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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wandte sich zunächst an den ältesten der Männer. «Veric, wie geht es deiner Frau?»
    «Sie leidet, Herr, sie leidet.»
    «Sag ihr, sie ist in meinen Gebeten», sagte Planchard wahrheitsgemäß. «Hört mir gut zu, ihr Männer.» Er wartete, bis alle Blicke auf ihn gerichtet waren. «Ihr werdet jetzt zu der Burg zurückkehren und die Mauer wieder verdecken. Schaufelt die Erde davor. Verschließt sie! Grabt nicht weiter. Veric, weißt du, was eine encantada ist?»
    «Natürlich, Herr», erwiderte Veric und bekreuzigte sich. Der Abbé beugte sich zu dem Leibeigenen. «Wenn ihr die Mauer nicht verdeckt, Veric, dann wird eine Horde von encantadas aus den Eingeweiden der Burg aufsteigen und eure Kinder wegnehmen, alle eure Kinder.» Er ließ den Blick über die Reihe der knienden Männer schweifen. «Sie werden aus der Erde aufsteigen, eure Kinder schnappen und mit ihnen zur Hölle hinabtanzen. Also verdeckt die Mauer. Und wenn ihr damit fertig seid, kommt wieder zu mir, ich gebe euch eine Belohnung.» Im Opferstock des Klosters lagen ein paar Münzen, die würde Planchard den Leibeigenen in die Hand drücken. «Ich vertraue auf dich, Veric!», schloss er.
    Eilends machten die Leibeigenen sich auf den Weg. Planchard sah ihnen nach und bat Gott im Stillen um Vergebung, weil er die Unwahrheit gesagt hatte. Er glaubte nicht daran, dass unter der alten Kapelle von Astarac Geister hausten, aber das, was der Graf entdeckt hatte – was immer es war –, blieb besser verborgen, und die Furcht vor den encantadas würde dafür sorgen, dass die Männer sich an seine Anweisungen hielten.
    Nachdem dieses Problem aus der Welt geschafft war, kehrte Planchard in seine Kammer zurück. Bevor die Ankunft des Grafen das Kloster in Unruhe versetzt hatte, war der Abt in die Lektüre eines Briefes vertieft gewesen, der eine Stunde zuvor von einem Boten gebracht worden war. Der Brief kam aus einem Zisterzienserkloster in der Lombardei. Planchard las ihn erneut und überlegte, ob er den Brüdern von seinem beunruhigenden Inhalt berichten sollte. Er beschloss, es nicht zu tun, und sank auf die Knie, um zu beten.
    Er lebte wahrlich in einer bösen Welt.
    Und Gott hatte eine Geißel geschickt, um die Menschheit zu bestrafen. Das war die Botschaft des Briefes, und Planchard konnte kaum etwas anderes tun, als zu beten. «Fiat voluntas tua» , sagte er wieder und wieder. «Dein Wille geschehe.» Und das Schreckliche war, dachte Planchard, dass Gottes Wille bereits geschah.

    Das Wichtigste war erst einmal, so viele Pfeile wie nur möglich zurückzuholen. In der Gascogne waren Pfeile so schwer zu finden wie Hennen, die goldene Eier legten. In England oder in den englisch besetzten Gebieten in Frankreich bekam man jederzeit neue Pfeile. Sie wurden in den Grafschaften angefertigt, in Bündel zu jeweils vierundzwanzig Stück zusammengefasst und überall dorthin geschickt, wo Engländer kämpften. Doch hier, weit entfernt von der nächsten englischen Garnison, mussten Thomas und seine Männer sich ihre Geschosse sorgsam einteilen, und so gingen sie von Leichnam zu Leichnam und sammelten die kostbaren Pfeile wieder ein. Die mit den Widerhaken steckten so tief im Fleisch der Pferde, dass die Spitzen verloren waren, aber zumindest die Schäfte ließen sich herausziehen, und alle Bogenschützen hatten Ersatzspitzen in ihren Pfeiltaschen. Einige Männer schnitten mit dem Messer in das Fleisch, um die Spitzen herauszuholen. Manche Pfeile hatten ihr Ziel verfehlt und lagen einfach auf der Erde. Die Bogenschützen zogen sich gegenseitig damit auf. «Das ist einer von deinen, Sam!», rief Jake. «Mindestens eine Meile am Ziel vorbei!»
    «Ach was, der ist nicht von mir. Ist bestimmt einer von Genevièves.»
    «Tom!» Jake hatte die beiden Schweine am anderen Flussufer gesehen. «Kann ich unser Abendessen holen?»
    «Erst die Pfeile, Jake», sagte Thomas. «Dann das Abendessen.» Er beugte sich über ein totes Pferd und versuchte, einen der breitköpfigen Pfeile herauszuholen. Guillaume d’Evecque suchte nach brauchbaren Rüstungsteilen und nahm den Gefallenen Beinschienen, Schulterstücke und Eisenschuhe ab. Ein Soldat zerrte einem Toten das Kettenhemd vom Körper. Bogenschützen schleppten Dutzende von Schwertern herbei. Zehn der feindlichen Pferde waren unverletzt oder nur so leicht verwundet, dass es sich lohnte, sie zu behalten. Die übrigen waren tot oder so übel zugerichtet, dass Sam sie mit einem Schlag seiner Streitaxt von ihrer Qual erlöste.
    Es war

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