und tauchte in verwinkelte Gassen ein. Weit war es nicht bis zu seinem Häuschen. Zur Abwechslung war es hier einmal ruhig; alle Nachbarn waren in der Stadt unterwegs. Er ließ Amely los. Keuchend sackte sie auf die Stufen seiner Veranda.
    «Was sollte das jetzt?» Sie klang empört und erschöpft. Im schwachen Schein einer irgendwo hängenden Petroleumlampe sah er, dass ihre Schminke verschmiert war. Sogar das machte sie nur mehr begehrenswerter. «Ich habe genug von diesem räudigen Karneval, ich will nach Hause.»
    Ihr nobler Trotz machte ihn wahnsinnig. Er konnte nicht länger an sich halten.
    Jetzt oder nie mehr
.
    Jetzt. Es musste jetzt sein. Danach würde sie nicht mehr wagen, ihrem Mann zu erzählen, dass er, Felipe, ihn belogen hatte.
    Sie würde selbst mit einer Lüge leben müssen.
    Etwas in einem Winkel seines Kopfes sagte ihm, dass er sich ihr anständig nähern müsse. Aber diese Stimme war viel zu leise. Er packte sie an den Armen und drückte sie rücklings auf die Bohlen der Veranda. Bevor sie schreien konnte, hatte er seinen Mund auf ihren gepresst. An den Hüften spürte er, wie sie sein Hemd aus dem Bund zerrte. Nicht, um seine Haut zu liebkosen, sondern um sie mit den Fingernägeln aufzureißen. Sein Knie zwängte sich zwischen ihre Beine; mit einer Hand zerrte er an dem Stoff, dass die aufgenähten Federn flogen. Sie warf den Kopf hin und her, aber er ließ nicht ab, ihren Bewegungen zu folgen und seine Zunge in sie zu stoßen. In der Dunkelheit erahnte er, dass sie die Augen geschlossen hatte. Er zog den Ausschnitt ihres Kleides herunter, nahm ihre herausspringende Brustwarze in den Mund. Sein Hemd riss am Rücken. Ihre Finger glitten über seine schweißfeuchten Schulterblätter. Als er sie losließ und unter sich griff, um seine plötzlich viel zu enge Hose zu öffnen, nutzte sie die Gelegenheit nicht, ihm zu

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