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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anjali Banerjee
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benutzt von Colette.«
    » Eine ganz schöne Sammlung«, spiele ich das Spiel mit, obwohl ich bezweifle, dass einer dieser Gegenstände wirklich einem berühmten Autor gehört hat. Wahrscheinlich hat sie sie auf dem Flohmarkt gekauft.
    » Achtest du wirklich auf die Sachen?«
    » Natürlich.« Auch wenn ich nicht die Absicht habe, die Nacht hier zu verbringen, werde ich bestimmt ein Auge auf ihre Besitztümer haben… aber von unten.
    Sie zeigt mir das Minibad, wo über einem antiken Keramikwaschbecken ein in Gold gerahmter Spiegel hängt.
    » Dickens?«, frage ich.
    » Natürlich nicht«, erwidert sie herablassend. » Emily Dickinson. Habe ihn vor langer Zeit während einer Reise nach Massachusetts entdeckt.«
    » Weiß das Museum, dass du ihn hast?«
    » Die würden bestimmt abstreiten, dass es ihrer war.«
    » Warum bist du eigentlich so überzeugt davon, dass es so ist?«
    » Warum nicht?«
    Ich hätte mir denken können, dass es ein Fehler war nachzuhaken.
    Die Tante zeigt mir ihr Schlafzimmer, das aus einem Märchenbuch zu stammen scheint. Angeblich hat das Messinggestell des Doppelbettes früher einmal Marcel Proust gehört, der im Liegen geschrieben hat. Die Matratze ist in der Mitte durchgelegen. Offenbar erwartet meine Tante, dass ich hier schlafe– unter einem gewaltigen Spinnennetz, das von der Decke baumelt.
    In der winzigen Küche hängen Körbe mit Knoblauchzehen und Zwiebeln. Bunte Kürbisse in verschiedenen Größen sind in einer Schale arrangiert.
    » Genug Gemüse für deine Kochexperimente«, meint die Tante.
    » Danke, aber ich koche normalerweise nicht.« Ich habe keine Ahnung, was man mit rohem Gemüse anfängt, das man tatsächlich irgendwie zubereiten muss. Außerdem fehlt mir die Zeit, einen Kürbis zu zerkleinern und eine Stunde zuzuschauen, wie er im Ofen gart.
    » Hoffentlich gefällt dir mein bescheidenes Zuhause.« Ein freudiges Lächeln auf dem Gesicht, legt die Tante ihre Hände beschwörend aufs Herz.
    » Du bist ja bald wieder zurück.« Ich wende mich ab und schaue zum Fenster hinaus, damit sie meine zweifelnde Miene nicht bemerkt. Am anderen Ufer ragt der schneebedeckte Gipfel des Mount Rainier gute viertausend Meter über die Landschaft. » Und dann kannst du diese wundervolle Aussicht genießen.«
    » Ja, ist das nicht ein Traum?«, flüstert sie hinter mir. Doch als ich mich umdrehe, ist niemand da. Meine Tante ist bereits hinausgegangen.

Kapitel 5

    I
ch haste die Harborside Road entlang zum Haus meiner Eltern in der Fairport Lane. Im bitterkalten Wind komme ich an abendlichen Spaziergängern, Joggern und händchenhaltenden Pärchen vorbei, die einander in die Augen sehen, als währte ihre Liebe ewig.
    Dabei halte ich mein Mobiltelefon in den verschiedensten Winkeln in die Höhe. Kein Empfang. Das Fairport Café schließt schon früh. Kein Zeitungskiosk. Kein Wall Street Journal.
    Wenigstens bin ich Roberts Pesthauch entronnen. Ein paar Wochen werde ich es schon schaffen, auf den muffigen Laden meiner Tante aufzupassen und für Ordnung zu sorgen. Kein Problem.
    Schließlich erreiche ich das Haus meiner Eltern. Es ist im Cape-Cod-Stil erbaut und steht auf einem Hügel mit Blick auf die Bucht. Entlang des Weges durch den Vorgarten hat meine Mutter Immergrün in Terracottatöpfen aufgestellt. Der Rasen ist wie immer makellos gepflegt, die scharf gestochenen Kanten wirken beinahe unnatürlich.
    Noch während ich die Hand hebe, um anzuklopfen, macht Ma die Tür auf. Sie ist kräftig gebaut, hält sich gerade und trägt ihr Haar kurz geschnitten. Ma hat nur selten einen Sari an. Sie bevorzugt beigefarbene Hosen und gemusterte Blusen. Ihre Haut ist hell, ihr Haar braun wie das Fell eines Eichhörnchens. Wärme weht mir entgegen, als sie mich in die rosa geflieste Vorhalle zieht. Der Duft nach Zwiebeln, Kreuzkümmel und Knoblauch liegt in der Luft. Ich bin zu Hause.
    » Na, hat die Tante dich endlich gehen lassen?«, fragt Ma und umarmt mich.
    » Sie hat mich belagert, aber ich konnte fliehen.«
    » Mir ist es lieber, dass du hier wohnst und nicht in der staubigen alten Falle. Ich verstehe nicht, wie Ruma diese Unordnung aushält. Komm rein. Gita ist heute Morgen mit der Fähre eingetroffen. Jetzt ist sie oben und duscht. Den ganzen Nachmittag hat sie schon in der Küche verbracht.«
    » Sie ist einfach eine phantastische Köchin«, erwidere ich und spüre hinter meinen Rippen einen kleinen Stich: Neid. Gita, meine liebe jüngere Schwester, weiß, wie man wahre Gourmetmahlzeiten

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