Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
nach, wie sie über das steinerne Wehr balancierten und im Wald verschwanden.
Thomas war gescheitert. Und er war verdammt.
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TEIL 2
AUF DER FLUCHT
E s regnete die ganze Nacht. Es war ein peitschender Regen, getrieben von einem kalten Wind, der die Blätter von den Eichen und Kastanien riss und gehässig um den alten Baum wirbelte, der vom Blitz getroffen und von den Jahren ausgehöhlt war. Thomas und Geneviève, die in dem mächtigen Stamm Schutz gesucht hatten, zuckten zusammen, als ein Donnerschlag über den Himmel krachte. Ein Blitz war nicht zu sehen, aber der Regen wurde noch stärker. «Es ist alles meine Schuld», sagte Geneviève.
«Ach was.»
«Ich habe diesen Mönch so sehr gehasst. Ich weiß, ich hätte nicht schießen sollen, aber ich musste an all das denken, was er mir angetan hat.» Sie verbarg das Gesicht an seiner Schulter, sodass Thomas ihre Worte kaum verstehen konnte. «Er hat mich gestreichelt, wenn er mich nicht gequält hat.»
«Gestreichelt?»
«Ja», sagte sie bitter, «wie ein Liebhaber. Und wenn er mit dem glühenden Eisen kam, betete er für mich und sagte, ich sei ihm teuer. Ich hasste ihn.»
«Ich auch», sagte Thomas und schloss die Arme fester um sie. «Für das, was er dir angetan hat. Und ich bin froh, dass er tot ist.» Dann wurde ihm wieder bewusst, dass er selbst so gut wie tot war. Er war verdammt, ausgestoßen, unrettbar verloren.
«Was hast du jetzt vor?», fragte Geneviève zitternd.
«Nach Hause gehe ich jedenfalls nicht.»
«Wohin dann?»
«Ich werde bei dir bleiben. Wenn du willst.» Thomas überlegte, ob er hinzufügen sollte, es stehe ihr frei zu gehen, wohin sie wollte, doch er wusste, dass sie ihr Schicksal in seine Hände gelegt hatte. Außerdem wollte er auch gar nicht, dass sie ging. «Ich möchte noch mal nach Astarac», sagte er stattdessen. Er wusste nicht, wozu das gut sein sollte, aber er konnte nicht als geschlagener Mann nach England zurückkehren. Und als Verdammter hatte er schließlich nichts mehr zu verlieren. Vielleicht würde er nun, da seine Seele dem Untergang geweiht war, den Gral finden und durch ihn erlöst werden.
D’Evecque kam kurz nach Tagesanbruch, begleitet von einem Dutzend Männer, die Thomas nicht verraten würden. Unter ihnen waren auch Jake und Sam. Die beiden wollten Thomas begleiten, doch er lehnte ab. «Bleibt bei der Garnison», sagte er zu ihnen, «oder geht nach Westen und sucht euch eine andere englische Festung.» Es war nicht so, dass er ihre Gesellschaft nicht wollte, aber es würde schon schwierig genug werden, Nahrung für sich selbst und Geneviève zu finden. Davon abgesehen konnte er ihnen nichts versprechen außer Gefahr, Hunger und der Gewissheit, im gesamten Süden der Gascogne gejagt zu werden.
D’Evecque hatte zwei Pferde, Proviant, Mäntel, Genevièves Bogen, vier Pfeilbündel und eine gutgefüllte Geldbörse mitgebracht. «Aber die Aufzeichnungen deines Vaters habe ich nicht dabei», gestand er. «Robbie hat sie an sich genommen.»
«Er hat sie gestohlen?», fragte Thomas entrüstet.
D’Evecque zuckte die Achseln, als sei das Schicksal des Manuskripts unwesentlich. «Die Soldaten des Grafen sind fort», sagte er. «Die Straße nach Westen ist also sicher, und ich habe Robbie vorhin fortgeschickt, Vieh zu suchen. Reite nach Westen, Thomas, und geh zurück nach England.»
«Glaubt Ihr, Robbie will mich töten?», fragte Thomas erschrocken.
«Eher gefangen nehmen und der Kirche ausliefern», sagte d’Evecque. «Vor allem aber will er Gott wohlgefällig stimmen, weil er hofft, dass er dann den Gral findet und seine Schwierigkeiten ein Ende haben.» Bei der Erwähnung des Grals sahen seine Männer überrascht auf, und einer von ihnen, John Faircloth, setzte zu einer Frage an, doch d’Evecque schnitt ihm das Wort ab. «Robbie hält dich neuerdings für einen Sünder», sagte er zu Thomas. «Süßer Jesus, es gibt nichts Schlimmeres als einen jungen Mann, der plötzlich Gott für sich entdeckt. Unerträglich, diese Frömmler.»
«Der Gral?», hakte John Faircloth nach. Wilde Gerüchte waren im Umlauf, weshalb der Earl of Northampton Thomas und seine Truppe nach Castillon d’Arbizon geschickt hatte, doch d’Evecques unachtsame Bemerkung schien sie zu bestätigen.
«Eine Spinnerei, die Robbie sich in den Kopf gesetzt hat», sagte d’Evecque energisch. «Also kümmert euch nicht weiter darum.»
«Wir sollten bei Thomas bleiben», meldete Jake sich zu Wort. «Wir alle. Und von
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