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Die Bucht des grünen Mondes

Die Bucht des grünen Mondes

Titel: Die Bucht des grünen Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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anderer Teil ermahnte sie, nicht aufzugeben. In einer plötzlichen Bewegung riss sie ihren neuen, kostbaren Ehering vom Finger und warf ihn ihm zu. «Sehen Sie, Senhor Trapo? Es ist mir ernst. Ich will, dass mein Mann fällt. Nehmen Sie den Ring. Werfen Sie ihn in den Fluss. Na los, nehmen Sie ihn!»
    Wahrscheinlich dachte er, dass es tödlich wäre, würde jemand diesen Ring bei ihm finden. Dennoch hob er ihn auf. Er kam auf sie zu, ihn zwischen zwei Fingern haltend. Er kam so nah, dass sein schlechter Atem sie umzuwerfen drohte.
    Plötzlich zog er die Schnur seines Hosenbundes auf. Was hatte er vor? Unwillkürlich machte Amely einen Schritt zurück. Er bückte sich, ohne sie aus den Augen zu lassen, und griff unter sich. Als er sich aufrichtete, streckte er die leere Hand vor. «Sie wissen, wo der Ring jetzt ist?»
    Amely schluckte. «Ich denke ja.»
    Er wischte die Finger an ihrem weißen Spitzenkragen ab. Sie zitterte vor Wut. Und hielt still.
    «Ich glaube Ihnen nicht, weil Sie vertrauenswürdig wären, Senhora», sagte er kühl, als er wieder zurücktrat. «Sondern weil ich nichts zu verlieren habe. Also erklären Sie, wie Sie sich die Sache vorstellen. Und wie viel Sie mir dafür geben wollen.»
    Erleichtert hatte Amely nach dem Geldscheinbündel in ihrem Handtäschchen gegriffen …
    Sie hob die Champagnerflasche aus der Eisschale. Fast leer. Ein Mädchen kam an ihre Seite, füllte lächelnd ihr Glas und legte die frischgeöffnete Flasche in die Schale. «Amüsieren Sie sich, Senhora?», fragte sie, war aber schon fort, ohne eine Antwort abzuwarten. Der Nächste, den sie bediente, ein korpulenter Herr, zog sie auf den Schoß und begann ihr Eisstücke in den Ausschnitt zu stecken.
Mein Plan ist nicht einfach wahnwitzig
, überlegte Amely.
Er ist eigentlich unmöglich
. Aber wenn sie so um sich blickte, fühlte sie sich an das alte Rom erinnert. War es nicht immer so in der Geschichte gewesen, dass eine Gesellschaft, die sich so entsetzlich abstoßend und dekadent benahm, kurz vor dem Fall war?
    Jemand drehte sie auf dem Stuhl herum und beugte sich über sie. Lediglich ihr voluminöses Kostüm verhinderte, dass der Mann sie in die Arme schloss. «Lass uns tanzen, meine Schöne», lallte er. Sie wollte nach der Eisschale greifen. Da stolperte er zurück und fiel auf den Hintern. Da Silva wartete, bis der Mann, sich das blutige Kinn reibend, davonwankte, und zog sich zur Wand zurück, wo ein ganzes Spalier von schwarzgekleideten Leibwächtern ausharrte.
    Amely erhob sich und schritt mit gerafftem Kleid durch das leere, von Kristalllüstern erhellte Foyer auf die Toilette. Über der marmornen Schüssel erbrach sie sich. Vielleicht war Alkohol nicht so gut für das Kind. Aber woher sollte sie das wissen?
Trapos Frau ist arm, aber so dumm wie ich ist sie bestimmt nicht.
Blind tastete sie nach einem Stapel Leinenhandtücher neben dem Waschbecken und tupfte sich die Augen trocken.
    Der Spiegel war in ein Mosaik aus blauen Fliesen eingelassen. Es zeigte Tänzerinnen mit hochgeworfenen Röcken und Herren mit heruntergelassenen Hosen. Ihr Spiegelbild mitten unter ihnen ließ Amely schaudern. Sie hatte um ihres Plans willen ihre Liebe zu Ruben endgültig aufgegeben. Hier stand sie nun, eine groteske Verballhornung einer Indianerin, mit Gold und Edelsteinen überhäuft. Stattdessen könnte sie jetzt in einer Hütte sitzen, mit nichts als einem Bastrock um die Hüften, und glücklich sein.
    Die Tür schwang auf, da Silva trat ein.
    «Was suchen Sie hier?», fauchte sie, fuhr herum und schleuderte ihm das Tuch ins Gesicht.
    «Ihnen muss doch schon der Nacken weh tun von dem Ding», er deutete auf ihren Kopf. Langsam kam er näher. Hob die Hände. Sie zuckte nicht zurück, als er die Federhaube herunterhob. Ihr taten ja wirklich sämtliche Muskeln weh. «Nun drehen Sie sich schon um, Senhora. Ich erdolche Sie nicht.»
    Sie sandte ihm einen scharfen Blick, gehorchte aber und nahm das schwere Goldpektoral ab. Als sich seine Finger auf ihre Schultern legten, ließ sie den Kopf hängen.
Jetzt kann er mich erwürgen, und niemand könnte nach einem Abend wie diesem herausfinden, dass er es war
.
    Seine Fingerkuppen drückten sich in ihr Fleisch. Ihre harten Muskeln protestierten. Aber es tat gut, wie er sie unnachgiebig massierte. Seine Daumen zwangen sich ihren Hals hinauf, über den Ansatz ihrer hochgesteckten Haare. Ihr entschlüpfte ein Stöhnen; es war nicht zu verhindern. Sie spürte, dass er an den Klammern nestelte.

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