Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
erschreckte sie mit düsteren Schilderungen, was geschehen konnte, wenn man Feinde der Kirche beschützte.
Thomas bot Robbie fast seine gesamten erbeuteten Münzen als Anteil an Joscelyns Lösegeld, mit der zusätzlichen Versicherung, den Betrag anzugleichen, sobald die endgültige Summe ausgehandelt wäre, doch Robbie ging nicht darauf ein. «Was ist, wenn das Lösegeld viel höher ausfällt?», wandte er ein. «Woher weiß ich, dass du mir meinen Anteil wirklich gibst? Und wie willst du mich dann finden?»
«Ich schicke es an deine Familie», versprach Thomas. «Du vertraust mir doch, oder?»
«Die Kirche tut es nicht», erwiderte Robbie sarkastisch. «Warum also sollte ich es tun?»
Guillaume d’Evecque versuchte, die Anspannung zu mildern, doch er wusste, die Garnison stand kurz vor dem endgültigen Zerwürfnis. Eines Abends brach im unteren Saal ein Kampf aus zwischen Robbies Anhängern und den Männern, die hinter Geneviève standen, und am Ende war ein Engländer tot, und ein Gascogner hatte ein Auge verloren. D’Evecque griff drakonisch durch, aber ihm war klar, dass es nicht bei dieser einen Auseinandersetzung bleiben würde.
«Was willst du tun?», fragte er Thomas eine Woche nach dem Gefecht am Ufer des Gers. Ein kalter Nordwind blies, der die Männer mürrisch und gereizt machte. D’Evecque und Thomas standen auf der Brustwehr des Turms unter dem verblichenen Banner des Earl of Northampton. Geneviève war auch dort oben, doch da sie spürte, dass d’Evecque etwas zu sagen hatte, das ihr nicht behagen würde, zog sie sich in die hinterste Ecke des Wehrgangs zurück.
«Ich bleibe und warte», sagte Thomas.
«Weil du hoffst, dass dein Vetter kommt?»
«Deshalb bin ich hier.»
«Und was machst du, wenn dir die Soldaten weglaufen?»
Thomas schwieg eine Weile. «Ihr auch?», fragte er schließlich.
«Ich bin auf deiner Seite, obwohl du ein Dummkopf bist», sagte d’Evecque. «Aber wenn dein Vetter kommt, Thomas, wird er nicht allein kommen.»
«Ich weiß.»
«Und er wird nicht so dumm sein wie Joscelyn. Er wird dir den Sieg nicht schenken.»
«Ich weiß.» Thomas’ Stimme klang gedrückt.
«Du brauchst mehr Männer», sagte d’Evecque. «Unsere kleine Garnison reicht nicht aus.»
«Das wäre in der Tat nicht schlecht.»
«Aber solange sie hier ist» – d’Evecque warf einen Blick zu Geneviève –, «wird niemand kommen. Und gestern sind drei von den Gascognern gegangen.» Die drei Soldaten hatten nicht einmal auf ihren Anteil an Joscelyns Lösegeld gewartet, sondern waren einfach nach Westen davongeritten, auf der Suche nach einer neuen Anstellung.
«Feiglinge will ich hier nicht haben», entgegnete Thomas.
«Ach, sei doch nicht so ein verdammter Narr!», schimpfte d’Evecque. «Deine Männer kämpfen gegen andere Männer, Thomas, aber nicht gegen die Kirche. Sie werden nicht gegen Gott kämpfen.» Er brach ab, da ihm das, was er zu sagen hatte, nicht leichtfiel. Dann holte er tief Luft. «Du musst sie fortschicken, Thomas. Sie muss gehen.»
Thomas starrte auf die Hügel im Süden. Er schwieg.
«Sie muss gehen», wiederholte d’Evecque. «Schick sie nach Pau. Oder Bordeaux. Irgendwohin, nur weg.»
«Wenn ich das tue, stirbt sie. Die Kirche wird sie finden und verbrennen.»
D’Evecque sah ihn an. «Du liebst sie, stimmt’s?»
«Ja.»
«Himmelherrgott noch mal», fluchte d’Evecque. «Liebe! Die bringt doch nur Scherereien.»
«Sie ist so unausweichlich», sagte Thomas, «wie Funken bei einem Feuer.»
«Mag sein», erwiderte d’Evecque grimmig, «aber es sind die Frauen, die das Ganze überhaupt erst entzünden.»
Da erklang plötzlich Genevièves Stimme. «Reiter!», rief sie. Thomas lief zu ihr und blickte nach unten. Auf der Straße Richtung Osten kamen sechzig oder siebzig Reiter aus dem Wald. Es waren Soldaten in den Waffenröcken des Grafen von Berat, und im ersten Moment dachte Thomas, sie kämen, um über das Lösegeld für Joscelyn zu verhandeln. Doch dann sah er, dass sie eine merkwürdige Flagge zeigten, nicht die mit dem orangefarbenen Leoparden, sondern ein Kirchenbanner, wie sie bei Feiertagsprozessionen getragen wurden; es hing an einem Kreuzstab und zeigte den blauen Mantel der Jungfrau Maria. Und vor den Soldaten ritten etwa zwanzig Geistliche auf zierlicheren Pferden.
D’Evecque bekreuzigte sich. «Das gibt Ärger», sagte er knapp. Dann funkelte er Geneviève an. «Keine Pfeile! Hast du gehört, Mädchen? Keine verdammten Pfeile!»
Er stürmte die
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