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Die Bücherdiebin

Die Bücherdiebin

Titel: Die Bücherdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak
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gedrehte.
    Folgendes geschah:
    Liesel weigerte sich auszusteigen.
    »Was ist los mit dem Kind?«, wollte Rosa Hubermann wissen. Sie wiederholte es: »Was ist los mit diesem Kind?« Sie steckte ihr Gesicht in den Wagen und sagte: »Na, komm. Komm.«
    Der Vordersitz flog auf das Armaturenbrett zu. Ein Korridor aus kaltem Licht öffnete sich Liesel. Sie rührte sich nicht.
    Durch den Kreis auf der Fensterscheibe, den sie gewischt hatte, konnte Liesel die Finger des großen Mannes draußen sehen, die immer noch die Zigarette hielten. Asche taumelte von ihrer Spitze, wirbelte ein paar Mal herum und fiel dann zu Boden. Es dauerte fast fünfzehn Minuten, bis sie sich aus dem Auto locken ließ. Es war der große Mann, dem das Kunststück gelang.
    Still.
    Dann kam das Gartentor. Sie klammerte sich daran.
    Tränen stürmten aus ihren Augen, während sie sich festhielt und sich weigerte, ins Haus zu gehen. Die Leute kamen aus ihren Häusern auf die Straße und gafften, bis Rosa Hubermann ihnen Flüche entgegenschleuderte, die dafür sorgten, dass sie dahin zurückeilten, woher sie gekommen waren.
    WAS ROSA HUBERMANN IHNEN ZU SAGEN HATTE
    »Was glotzt ihr denn so, ihr Arschlöcher?«
    Schließlich trat Liesel Meminger zögernd ein. Hans Hubermann hielt ihre Hand. Der kleine Koffer hielt ihre andere. Vergraben in den Falten ihrer Kleidung im Innern des Koffers lag ein kleines schwarzes Buch, nach dem - so dürfen wir vermuten - ein vierzehnjähriger Totengräber in einem namenlosen Dorf stundenlang gesucht hatte. »Ich schwöre Ihnen«, höre ich ihn zu seinem Vorgesetzten sagen, »ich habe keine Ahnung, wo es geblieben ist. Ich habe überall gesucht. Überall!« Ich bin sicher, dass er niemals das Mädchen verdächtigt hätte. Und doch war es hier - ein schwarzes Buch mit silbernen Buchstaben unter der Decke ihrer Kleidung:
    HANDBUCH FÜR TOTENGRÄBER
    In zwölf Schritten zum Erfolg. Wie man ein guter Totengräber wird. Herausgegeben von der Bayerischen Friedhofsvereinigung.
    Die Bücherdiebin hatte zum ersten Mal zugeschlagen. Es war der außergewöhnlichen Karriere.
    als saumensch aufzuwachsen
    Ja, eine außergewöhnliche Karriere.
    Ich sollte allerdings vorausschicken, dass zwischen dem ersten Diebstahl und dem zweiten eine nicht unerhebliche Zeitspanne lag. Eine weitere bemerkenswerte Tatsache ist, dass das erste Buch aus dem Schnee gestohlen wurde und das zweite aus dem Feuer. Und es darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass sie Bücher geschenkt bekam. Alles in allem besaß sie vierzehn Bücher, aber ihre Geschichte besteht - aus ihrem Blickwinkel heraus betrachtet - hauptsächlich aus zehn. Von diesen zehn waren sechs gestohlen. Eines tauchte auf dem Küchentisch auf, zwei fertigte ein versteckter Jude für sie an, und eines wurde ihr an einem weichen, gelbgekleideten Nachmittag überreicht.
    Als sie ihre Geschichte aufschrieb, fragte sie sich, ab welchem Augenblick genau die Bücher und Worte nicht mehr nur irgendetwas bedeuteten, sondern alles. War es, als sie das erste Mal jenen Raum erblickte, in dem sich die Regale bis zur Zimmerdecke streckten? Oder als Max Vandenburg in der Himmelstraße eintraf und zwei Hände voll Leid und eine Ausgabe von Hitlers Mein Kampf ' bei sich trug? War es das Vorlesen im Luftschutzraum? Der letzte Marsch nach Dachau? War es Die Worteschüttlerin? Vielleicht würde es niemals eine befriedigende Antwort auf die Frage nach dem Wann und Wo geben. Überhaupt greife ich mir selbst vor. Bis wir zu den genannten Ereignissen kommen, müssen wir uns zunächst Liesel Memingers Anfängen in der Himmelstraße widmen und der Frage, was es mit Saumenschen auf sich hat.
    Bei ihrer Ankunft waren die Bissspuren des Schnees auf ihren Händen und das frostige Blut auf ihren Fingern noch deutlich sichtbar. Alles an ihr war unterernährt. Drahtdünne Schienbeine. Arme, hager wie Kleiderbügel. Sie zeigte es nicht oft, aber wenn es herausbrach, war auch ihr Lächeln am Verhungern.
    Ihre Haarfarbe näherte sich dem Blond, das als Kennzeichen des Deutschtums galt, aber sie hatte gefährliche Augen. Dunkelbraun. Zu jener Zeit mochte man in Deutschland keine braunen Augen. Vielleicht hatte sie die von ihrem Vater geerbt, aber wissen konnte sie es nicht; sie konnte sich nicht an ihn erinnern. Es gab nur eine einzige Sache, die sie von ihrem Vater wusste, ein Etikett, das sie nicht verstand.
    EIN MERKWÜRDIGES WORT
    Kommunist
    Sie hatte es in den vergangenen Jahren einige Male gehört. »Kommunist.«
    Da waren

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