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Die Bücherdiebin

Die Bücherdiebin

Titel: Die Bücherdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak
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mit einem Schnurrbart und einem schwarzen Anzug, fragte der Mann: »Was kann ich für dich tun?«
    Liesel konnte nicht sprechen. Noch nicht. Sie krümmte sich, schnappte nach Luft, und glücklicherweise kam die Frau an die Tür, als Liesel sich ein wenig erholt hatte. Ilsa Hermann stand hinter ihrem Mann, etwas abseits.
    »Ich habe vergessen...« Sie hob den Sack und sah die Frau des Bürgermeisters an. Trotz ihres schweren Atems reichte sie die Worte durch die Lücke zwischen dem Bürgermeister und dem Türstock hindurch. Das Atmen machte ihr solche Mühe, dass die Worte ihr nur stoßweise entschlüpften. »Ich habe vergessen... Ich meine, ich wollte... wollte nur«, sagte sie, »nur... Danke sagen.«
    Wieder verwundete die Frau ihr Gesicht mit einem Lächeln. Sie trat vor, stellte sich neben ihren Mann, nickte ganz leicht, wartete und schloss dann die Tür.
    Es dauerte eine gute Minute, ehe Liesel sich zum Gehen wenden konnte.
    Sie lächelte die Treppenstufen an.
    der kämpfer betritt den ring
    Szenenwechsel.
    Wir haben es uns bislang zu leicht gemacht, ihr und ich, meint ihr nicht auch? Wie wäre es, wenn wir Molching für eine Weile den Rücken kehrten?
    Es wird uns guttun.
    Außerdem ist es wichtig für die Geschichte.
    Wir werden ein wenig miteinander gehen, zu einem geheimen Vorratsraum, und wir werden sehen, was wir sehen werden.
    EINE FÜHRUNG DURCH DAS LEIDEN
    Links von euch, vielleicht auch rechts, vielleicht direkt vor euch entdeckt ihr einen kleinen schwarzen Raum. Darin sitzt ein Jude. Er ist Abschaum. Er ist am Verhungern. Er ist voller Furcht. Bitte, schaut nicht weg.
    Ein paar hundert Kilometer nordwestlich, in Stuttgart, weit weg von Bücherdiebinnen, Bürgermeistergattinnen und der Himmelstraße, saß ein Mann im Dunkeln. Es war der beste Ort, entschied er. In der Dunkelheit ist es schwerer, einen Juden zu finden.
    Er saß auf einem Koffer und wartete. Wie viele Tage waren es jetzt schon?
    Wochen, so kam es ihm vor - seit Wochen hatte er nur den fauligen Geschmack seines eigenen hungrigen Atems zu sich genommen, und immer noch: nichts. Gelegentlich wanderten Stimmen vorbei, und manchmal sehnte er sich danach, dass sie an die Tür klopften, sie öffneten und ihn herauszerrten, ins unerträgliche Licht. Im Augenblick blieb ihm nichts weiter, als auf seinem Koffersofa zu sitzen, mit den Händen unter dem Kinn, die Ellbogen in die Oberschenkel gebohrt.
    Da war der Schlaf, der hungervolle Schlaf, der Missmut über den Halbschlaf und die Bestrafung des Bodens.
    Achte nicht auf die juckenden Füße.
    Kratz nicht an den Sohlen.
    Und beweg dich nicht mehr als nötig.
    Lass alles so, wie es ist, koste es, was es wolle. Vielleicht ist es bald Zeit zu gehen. Licht wie eine Waffe. Eine Explosion in den Augen. Vielleicht ist es bald Zeit zu gehen. Vielleicht ist es bald Zeit, also wach auf. Wach jetzt auf. Verdammt nochmal, wach auf!
    Die Tür wurde geöffnet und geschlossen, und eine Gestalt beugte sich über ihn. Die Hand klatschte auf die kalten Wellen seiner Kleidung und die schmutzigen Strömungen darunter. Eine Stimme floss zu ihm herab.
    »Max«, raunte sie. »Max, wach auf.«
    Seine Augen verhielten sich nicht so, wie man es gemeinhin bei namenlosem Erschrecken erwartet. Kein Aufreißen, kein Zusammenpressen, kein Blinzeln. Diese Dinge geschehen, wenn man aus einem schlimmen Traum erwacht, nicht wenn man in ihn hinein erwacht. Nein, seine Augenlider zogen sich behäbig zurück, von absoluter Dunkelheit zu grauem Dämmerlicht. Es war sein Körper, der reagierte, der hochschreckte und einen Arm vorschleuderte, der in die Luft packte.
    Die Stimme beruhigte ihn jetzt. »Entschuldige, dass es so lange gedauert hat. Ich glaube, man hat mich beobachtet. Und der Mann, der die Papiere besorgen sollte, hat länger gebraucht, als ich dachte, aber...« Eine Pause folgte. »Sie gehören jetzt dir. Sie sind nicht besonders gut, fürchte ich, aber hoffentlich gut genug, um dich ans Ziel zu brin gen.« Er kauerte sich nieder und deutete auf den Koffer. In der anderen Hand hielt er etwas Schweres, Flaches. »Komm schon, steh auf.« Max gehorchte, erhob sich und kratzte sich. Er fühlte, wie sich seine Knochen verengten. »Der Ausweis ist hier drin.« Es war ein Buch. »Du solltest auch die Karte und die Wegbeschreibung hineinlegen. Innen im Buchdeckel klebt ein Schlüssel.« Er öffnete den Koffer, so schnell er konnte, und legte das Buch so vorsichtig hinein, als wäre es eine Bombe. »Ich werde in ein paar Tagen

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