Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
Schwierigkeit, als Gejagte genug zu essen zu finden, und nun, da Philin ihnen befohlen hatte, die Waffen zu senken, wirkten sie nicht länger bedrohlich, sondern bemitleidenswert. Philin sprach in der Sprache des Südens zu ihnen, dann setzte er seinen Sohn auf eines der mageren Pferde, mit denen die coredors Thomas und Geneviève verfolgt hatten, und machte sich auf den Weg hügelabwärts, nach Astarac.
Thomas ritt neben ihm, Genevièves Stute am Zügel. Das Blut an der Flanke des Tieres war geronnen, und obwohl es sich ein wenig steif bewegte, schien es nicht allzu große Schmerzen zu haben, also ließ Thomas den Bolzen im Fleisch. Er würde sich später darum kümmern. «Bist du der Anführer?», fragte er Philin.
«Nur von den Männern, die du gesehen hast. Und vielleicht auch das nicht mehr.»
«Warum?»
«Die coredors mögen Siege», sagte Philin. «Und sie mögen es nicht, ihre Toten zu begraben. Es gibt sicher welche, die glauben, sie könnten es besser als ich.»
«Was ist mit den anderen Verwundeten?», fragte Thomas und deutete mit dem Kopf nach oben zu der Anhöhe. «Warum kommen sie nicht mit zu dem Kloster?»
«Einer wollte lieber zurück zu seiner Frau. Und die anderen werden vermutlich sterben. Sie haben sich geweigert mitzukommen, weil sie Angst haben, dass man sie betrügt und gefangen nimmt. Aber Planchard wird mich nicht betrügen.»
Geneviève schwankte im Sattel, sodass Thomas dichter neben ihr reiten und sie stützen musste. Sie sagte nichts. Ihr Blick war noch immer trübe, das Gesicht bleich und der Atem kaum wahrnehmbar, aber sie hielt sich tapfer am Vorderzwiesel fest, sodass Thomas einigermaßen beruhigt war. «Was ist, wenn die Mönche sie nicht behandeln?»
«Planchard nimmt jeden», sagte Philin. «Sogar Ketzer.»
«Dieser Planchard ist der Abt dort?»
«Ja, und er ist ein guter Mann. Ich war früher einer seiner Mönche.»
«Du?» Thomas konnte seine Überraschung nicht verbergen.
«Ich war Novize, aber dann habe ich ein Mädchen kennengelernt. Wir legten damals einen neuen Weinberg an, und sie brachte die Weidenschösslinge, mit denen die Weinstöcke hochgebunden wurden, und dann … nun ja.» Philin zuckte die Achseln, als sei der Rest der Geschichte zu abgegriffen, um ihn noch einmal zu erzählen. «Ich war jung», sagte er stattdessen, «und sie auch.»
«Galdrics Mutter?»
Philin nickte. «Sie ist mittlerweile tot. Der Abbé war sehr verständnisvoll. Er meinte, ich wäre nicht berufen, und ließ mich gehen. Wir wurden Pächter des Klosters, bauten uns einen kleinen Hof auf, aber die Leute im Dorf mochten mich nicht. Ihre Angehörigen wollten, dass sie einen anderen heiratet, sie meinten, ich sei ein Nichtsnutz, und nach ihrem Tod kamen sie, um mich auszuräuchern. Ich habe einen von ihnen mit einer Hacke getötet, sie behaupteten, ich hätte angefangen, und brandmarkten mich als Mörder. So bin ich coredor geworden. Wäre ich nicht geflohen, hätten sie mich in Berat gehängt.» Er führte das Pferd, auf dem sein Sohn saß, über einen kleinen Bach, der von den Hügeln herunterplätscherte. «So ist es nun mal mit dem Rad des Schicksals. Es dreht sich immer weiter, mal ist man oben, mal unten. Allerdings scheine ich öfter unten zu sein als oben. Und Destral wird mir die Schuld geben.»
«Destral?»
«Unser Anführer. Sein Name bedeutet ‹Axt›, denn damit tötet er.»
«Ist er nicht hier?»
«Er hat mich geschickt, nachzusehen, was in Astarac los ist», sagte Philin. «In der alten Burg waren Männer und haben gegraben. Destral glaubt, es gibt dort einen Schatz.»
Der Gral, dachte Thomas. Vielleicht war er schon gefunden? Doch das konnte nicht sein, denn eine solche Nachricht hätte sich wie ein Lauffeuer in der Gegend verbreitet.
«Aber wir sind noch gar nicht bis dorthin gekommen», fuhr Philin fort. «Wir hatten unser Lager im Wald aufgeschlagen und wollten gerade aufbrechen, als wir euch kommen sahen.»
«Und da habt ihr gedacht, ihr könntet reich werden?»
«Wir hätten vierzig Goldmünzen für dich bekommen.»
«Zehn mehr als Judas», erwiderte Thomas mit leisem Spott. «Und seine waren nur aus Silber.» Philin hatte den Anstand zu lächeln.
Sie erreichten das Kloster kurz nach Mittag. Der kalte Nordwind blies den Rauch des Küchenfeuers auf das Tor zu, wo zwei Mönche auf sie zutraten. Sie nickten Philin zu und gestatteten ihm, seinen Sohn in den Krankentrakt zu bringen, doch Thomas verwehrten sie den Zutritt. «Sie braucht Hilfe»,
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