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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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protestierte Thomas wütend.
    «Sie ist eine Frau», erwiderte einer der Mönche. «Sie kann hier nicht hinein.»
    «Es gibt einen Ort an der Rückseite», sagte der andere Mönch. Er zog die Kapuze über den Kopf und führte Thomas um die Klostergebäude herum, durch einen Olivenhain und zu einer Ansammlung von Holzhütten, die von einem hohen Pfahlzaun umschlossen war. «Bruder Clément wird sich um euch kümmern», sagte der Mönch und eilte davon.
    Thomas band die beiden Pferde an einen Olivenbaum und trug Geneviève zu der Pforte im Zaun. Er trat mit dem Fuß dagegen und wartete eine Weile, doch nichts geschah. Erst nach dem zweiten Tritt öffnete die Pforte sich knarzend, und ein kleiner Mönch mit faltigem Gesicht und dichtem, krausem Bart lächelte ihn an.
    «Bruder Clément?»
    Der Mönch nickte.
    «Sie braucht Hilfe», sagte Thomas.
    Clément bedeutete ihnen einzutreten, und Thomas trug Geneviève in den Innenhof. Zunächst dachte er, das Ganze sei ein Bauernhof, denn es roch nach Mist, obwohl er keinen Misthaufen sehen konnte, und die strohgedeckten Gebäude sahen aus wie kleine Scheunen und Ställe. Dann bemerkte er die Menschen, die in grauen Kutten in den Eingängen saßen. Sie starrten ihn hungrig an, und als die Nachricht von seiner Ankunft die Runde machte, tauchten noch mehr Gesichter hinter den Fenstern auf. Im ersten Moment hielt er die Leute für Mönche, doch dann sah er, dass auch Frauen darunter waren. Er wandte sich um und blickte zu dem Tisch neben der Pforte, auf dem lauter hölzerne Klappern lagen. Sie bestanden aus zwei flachen Holzstücken, die mit einem Lederriemen an einen Griff gebunden waren, und wenn man den Griff schüttelte, klapperten die beiden Holzstücke laut. Er hatte sie schon bemerkt, als Bruder Clément ihn hineingewinkt hatte, doch erst jetzt begriff er, was sie bedeuteten. Die Klappern trugen Aussätzige bei sich, um die Leute rechtzeitig zu warnen, und der Tisch stand direkt neben der Pforte, damit jeder, der die Anlage verließ, eine mitnehmen konnte. Thomas erstarrte. «Ist das hier ein Spital für Aussätzige?», fragte er Bruder Clément.
    Der Mönch nickte lächelnd und zupfte Thomas am Ellbogen, um ihn zum Weitergehen zu bewegen. Thomas zögerte, denn er fürchtete, sich mit der schrecklichen Krankheit anzustecken, doch Bruder Clément zog ihn energisch zu einer kleinen Hütte am Rand des Hofes. Abgesehen von einer Strohmatratze und einem Tisch mit verschiedenen Gefäßen, einem Mörser und einer Eisenwaage war die Hütte leer. Bruder Clément deutete auf die Matratze.
    Thomas legte Geneviève ab. Ein Dutzend Leprakranke drängten sich am Eingang und starrten die Neuankömmlinge an, bis Bruder Clément sie verscheuchte. Geneviève schien nichts von dem Wirbel zu bemerken, den ihre Ankunft auslöste. Mit einem Seufzer sah sie zu Thomas auf. «Es tut weh», flüsterte sie.
    «Ich weiß», sagte er, «aber du musst tapfer sein.»
    Bruder Clément hatte die Ärmel seiner Kutte aufgerollt und bedeutete Thomas, dass sie Geneviève das Kettenhemd ausziehen mussten. Das würde nicht einfach werden, denn der Armbrustbolzen steckte noch in ihrer Brust. Doch der Mönch schien zu wissen, was er tat. Er schob Thomas beiseite, legte Genevièves Arme über ihren Kopf und drückte mit der rechten Hand die Lederflügel des Bolzens flach an den Schaft. Geneviève stöhnte auf. Mit der Linken griff er unter das Kettenhemd und das Lederwams, das sie darunter trug, und hob beides ganz vorsichtig an, bis der Bolzen frei lag. Dann schob er auch die rechte Hand unter das Wams, hielt den Bolzen von unten fest, damit er sich nicht in der Wunde bewegen konnte, und schaute Thomas erwartungsvoll an. Da dieser nicht zu begreifen schien, bedeutete er ihm mit einer ruckartigen Kopfbewegung, dass Thomas Geneviève aus dem Kettenhemd ziehen solle. Der Mönch nickte aufmunternd, als Thomas ihre Fußgelenke umfasste.
    Thomas schloss die Augen und zog. Geneviève stieß einen gellenden Schrei aus. Sofort hörte er auf, doch Bruder Clément gab ihm mit kehligen Lauten zu verstehen, er solle sich nicht so anstellen. Thomas holte tief Luft, zog erneut, und als er die Augen öffnete, sah er, dass zumindest ihr Oberkörper mitsamt dem Bolzen von Wams und Kettenhemd befreit war. Unter beruhigendem Gurren hob Bruder Clément ihr die Kleidungsstücke über den Kopf und warf sie beiseite.
    Der Mönch trat an den Tisch, während Geneviève vor Schmerzen stöhnte und den Kopf hin und her rollte. Die Wunde hatte

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