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Die Bücherdiebin

Die Bücherdiebin

Titel: Die Bücherdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak
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umgedreht und gelächelt, wenn er die Bücherdiebin auf Händen und Knien neben seinem entseelten Körper hätte sehen können. Er wäre froh gewesen zu erleben, wie sie seine staubigen, von Bomben zerfressenen Lippen küsste.
    Ja, ich weiß es.
    In der Dunkelheit meines finster schlagenden Herzens weiß ich es. Es hätte ihm bestimmt gefallen.
    Seht ihr?
    Selbst der Tod hat ein Herz.
    die spieler (Ein Würfel mit sieben Seiten)
    Natürlich bin ich gemein. Ich verderbe euch den Spaß und nehme das Ende vorweg, das Ende des gesamten Buches und besonders dieses Abschnitts. Ich habe euch zwei Ereignisse im Voraus verraten, weil ich nicht an Heimlichtuerei interessiert bin. Heimlichkeiten langweilen mich. Ich weiß, was passieren wird, und ihr auch. Es ist die Art und Weise, wie es passiert, die mich ärgert, verwirrt, fasziniert und erstaunt.
    Es gibt viele Dinge zu bedenken.
    Die Geschichte ist prallvoll.
    Da gibt es zum Beispiel ein Buch mit dem Titel Der Pfeifer, über das wir unbedingt reden müssen, und auch über den Grund, warum es kurz vor Weihnachten 1941 in der Amper trieb. Damit sollten wir uns zuerst beschäftigen, meint ihr nicht auch?
    Also abgemacht.
    Das werden wir.
    Mit Glücksspiel fing es an. Man setzt alles auf eine Karte und versteckt einen Ju den, und so lebt man dann auch.
    DER HAARSCHNITT: MITTE APRIL 1941
    Das Leben passte sich nun eilfertiger der Normalität an:
    Hans und Rosa stritten sich im Wohnzimmer, wenn auch viel leiser als früher. Liesel blieb, wie immer, Zuschauerin.
    Der Streit drehte sich um die vorangegangene Nacht, als Hans und Max gemeinsam mit Farbeimern, Worten und Lumpen im Keller gesessen hatten. Max hatte gefragt, ob Rosa ihm irgendwann einmal die Haare schneiden könnte. »Sie fallen mir in die Augen«, hatte er gesagt, woraufhin Hans erwidert hatte: »Ich werde sie mal fragen.«
    Jetzt kramte Rosa in den Schubladen herum. Ihre Worte schob sie, mit dem Rest des Gerumpels in der Kommode, Papa entgegen. »Wo ist diese verdammte Schere?«
    »Liegt sie denn nicht in der unteren Schublade?«
    »Da habe ich schon gesucht.«
    »Vielleicht hast du sie übersehen.«
    »Glaubst du vielleicht, ich bin blind?« Sie hob ihren Kopf und bellte: »Liesel!« »Ja?«
    Hans duckte sich. »Verdammt nochmal, Frau, von deinem Geschrei wird man ja taub.«
    »Halt's Maul, Saukerl.« Rosa suchte und kramte weiter und fragte unterdessen das Mädchen: »Liesel, wo ist die Schere?« Aber Liesel wusste es auch nicht. »Saumensch, du bist aber auch zu gar nichts nutze!«
    »Halt Liesel gefälligst da raus!«
    Mehr Worte flogen hin und her, von der Frau mit den elastischen Haaren zu dem silberäugigen Mann und zurück, bis Rosa die Schublade mit einem Mal zudonnerte. »Wahrscheinlich würde ich ihm sowieso nur lauter Löcher ins Haar schneiden.«
    »Löcher?« Zu diesem Zeitpunkt machte Papa den Eindruck, als wollte er sich am liebsten seine eigenen Haare ausreißen. Jetzt aber senkte er seine Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Es sieht ihn doch keiner!« Er wollte fortfahren, doch da tauchte die fedrige Gestalt von Max Vandenburg auf und blieb höflich und peinlich berührt im Türrahmen stehen. Max hatte seine eigene Schere dabei und trat vor, reichte sie weder Hans noch Rosa, sondern dem zwölfjährigen Mädchen. Er wählte die ruhigste Person im Zimmer. Sein Mund bebte eine Sekunde, ehe er fragte: »Würdest du?«
    Liesel nahm die Schere und klappte sie auf. Sie war gleichermaßen glänzend und an einigen Stellen verrostet. Sie wandte sich zu Papa um, und als er nickte, folgte sie Max hinunter in den Keller.
    Der Jude setzte sich auf einen Farbeimer. Ein kleines, farbbespritztes Tuch lag um seine Schultern. »Schneide so viele Löcher hinein, wie du willst«, sagte er zu ihr.
    Papa stellte sich auf die Treppe.
    Liesel hob die erste fedrige Strähne von Max Vandenburgs Haaren an.
    Während sie hineinschnitt, wunderte sie sich über den Klang der Schere. Es war kein Schnappen, sondern das Knirschen des einen Metallarms über den anderen, während beide die Haarfasern durchtrennten.
    Als sie fertig war, hier ein bisschen zu kurz, dort ein bisschen schief, ging sie mit dem abgeschnittenen Haar in der Hand nach oben und warf es in den Ofen. Sie zündete ein Streichholz an und schaute zu, wie der Haufen schrumpfte und in sich zusammensank. Orange und rot.
    Wieder stand Max im Türrahmen, diesmal auf der obersten Stufe der Kellertreppe. »Danke, Liesel.« Seine Stimme war groß und rau, und in ihr

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