Die Bücher von Umber: Drachenspiele
herkletterte, gut gelaunt fort. »Das sind Gasboviste , Hap. Pilot verrät niemandem, wo er sie herbekommt, aber diese sonderbare Pilzsorte scheidet ein Gas aus, das leichter ist als Luft. Dieses Gas füllt den Kokon, und schon geht es aufwärts! Hör mal ganz genau hin.«
Hap hörte den Wind über die AuÃenhaut des Schiffes streichen. AuÃerdem kam von oben ein leises Kratzen, und er erkannte gegen das Licht der Sonne die Silhouetten der beiden Spinnenwesen an der AuÃenseite des Kokons. Dann bemerkte er ein noch leiseres Geräusch, das, welches Umber gemeint hatte. Leichte LuftstöÃe, wie ein Atmen. Er wandte den Blick nach unten und sah, wie die Pilze langsam anschwollen und dann wieder dünner wurden, wenn sie ausatmeten, wahrscheinlich durch die Ãffnungen unter ihren Köpfen. »Ist das nicht fantastisch?«, schwärmte Umber.
Das war es, wie Hap mit einem Nicken bekräftigte. »Und was ist der dritte Bestandteil?«
»Die Steuersteine«, antwortete Umber. »Diese Kristalle gehören zu den stärksten magischen Objekten, die ich je gesehen habe. Sie sind wie Magnete. Jeder von ihnen wird in eine andere Himmelsrichtung gezogen, und diese Anziehungskraft ist stark genug, um das Schiff zu bewegen, jedenfalls wenn es nicht zu heftig stürmt. Schau Pilot irgendwann mal beim Steuern zu. Dann siehst du, wie es funktioniert.«
Ein Zerren an seinem Hosenbein erschreckte Hap. Er schaute nach unten und zuckte zusammen, als er eines der Spinnenwesen zu ihm hochstarren sah. Seine nackten FüÃe kamen ihm plötzlich sehr verwundbar vor. Er presste die Lippen zusammen, um nicht aufzuschreien.
»Hallo Arabell«, sagte Umber. Das Wesen fixierte weiterhin Hap. Es richtete sich sogar auf seinen Hinterbeinen auf und legte ein weiteres Bein auf Haps Knie. Hap starrte zurück. Mit seinem Kindergesicht und den dicken schwarzen Haaren, die von silbernen und goldenen Fäden durchzogen waren, wirkte das Ding auf Hap ziemlich abstoÃend. Der menschliche Kopf ging in einen kleinen, am Ende spitz zulaufenden Spinnenkörper über. Die GliedmaÃen waren dünn und hatten spitze Gelenke. Als Hap das Bein betrachtete, das auf seinem Knie lag, drehte sich ihm der Magen um: Es endete in einem schrecklichen, zufälligen Durcheinander von winzigen Fingern und haarigen Klauen.
»Du kannst Arabell an der Anzahl der Beine von den anderen unterscheiden«, erläuterte Umber. »Sie hat sechs. Gossilen hat fünf und Quellen sieben. AuÃerdem ist Arabell unsere schwarzhaarige Schönheit.«
Arabells Maul verzog sich zu einem schiefen Lächeln. Zwei Fänge waren ihre einzigen Zähne. Sie miaute Hap an und gab Geräusche von sich, die beinahe wie Worte klangen, so wie wenn ein kleines Kind sprechen lernt. Dann drehte sie den Kopf zur Seite und rieb ihre Wange an seinem Schienbein.
»Schau mal einer an!« Umber wirkte ein wenig beleidigt. »Mit mir hat sie sich erst auf meiner dritten Fahrt mit diesem Schiff angefreundet. Arabell, du brichst mir das Herz!«
Arabell nahm nun Haps anderes Bein genauer in Augenschein. Dort war seine Hose von den Seelenkrebsen zerrissen worden. Sie stieà einen zirpenden Laut aus, griff mit zwei Beinen an ihr Körperende, und begann einen dünnen Seidenfaden auszustoÃen.
»Was macht sie da?«, fragte Hap ängstlich.
Umbers Augen glänzten vor Neugier. Er hockte sich hin, um Arabell besser beobachten zu können. »Nicht bewegen, Hap. Siehst du die Spinndrüsen, diese fingerartigen Dinger an ihrem Hinterteil? Damit produziert sie den Faden. Die Spinndrüsen sind mit kleinen Zapfen übersät, mit denen sie alle Arten von Seide spinnen kann â dicke, dünne, klebrige und nicht-klebrige, ganze Tuchbahnen, was immer du willst.«
Arabells Beine zogen den Faden aus ihren Spinndrüsen und reichten ihn mit flinken Bewegungen weiter. Mit der Spitze einer Klaue durchstieà sie die ausgefransten Ränder von Haps Hosenbein. Dann führte sie den Faden durch die Löcher und zog sie zusammen. Die Reparatur dauerte nicht einmal eine Minute, dann konnte man kaum mehr erkennen, dass die Hose überhaupt kaputt gewesen war. Arabell hob ihre Beine zum Maul und nagte die Ãberreste der Seide ab. Dann blickte sie grinsend zu Hap auf. Hap starrte verdattert zurück.
»Ãhm, Hap ⦠was sagt man da?«, soufflierte Umber.
»Oh. Ja. Danke, Arabell. Und schön,
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