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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einzulassen.
    »Jetzt hast du mir alles verdorben!«, klagte Tuppence.
    »Was?«, rief Tommy und rannte in Lady Lauras Zimmer. Er verschwand in ihrem Badezimmer, nahm das große Stück Badeseife aus der Seifenschale und kam damit aus dem Zimmer, als der Inspektor gerade die Treppe heraufstieg.
    »Sie hat keine Schwierigkeiten gemacht«, verkündete dieser ruhig. »Sie ist keine Anfängerin und weiß, wann das Spiel verloren ist. Aber wo ist die Perle?«
    »Ich nehme fast an, dass Sie sie hier in der Seife finden werden«, erklärte Tommy und deutete auf seine rechte Hand. Die Augen des Inspektors blitzten voller Anerkennung.
    »Das ist ein alter Trick – und ein guter noch dazu. Man zerschneidet ein Stück Seife; höhlt einen Raum für das Juwel aus, klappt die Hälften wieder zusammen und verreibt dann die Schnittstelle mit warmem Wasser. Das herauszufinden – wirklich ausgezeichnete Arbeit, Sir.«
    Tommy schmunzelte über das Kompliment. Tuppence und er gingen die Treppe hinunter. Colonel Kingston Bruce stürzte ihm entgegen und schüttelte ihm begeistert die Hand.
    »Lieber Freund, ich kann Ihnen nicht genug danken. Lady Laura möchte Ihnen auch ihren Dank aussprechen!«
    »Es war uns ein Vergnügen, Sie zufrieden zu stellen«, sagte Tommy. »Aber leider kann ich nicht bleiben. Ich habe eine sehr dringende Verabredung. Mit dem Innenminister.«
    Er eilte hinaus und sprang in seinen Wagen. Tuppence ließ sich auf den Nebensitz fallen.
    »Aber Tommy«, rief sie, »wieso haben sie Lady Laura denn nicht verhaftet?«
    »Oh«, sagte Tommy, »habe ich es dir noch nicht gesagt? Sie haben nicht Lady Laura verhaftet, sondern Elise, ihre Zofe.«
    Tuppence saß da wie vom Donner gerührt.
    »Ja, siehst du«, fuhr Tommy fort, »ich habe selbst oft versucht, mit seifigen Händen eine Tür zu öffnen. Es ist unmöglich – die Finger rutschen ab. Da habe ich mich gefragt, wie Elise dazu kommen mochte, soviel Seife auf ihre Hände zu schmieren. Sie hat ein Handtuch genommen – erinnerst du dich noch! Deswegen waren nachher keine Seifenspuren mehr auf dem Türknopf. Ich überlegte mir, dass eine Berufsdiebin als Zofe einer an Kleptomanie leidenden Dame, die noch dazu ständig in reichen Häusern zu Gast ist, ungestört ihrem Beruf nachgehen kann. Es gelang mir, ein Foto von ihr anzufertigen, dann drückte ich ihr die belichtete Platte in die Hand und begab mich schließlich zum lieben, alten Scotland Yard. Die Platte wurde schnell entwickelt, die Fingerabdrücke identifiziert: Elise war eine alte, lang verschollene Bekannte. Keine schlechte Einrichtung, dieses Scotland Yard.«
    Tuppence hatte ihre Stimme wiedergefunden.
    »Unglaublich, dass diese zwei jungen Dummköpfe sich gegenseitig ohne jeden Grund verdächtigten, nur aus Gefühlsduselei! Aber warum hast du mir nicht verraten, was du vorhattest, als du abfuhrst?«
    »Erstens, weil ich vermutete, dass Elise hinter der Tür lauschte, und zweitens…«
    »Nun?«
    »Mein gelehrter Freund vergisst, dass Thorndyke immer erst im entscheidenden Augenblick den Mund aufmacht. Ihr habt mich neulich zwei zu eins geschlagen, du und deine Janet Smith. Jetzt sind wir wieder quitt.«

Der geheimnisvolle Unbekannte
     
    » S o ein verflixt langweiliger Tag«, sagte Tommy mit herzhaftem Gähnen.
    »Kurz vor Teezeit«, bemerkte Tuppence und gähnte ebenfalls.
    Das Geschäft lief mäßig in der Internationalen Detektei. Der mit Spannung erwartete Brief des Schinkenhändlers war nicht eingetroffen, und echte Fälle waren nicht in Sicht.
    Albert, der Bürojunge, kam mit einem versiegelten Paket herein und stellte es auf den Tisch.
    »Das Geheimnis des versiegelten Paketes«, flüsterte Tommy. »Enthielt es die weltberühmten Perlen der russischen Großherzogin? Oder war es vielmehr eine Höllenmaschine, dazu bestimmt, Blunts Brillante Detektive in die Luft zu jagen?«
    »Tatsächlich«, sagte Tuppence, während sie das Paket aufriss, »ist es mein Hochzeitsgeschenk an Francis Haviland. Hübsch, nicht wahr?«
    Tommy entnahm ihrer ausgestreckten Hand ein schlankes, silbernes Zigarettenetui, bemerkte die Gravur in ihrer eigenen Handschrift: Für Francis von Tu p pence, klappte es auf und wieder zu und nickte beifällig.
    »Du verstehst etwas vom Geldausgeben, Tuppence«, stellte er fest. »Ich wünsche mir genauso eines, nur in Gold, zu meinem Geburtstag kommenden Monat. Man stelle sich vor, so etwas an Francis Haviland zu verschwenden, der seit jeher und für immer einer der größten Esel ist, die

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