Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
ein Sieg, wie Thomas ihn sich nicht besser hätte wünschen können, und obendrein hatte Robbie den Mann gefangen genommen, der vermutlich der Anführer des feindlichen Trupps war – ein großer Mann mit einem runden, wütenden Gesicht, das vor Schweiß glänzte. «Er ist der Erbe des Grafen von Berat», rief Robbie, als Thomas näher kam. «Sein Onkel war nicht dabei.»
Joscelyn warf einen Blick auf Thomas, hielt ihn jedoch wegen des Bogens und der blutbeschmierten Hände für einen Untergebenen und wandte sich an d’Evecque. «Seid Ihr der Anführer hier?»
D’Evecque deutete auf Thomas. «Nein, er.»
Joscelyn schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Fassungslos sah er zu, wie seine verwundeten Soldaten ausgeraubt wurden. Immerhin waren seine beiden persönlichen Begleiter, Villesisle und sein Kumpan, noch am Leben, aber sie hatten nicht mit ihrer sonstigen Wildheit kämpfen können, da die Pfeile ihre Pferde getötet hatten. Einer von den Soldaten seines Onkels hatte die rechte Hand verloren, ein anderer starb qualvoll mit einem Pfeil im Bauch. Joscelyn versuchte, die Lebenden und die Toten zu zählen. Wie es aussah, war es nur sechs oder sieben von seinen Männern gelungen, über den Fluss zu entkommen.
Unter den Plünderern war auch eine Frau. Joscelyn spuckte aus, als er begriff, wer sie war, dann bekreuzigte er sich, doch er konnte den Blick nicht von der Begine in ihrem silbrigen Kettenhemd wenden. Sie war das Schönste, was er je gesehen hatte.
«Sie ist schon vergeben», sagte d’Evecque trocken. Ihm war nicht entgangen, wohin der Gascogner starrte.
«Wie viel seid Ihr denn wert?», fragte Thomas Joscelyn.
«Mein Onkel wird eine große Summe zahlen», erwiderte Joscelyn steif. Er war noch immer nicht überzeugt, dass Thomas wirklich der Anführer war. Und noch viel weniger glaubte er, dass sein Onkel Lösegeld für ihn zahlen würde, aber das musste er diesen Engländern ja nicht auf die Nase binden, ebenso wenig wie die Tatsache, dass der Herr von Merville kaum eine Handvoll Écus sein Eigen nannte. Merville war eine Ansammlung armseliger Hütten in der Picardie, die froh sein konnte, wenn sie das Lösegeld für eine gefangene Ziege zusammenbrachte. Er wandte den Blick wieder zu Geneviève, fasziniert von ihren langen Beinen und dem blonden Haar. «Der Teufel hat euch zum Sieg verholfen», sagte er bitter.
«In der Schlacht ist es hilfreich, mächtige Freunde zu haben», erwiderte Thomas. Er drehte sich zu der von Toten übersäten Wiese um. «Beeilt euch!», rief er den Bogenschützen und Soldaten zu. «Wir wollen vor Mitternacht zurück sein!»
Seine Männer waren bester Laune. Jeder von ihnen würde einen Anteil von dem Lösegeld bekommen, auch wenn Robbie der größte Teil des Geldes zustand. Außerdem hatten sie Helme, Schilde, Schwerter und Pferde erbeutet, und abgesehen von zwei Soldaten hatte niemand auch nur einen Kratzer abbekommen. Es war ein einträglicher Nachmittag gewesen, und sie lachten, als sie ihre Pferde holten, die Tiere mit der Beute beluden und sich zum Aufbruch bereit machten.
Da kam ein einzelner Reiter durch die Furt.
D’Evecque bemerkte ihn als Erster und warnte Thomas. Der drehte sich um und sah, dass es ein Priester war, ein Dominikaner. «Nicht schießen!», rief Thomas seinen Schützen zu. «Runter mit den Bogen!» Er ging dem Geistlichen entgegen, der auf einer zierlichen Stute ritt. Geneviève, die bereits im Sattel gesessen hatte, sprang vom Pferd und lief zu Thomas.
«Das ist Vater Roubert», sagte sie leise zu ihm. Sie war blass, und ihre Stimme klang hart.
«Der Mann, der dich gefoltert hat?», fragte Thomas.
«Dieser Bastard», stieß sie aus, und es klang, als kämpfe sie mit den Tränen.
Vater Roubert zügelte sein Pferd, als er etwa zwanzig Schritt von Thomas entfernt war, und blickte auf die vielen Toten. «Haben sie die Sterbesakramente erhalten?», fragte er.
«Nein», sagte Thomas, «aber wenn Ihr wollt, könnt Ihr sie ihnen noch erteilen. Und danach reitet zurück nach Berat und richtet dem Grafen aus, wir haben seinen Neffen und werden um ein Lösegeld verhandeln.» Mehr hatte er dem Geistlichen nicht zu sagen, und so nahm er Genevièves Arm und wandte sich zum Gehen.
«Bist du Thomas von Hookton?», fragte Vater Roubert.
Thomas drehte sich wieder um. «Was geht Euch das an?»
«Du hast die Hölle um eine Seele betrogen», erwiderte der Prior. «Und wenn du sie nicht freigibst, werde ich deine ebenfalls verlangen.»
Geneviève nahm
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