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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anjali Banerjee
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bislang nicht die Rede.«
    Sie mustert mich eindringlich. » Du darfst nie aufhören, an die Liebe zu glauben. Vergiss Robert, diesen Misthaufen.«
    » Ich glaube nur an eine neue Liebe für dich. Wehe, wenn du nicht wieder gesund wirst und nach Hause kommst, damit wir einen netten Mann für dich suchen können.«
    Ihre Augen funkeln. » Zerbrich dir meinetwegen nicht den Kopf.« Sie steht auf und schlüpft in ihre Sandalen. » Deine Eltern erwarten dich sicher schon zum Essen. Ich zeige dir vorher noch die Mansardenwohnung. Dort oben wirst du die Magie entdecken.«

Kapitel 4

    M
agie, ach, herrje!
    Beim Gedanken in der moosigen, feuchten und dämmrigen kleinen Wohnung der Tante zu übernachten, gruselt es mir. Vermutlich wuchern Schimmelpilze an den Wänden. In diesem knarzenden Spukhaus werde ich nur über meine Leiche bleiben. Andererseits kann ich meiner gebrechlichen Tante nichts abschlagen. Also folge ich ihr die Holztreppe hinauf, die mitten im Haus nach oben führt. » Ich hatte ganz vergessen, wie schmal die Stufen sind«, stelle ich fest.
    Ihr Sari raschelt leise, als sie nach Spinnweben schlägt. » Das hier war ursprünglich die Dienstbotentreppe. Die Haupttreppe für alle anderen befindet sich vorne. Erinnerst du dich nicht?«
    » Vage. Findest du nicht, dass wir die gut beleuchtete Treppe benutzen sollten?« Ich habe schon seit Jahren keinen Fuß mehr in Tantes Buchladen gesetzt. Woher sollte ich denn die Zeit nehmen? Bei meinem letzten Besuch auf der Insel ist die Tante zu meinen Eltern gekommen.
    » Die Haupttreppe führt nur bis in den ersten Stock«, antwortet sie. » Meine Wohnung ist in der Mansarde. Zweiter Stock. Du wirst über allen Dächern schlafen.«
    » Ich sperre morgens den Laden auf und bleibe, bis der letzte Kunde gegangen ist. Aber ich bin nicht sicher, ob ich hier übernachten werde…«
    » Vergiss nicht, dass du ganz und gar ins Leben einer Buchhändlerin eintauchen solltest. Keine halben Sachen!«
    Ich räuspere mich. Je höher wir kommen, desto dicker liegt der Staub und desto stärker wird der Geruch nach Alter. » Ich werde die Stellung halten, und ich weiß, dass für dich niemand außer mir in Frage kommt. Doch ich bin keine Buchhändlerin. Ich werde nur so tun als ob.«
    Sie wirbelt auf den Fersen herum und rafft den Sari, dass ihre schlanken Waden in Sicht kommen. » So tun als ob, gilt nicht, Bippy. Du hast versprochen, mir zu helfen.«
    » Das werde ich auch, aber… ich möchte mich nicht in deine Privatsphäre einmischen, indem ich in deiner Wohnung wohne und so.«
    » Soll das heißen, du fürchtest dich vor diesem knarzenden alten Haus?«
    » Aber nicht doch.« Allerdings fürchte ich mich tatsächlich. Ich fürchte mich vor leeren Zimmern, ächzenden Dielenbrettern und dem Wind, der in der Nacht an den Fensterscheiben rüttelt. Ich bin ohnehin schon aufgewühlt genug und von Roberts Seitensprüngen wundgerieben. Ich habe Angst vor meinen eigenen Gedanken, davor, allein in einem Bett zu schlafen und allein darin aufzuwachen. Außerdem mache ich mir Sorgen, dass meine Tante nicht zurückkommen könnte.
    » Dann wird es auch kein Problem für dich sein, auf meinen geliebten Buchladen aufzupassen, während ich in Indien bin. Wenn du nicht hier übernachtest, bekommt das Haus gewissermaßen schlechte Laune.« Sie öffnet die Tür zur Mansardenwohnung, die von antiken Lampen schwach erleuchtet und mit Möbeln und Büchern vollgestopft ist. Alles, was aus Holz ist, angefangen von den schmalen Deckenbalken bis hin zu den Fußböden, hat einen goldbraunen Farbton. Die Räume verströmen den Hauch von Alter und Staub. Die Wohnung ist so klein wie eine Puppenstube.
    » Reizend, findest du nicht?« Meine Tante eilt durch das winzige Wohnzimmer und reißt ein Fenster aus gewelltem Glas auf. Kühle Luft strömt herein und bringt einen kräftigen Duft von Zedern und feuchtem Gras mit. Ein paar weiße Lacksplitter fallen vom Fensterbrett aufs Parkett.
    » Ein altmodischer Charme.« Ich halte mir einen Finger an die Nase. Wieder treibt mir der Staub die Tränen in die Augen, sodass das Zimmer in wässrigem Dunst verschwimmt.
    » Das sind Hemingways Bleistifte«, verkündet sie und deutet auf einen antiken mit verschiedenen Schreibutensilien bedeckten Schreibtisch in der Mitte. » John Steinbeck hat auch am liebsten mit dem Bleistift geschrieben.« Sie greift nach einem gelben Füller und hält ihn vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger. » Ein Mandarin Yellow Parker Duofold,

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