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Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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die Treppe hinunter und kniete sich neben Lady Truden, die quer auf den untersten Stufen lag. »Tru!«, rief er und berührte ihre Wange. »Tru!« Er sah zu den anderen auf. In seinen Augen standen Angst und Schmerz. »Balfour, du bleibst bei Tru! Sophie, hol die Schwestern aus Willys Zimmer und sag ihnen, dass Tru gestürzt ist und sich den Kopf angeschlagen hat. Hap und Oates, ihr kommt mit mir!«
    Sie folgten Umber in den großen Saal und dann in den Gang, der zu den Archiven und weiter in die Höhlen unter Aerie führte. Als sie am Eingang zum Archiv ankamen, stand Smudge vor der Tür und starrte in die Dunkelheit.
    Â»Smudge!«, rief Umber. »Sind hier irgendwelche üblen Kreaturen vorbeigekommen?«
    Smudge nickte und sah Umber finster an. »Und hier kommt noch eine.«
    Â»Jetzt nicht, Smudge«, gab Umber barsch zurück. Er machte einen schnellen Abstecher ins Archiv und kam mit einem Glas voller Glimmerwürmchen als Lampe zurück. Im Weiterrennen rief er Smudge über die Schulter noch zu: »Komm mit, wenn du dich wenigstens einmal nützlich machen willst!«
    Smudges Antwort beschränkte sich auf ein wütendes Schnauben. Er warf die Tür zu.
    Â»Wo gehen wir hin?«, keuchte Oates.
    Â»Ich glaube, sie wollen Turiana befreien!«, antwortete Umber.
    Â»Die Hexe? Aber die ist doch eingeschlossen«, sagte Oates.
    Â»Sie haben den Schlüssel , Oates. Und einige von ihren Talismanen.«
    Hap fielen die Kratzer an Umbers Hals wieder ein. Sie haben ihm die Kette einfach vom Hals gerissen , begriff er. Dann erkannte er das Ausmaß der Bedrohung: Und mit dem Schlüssel kann man jedes Schloss öffnen.
    Sie bogen in den Seitengang ab, der zu Turianas Zelle führte. Hap sah schon von weitem, was die anderen im Halbdunkel nicht wahrnehmen konnten: »Die Tür ist schon offen!«
    Umber blieb abrupt stehen. »Und Turianas Zelle?«
    Â»Leer.« Hap spähte in den dunklen Raum. Die Zellentür stand weit offen und die Hexe selbst war nirgends zu sehen.
    Â»Ich muss mich selbst vergewissern.« Umber näherte sich der Tür und steckte den Kopf in die Zelle. »Sie ist weg«, keuchte er. »Und sie ist uns nicht entgegengekommen …« Seine Augen weiteten sich vor Schreck.
    Hap ahnte, woran Umber dachte. »Das Tor zu den Höhlen!«
    Sie rannten wieder los und kamen am unterirdischen See vorbei. An den Höhlenwänden und den spitzen Tropfsteinen saßen Glimmerwürmchen, die ein so schwaches Licht ausstrahlten, dass die Felsen nicht einmal Schatten warfen. Umber japste und röchelte vor Anstrengung; Oates rannte mit finsterer Miene immer weiter, bereit alles niederzustrecken, was sich ihnen in den Weg stellte.
    Â»Hört ihr das?«, fragte Hap. Vor ihnen ertönte ein gequältes rostiges Quietschen, dann das tiefe Rasseln und Rattern von sich bewegenden Ketten.
    Â»Sie ziehen das Fallgitter hoch!«, schrie Umber.
    Sie erreichten die letzte Biegung des Korridors. Vor ihnen befand sich das Fallgitter und dahinter die Höhle, die tief in die Berge hineinreichte. In der finsteren seitlichen Wandnische erspähte Hap die überlebenden Dornies und sah, wie sie sich mit der Winde abmühten, um das Gitter hochzuziehen. Das Schloss, das die Winde blockiert hatte, war geöffnet und beiseitegeworfen worden.
    Die Eisenstäbe bewegten sich langsam aufwärts. Sie ächzten und bebten, weil sie nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder bewegt wurden. Die Hexe stand davor und spähte in die Höhle hinein. Ihr Spinnweb-Schleier flatterte in der kalten Brise, die aus der Tiefe kam. Sie spürte die Ankunft der drei und wandte sich langsam um.
    Die Seide, die stets ihren Kopf verborgen hatte, war in der Mitte aufgerissen und enthüllte ihr Gesicht. Umber, Hap und Oates erstarrten mitten in der Bewegung, und Umber keuchte laut. »Sie ist schön«, sagte Oates.
    Und das war sie. Das grausige Skelett war verschwunden. Turiana war schöner als jede Blume, jedes Juwel, jeder mit funkelnden Sternen besetzte Himmel. Als sie sich mit einer Hand das wellige dunkle Haar hinters Ohr zurückstrich, bemerkte Hap, dass sie wieder Ringe an ihren Fingern trug und Amulette um ihren langen, schlanken Hals hingen. Die Talismane , dachte er. Sie lächelte und er verspürte einen Stich in seinem Herzen.
    Er wusste, dass ihre Schönheit eine Illusion war, aber trotzdem war er davon verzaubert. Obwohl

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