Die Bucht des grünen Mondes
zwischen ihren Schenkeln zurück.
Sie reckte ihre Brüste aus dem Wasser. Stellte sich vor, dass Felipe sie so sah. Sie musste kichern, so albern kam ihr das vor. Aber es war auch schmerzhaft – dieses Sehnen, das niemals erfüllt werden konnte. Niemals erfüllt werden durfte. Ihre Finger tasteten an sich hinunter, schoben sich zwischen ihre Schenkel. Vor Jahren hatte ihre Mutter ihr eingeschärft, das niemals zu tun. Sie hatte sich daran gehalten. Jetzt, da ihr Atem schwer kam, ein warmes Prickeln sich dort unten zusammenballte, begriff sie auch, warum. Es war beängstigend.
«Amely!» Der Türknauf vibrierte. «Was ist mit dir? Warum schließt du dich ein?»
Kilian! Amely ruckte hoch. Hatte sie wirklich dabei gestöhnt? Es musste so sein, es klang ihr noch in den Ohren.
«Mach auf!»
«Ja … ja … warte doch einen Augenblick.» Es schien ewig zu dauern, bis sie stand und sich über den Wannenrand kämpfte. So heftig, wie Kilian an der Tür rüttelte, würde sie jeden Moment aufspringen. Aber er durfte sie nicht splitternackt sehen. Er würde ihr ansehen, woran sie gedacht hatte, ganz sicher! Sie angelte nach dem Morgenmantel über dem Toilettenhocker, versuchte ihn zugleich überzuwerfen und nach dem Riegel zu greifen. Auf dem nassen Marmorboden glitt sie hin und schlug sich das Knie auf.
Plötzlich war die Tür auf. Kilian stand über ihr, wie einer der Baumriesen.
«Amely!»
Sie deutete zu ihren Füßen. «Da … da war eine Ameise. Eine von den gefährlichen …» Ihr Schluchzen war nicht gespielt; sie fühlte sich gedemütigt, wie sie so vor ihm lag und es nicht schaffte, ihre Blöße mit dem Mantelstoff zu bedecken. «Ich bin erschrocken und ausgerutscht.»
Er stapfte vor der Wanne herum und zertrat etwas. «Das ist eine hundsgewöhnliche Ameise!»
Endlich hatte sie es geschafft, auf die Füße zu kommen und den Mantel fest um sich zu schlingen. Da war tatsächlich eine Ameise gewesen? Sie flüchtete ins Schlafzimmer, immer noch voller Angst, Kilian könne merken, dass sie sich angefasst hatte. Vielleicht konnte er es ja wittern. Auf dem Bett zog sie die Beine an und umschlang sie.
Er folgte ihr. In der Hand hielt er das Photoalbum.
«Wie bist du darangekommen?» Noch klang er ganz ruhig.
«Ich habe es gefunden. Im … in meiner Schreibtischschublade. Es steckte ganz hinten fest.»
So voller Groll hatte sie ihn noch nie gesehen. Er stand starr, als wüsste er nicht, wohin damit.
«Lüg mich nicht auch noch an.»
Sie konnte nur schlucken.
«Ich will dich nicht noch einmal mit so etwas sehen.» Er wandte sich dem Ausgang zu.
«Aber ich verstehe das nicht, Kilian, es waren doch deine Söhne, du hast sie geliebt.» Sie keuchte auf, als er mit erhobenem Album auf sie zukam. Den Mund hätte sie halten sollen; er war doch fast schon draußen gewesen. In ihrer Erinnerung gellte ein längst vergessener Schrei – Rubens Schrei, als sein Vater ihm ins Gesicht geschlagen hatte. Schluchzend riss sie die Arme hoch und kauerte sich tiefer. «Bitte nicht, Kilian! Ich bekomme ein Kind!»
«Was? Sieh mich an.» Die Matratze senkte sich, als er sich an ihre Seite setzte. Amelys Arme fühlten sich in seinen Händen, die sie herunterzwangen, wie brüchiges Stroh an. «Ja, du siehst irgendwie verändert aus. Oho, Amely-Liebes, so schnell?» Er lachte, laut und ungezügelt, wie alles an ihm. «Hast du wirklich gedacht, ich wolle dich schlagen?»
Trotz allem freute sie das Leuchten, das in seinen Augen aufblitzte. So sollte es ja sein. Er neigte sich über sie, küsste sie und knetete zugleich ihren Bauch.
«Mein verschüchtertes Mädchen», er grinste und pflückte ein Limonenstück von ihrem Hals. «Ich liebe dich. Lass es einen Sohn werden, ja?» Er klemmte sich das Album unter den Arm und marschierte hinaus. Noch am ganzen Leib zitternd, kroch Amely unter die Decke.
Das Äffchen ließ sich vom Glitzern ihres Armbands anlocken. Amely drehte das Handgelenk hin und her. Die Sonne spiegelte sich im polierten Silber, gleißte auf den Diamanten. Das Licht traf auf die Äuglein des Äffchens, sodass es blinzelte. «Gefällt dir das?», fragte Amely das neugierige Wesen. Es sei ein Kapuzineräffchen, hatte Herr Oliveira erklärt. So hieß es nach seiner Fellzeichnung, die aussah, als trüge es die Kapuze einer Mönchskutte. «Mir gefällt der Schmuck nicht, er ist viel zu protzig und schwer. Aber ich trage ihn halt so lange, bis Kilian vergisst, dass er ihn mir geschenkt hat. Dann kannst du ihn haben,
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